Goldener Geburtstag

Von Benedikt Treuer
Auf Severin Freund und Eric Frenzel ruhen bei der Nordischen Ski-WM die deutschen Hoffnungen
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Skispringen

Frauen (international): Die öffentliche Aufmerksamkeit im Skisprung-Zirkus widmet sich während der Weltcupsaison fast ausschließlich den Männern. Daher sind Großveranstaltungen wie die WM selbstredend auch für die Frauen eine große Chance, ins Rampenlicht zu rücken. Ähnlich wie bei den Herren verspricht auch die Damen-Konkurrenz reichlich Spannung, obwohl die Leistungsspitze nicht so breit ist.

Was die Zuschauer in Falun erwarten könnte, hat das jüngste Weltcup-Springen in Ljubno gezeigt: Punktgleich landeten die Gesamtweltcup-Führende Daniela Iraschko-Stolz (Österreich) und ihre ärgste Verfolgerin Sara Takanashi (Japan) auf Platz eins - geteilter Sieg und viel Optimismus in Richtung Schweden.

"Meine Sprünge, meine Leistungen und mein Gefühl werden immer besser. Ich hoffe, dass mir in Falun ähnlich gute Sprünge gelingen", freute sich Takanashi, die sich mit Kampfansagen ebenso zurückhielt wie die Top-Favoritin Iraschko-Stolz.

"Ich erwarte mir nicht viel von Falun, weil ich die neue Schanze nicht kenne. Ich bin in einer guten Form und meine Sprünge sind in dieser Saison sehr konstant. Ich freue mich einfach darauf und werde mein Bestes geben", so die Österreicherin. Während die beiden Kontrahentinnen auf dem Podium gesetzt scheinen, ist der Kampf um das verbliebene Edelmetall offen.

Frauen (DSV): Spätestens seit ihrer überraschenden Olympia-Goldmedaille ist Carina Vogt jedem Wintersportler ein Begriff. Und auch im Weltcup hat sich die 23-Jährige in der Spitze etabliert. Aktuell rangiert die DSV-Springerin auf dem dritten Platz hinter Iraschko-Stolz und Takanashi und ist nicht nur deshalb eine der größten deutschen Hoffnungen auf eine WM-Medaille.

Schon zweimal stand Vogt in dieser Weltcup-Saison ganz oben - ein Umstand, der ihr weiter Selbstvertrauen verliehen hat. "Carina nimmt seit Sotschi eine wesentlich größere Körpervorlage ein und ihre ohnehin große mentale Stärke ist gewachsen", sagt Bundestrainer Andreas Bauer, der Vogt auch in Falun zutraut, auf Rang eins zu springen. Unmöglich ist das in keinem Fall und es würde dem Frauen-Skispringen sogar noch mehr von der Aufmerksamkeit bringen, um die der Verband seit Jahren kämpft.

Die beste Deutsche hat auch gelernt, mit dem Druck umzugehen, der seit Olympia auf ihr lastet: "Man wächst in die Situation rein, sie belastet mich nicht mehr. Ich habe über das Jahr viele Erfahrungen gemacht. Man muss versuchen, bei sich zu bleiben und den Hype nicht mitzumachen, den die Medien draus machen." Hinter ihr verfügt der DSV über keine weitere direkte Medaillenkandidatin. Katharina Althaus, Ulrike Gräßler und Juliane Seyfarth haben aber in jedem Fall das Ziel, in die Top 10 zu springen.

Männer (international): Kaum eine Spitze der aktuellen Wintersport-Saison ist so breit wie die der Skispringer. Der Weltcup-Führende Peter Prevz, die Vierschanzentournee-Besten Stefan Kraft und Michael Hayböck (beide Österreich) und die Norweger Anders Fannemel und Rune Velta hegen ebenso Siegansprüche wie Altstar Noriaki Kasai, Roman Koudelka, Kamil Stoch, Simon Ammann oder Gregor Schlierenzauer.

Wie spannend der Weltcup und damit auch die anstehende WM sind, zeigt ein einfacher Blick in die Statistik: Ganze zwölf (!) verschiedene Einzelsieger gab es in dieser Saison bereits, darunter auch die starken Deutschen Severin Freund und Richard Freitag. In der internationalen Konkurrenz einen Favoriten auszumachen ist schier unmöglich: Seit Wochen übertrifft sich die Weltspitze immer wieder selbst - stetig wechseln die Namen auf dem Podest.

Unter den vielen Top-Springern hat sich jedoch Peter Prevz als der beständigste entpuppt: Der Slowene springt seit der Vierschanzentournee konstant um die vordersten Plätze mit. Am Wochenende überragte auch Anders Fannemel mit einem Fabel-Weltrekord über 251,5 Meter beim Skifliegen in Vikersund. Festzuhalten bleibt also in jedem Fall: Möglich ist auch in Falun alles.

Männer (DSV): Es fällt schwer, Deutschlands aktuellen Überflieger erst an dieser Stelle genauer zu beleuchten: Severin Freund. Sensationelle fünf Einzelsiege hat sich der 26-Jährige seit der Tournee Anfang Januar bereits gesichert, mehr als jeder seiner Konkurrenten.

"Severin springt seit Wochen in Topform. Bei der WM gehört er sicher zum Kreis der Favoriten, auch wenn es dort wieder bei Null beginnt", sagte Bundestrainer Werner Schuster, nachdem Freund beim Skifliegen in Vikersund am Wochenende mit 245 Metern deutschen Rekord sprang. Vor der Umstellung zurück auf die kleinere Schanze graut es Freund aber nicht: "Falun ist etwas Neues, aber das ist eigentlich jedes Wochenende so. Ich bin bereit. Die WM kann kommen."

Neben der deutschen Goldhoffnung Freund ist sicher auch Richard Freitag für eine Überraschung gut. Zweimal sprang auch er in dieser Weltcup-Runde schon am weitesten, wenngleich seine Leistungen immer wieder großen Schwankungen unterliegen. Marinus Kraus, Michael Neumayer, Markus Eisenbichler und Andreas Wellinger haben ihre Stärken zwar schon des Öfteren aufblitzen lassen, werden mit der Medaillenvergabe in den Einzelspringen aber wohl nichts zu tun haben.

Team: Im Einzel unter den Medaillenanwärtern, im Team Topfavoriten? Den DSV-Adlern ist im Verbund auch 2015 viel zuzutrauen. Sowohl im Teamspringen der Männer (bei den Frauen gibt es diesen Wettbewerb nicht) als auch im Mixed-Wettkampf hat der DSV beste Chancen auf Edelmetall. Die Männer um Freund, Freitag, Kraus und Co. sind ebenso konkurrenzfähig wie die Kombination zusammen mit den Damen.

Größte Konkurrenten um die vordersten Plätze sind die österreichischen Teams, die sowohl bei den Herren als auch bei den Damen über die besten Einzelspringer verfügen. Medaillenchancen rechnen sich auch Japan, Norwegen und die Slowenen um Peter Prevz aus.

DSV-Prognose: 2x Gold, 1x Silber, 1x Bronze

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