SPOX: Das klingt ganz so, als seien Sie sich sehr ähnlich. Wie würden Sie ihn denn beschreiben?
Loch: Der Schorsch ist ein Verrückter, wobei, ein bisschen verrückt sind wir Rennsportler ja alle. (lacht) Es ist schwierig, ihn zu beschreiben. Er ist auf jeden Fall ein Perfektionist. Wenn er etwas angeht, dann nicht zu 90, sondern immer 100 Prozent. Weniger geht bei ihm nicht.
SPOX: Und wie ist das außerhalb des Sports, wenn es mal nicht ums Rodeln geht?
Loch: Den Sportler außerhalb seiner Sportart gibt es eigentlich nur sehr selten. Es ist daher fast unmöglich, das Private und den Sport getrennt zu betrachten, da es irgendwie eins ist. Ich denke, er ist da aber ganz normal: Gerne sehr erfolgreich, aber eben auch froh, wenn er mal ein bisschen seine Ruhe hat. Es ist sonst schon so, dass ihn zum Beispiel am Flughafen jeder anredet. Das ist eher nicht so sein Ding.
SPOX: Für einen Sport mit einer eher kleinen Lobby haben Sie eine verhältnismäßig große Fangemeinde. Seit Hackl hatte wohl kein Rodler mehr einen solchen Einfluss wie Sie. Wie wichtig ist es Ihnen, die öffentliche Wahrnehmung des Rodelns zu pushen?
Loch: Es ist sehr, sehr wichtig, dass wir wahrgenommen werden. Wir müssen aber richtig erfolgreich sein, um überhaupt Aufmerksamkeit zu erhalten. In den letzten Jahren hat man das sehr gut gesehen, zum Beispiel an den Fernsehzeiten. Es wird einfach mehr übertragen, wenn der Erfolg da ist. Ewig werde ich den Sport aber auch nicht machen können, da muss jetzt etwas nachkommen. Um Talente heranzuführen, ist die Bekanntheit des Sports auf jeden Fall förderlich, schließlich gibt das mehr Geld, was in Jugendarbeit investiert werden kann.
SPOX: Geld, das aber auch an anderen Stellen gebraucht wird. Ein Kritikpunkt, dem sich der Rodelverband sicherlich stellen muss, ist der Faktor Wirtschaftlichkeit. Deutschland verfügt über vier Bob- und Rodelbahnen, die mehrere Hundert Millionen Euro kosteten. Wie rentiert sich das?
Loch: Um so erfolgreich zu sein, brauchen wir selbstredend viele Sportstätten. Das ist ein Pluspunkt bei uns, da sehr viele Kinder auf verschiedenen Bahnen trainieren können. Sie lernen die Abläufe beim Rodeln und vor allem auch, wie es auf anderen Bahnen funktioniert. Das ist die große Schwierigkeit: Man muss nicht nur auf einer Bahn zurechtzukommen, sondern auf mehreren. Wer die Möglichkeit hat, das im eigenen Land zu üben und nicht etwa nach Amerika reisen muss, um diese Erfahrung zu machen, der ist klar im Vorteil. Das ist der Grund, weshalb der deutsche Rodelsport so stark ist.
SPOX: Die Bahn in Winterberg ist mit über zweieinhalb Millionen Euro verschuldet. Ohne Zuschüsse könnte sich der Sport dort nicht halten. Die Stadt steuerte im vergangenen Jahr fast eine halbe Million dazu. Können Sie verstehen, dass so etwas manchem Steuerzahler negativ aufstößt?
Loch: Unser Rennrodelsport wird grundsätzlich von öffentlichen Mitteln gefördert, genauso wie auch örtliche Turnhallen oder andere Sportstätten. Ohne die finanzielle Hilfe von Bund, Ländern und Kommunen würde das nicht gehen. Daher sind wir auf öffentliche Gelder angewiesen. Natürlich kann ich verstehen, dass es Diskussionen über die Förderung gibt, allerdings brauchen wir die Gelder, um international erfolgreich zu sein und mithalten zu können.
SPOX: Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang die Deutsche Sporthilfe und die neu ins Leben gerufene Sportlotterie?
Loch: Die Sporthilfe ist auf jeden Fall enorm wichtig, nicht nur für uns Rodler, sondern für jeden Spitzensportler und vor allem für den Nachwuchs im Leistungssport. Ohne die Deutsche Sporthilfe und ohne die Bundespolizei, die Bundeswehr oder den Zoll könnten viele von uns ihren Sport nicht so ausüben. Dass jetzt noch die Sportlotterie hinzukommt, ist eine tolle Sache. Ein solches System gibt es in Deutschland ja noch gar nicht, hat sich aber im Ausland schon bewährt. Wenn da am Ende noch der eine oder andere Euro übrigbleibt, ist das wirklich klasse.
SPOX: Besonders wichtig ist unter den Sportlern und Verbänden daher wohl Zusammenhalt. Immer wieder hört man jedoch, wie schwierig es ist, im Spitzensport echte Freundschaften zu knüpfen. Wie weit darf der Konkurrenzgedanke gehen?
Loch: Konkurrenz ist in einer Einzelsportart immer vorhanden. Im Fußball wird als Team gespielt, bei uns ist jeder für sich selbst verantwortlich. Natürlich sind wir auch als Mannschaft unterwegs und wir Deutschen verstehen uns untereinander auch wirklich sehr gut. Da wir für das gleiche Land starten, gönnen wir uns den Erfolg auch gegenseitig.
SPOX: Den anderen nicht?
Loch: Man kennt sich, man schätzt sich, man tut keinem anderen etwas Böses. Es ist ein normales Nebeneinander. Ich würde mich jetzt aber nicht mit einem Armin Zöggeler an einen Tisch setzen und mich mit ihm über die Technik meines Schlittens zu unterhalten.
SPOX: Sie sprechen Zöggeler an. Er hat als einer der ganz Großen des Rodelns seine Karriere nach Sotschi beendet. Schade für den Rodelsport?
Loch: Ja, natürlich ist es schade. Aber ich denke, er wird uns in irgendeiner anderen Form erhalten bleiben. Der italienische Nachwuchs kann auf jeden Fall von seiner ganzen Erfahrung profitieren. 40 ist aber sicher ein schönes Alter, um mit dem Rodeln aufzuhören.
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