Goldener Geburtstag

Von Benedikt Treuer
Auf Severin Freund und Eric Frenzel ruhen bei der Nordischen Ski-WM die deutschen Hoffnungen
© getty

Die Nordische Ski-WM feiert in Falun ihren 50. Geburtstag. Doch wer räumt am meisten Geschenke ab? Der DSV hofft auf Severin Freund und die Kombi-Armada. In der Loipe gilt: Norwegen gegen die Suppe!

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Langlauf

Frauen (international): Norwegisches Schaulaufen in Schweden! Wenn die Langlauf-Frauen in Falun um die Medaillen kämpfen, haben Marit Björgen und Co. Edelmetall praktisch fest eingeplant. Ein Blick auf die Ergebnisse der aktuellen Saison reicht dafür eigentlich aus: Björgen, die sich in Östersund am Wochenende schon vorzeitig den Gewinn im Gesamtweltcup sicherte, führt in diesem uneinholbar vor ihren Landsfrauen Therese Johaug, Heidi Weng, Ingvild Flugstad Östberg, Ragnhild Haga und Maiken Caspersen Falla.

Es gilt nun mal immer noch: Wo Björgen an den Start geht, gilt sie als Favoritin. "Nach der Tour de Ski hatte ich einen kleinen Durchhänger, aber jetzt bin ich wieder in Form. Ich bin glücklich über meine aktuellen Ergebnisse", reist die 90-fache Weltcupsiegerin voller Selbstvertrauen zur WM. Schon 2013 in Val die Fiemme war die Altmeisterin mit viermal Gold und einer Silbermedaille die überragende Persönlichkeit gewesen.

Zwar ist es unwahrscheinlich, dass sich Björgen, die bei Großereignissen traditionell immer in Bestform aufläuft, einen Aussetzer leistet, jedoch sind gerade Johaug und die Schwedin Charlotte Kalla aktuell durchaus in der Lage, der Favoritin ein Schnippchen zu schlagen. Neben Kalla, die bei ihrem jüngsten Sieg in Östersund mit großem Vorsprung ein Ausrufezeichen setzte, hofft auch ihre sprintstarke Landsfrau Stina Nilsson auf einen Titel im eigenen Land.

Frauen (DSV): Abgesehen von den heimischen Schwedinnen hoffen auch die deutschen Starterinnen auf mehr als nur eine gute Platzierung hinter Norwegen. Gänzlich aussichtslos ist dieses Unterfangen gewiss nicht, schließlich haben vor allem Nicole Fessel und Denise Hermann schon mit guten Leistungen in dieser Saison aufhorchen lassen. Die Generalprobe in Östersund ging am Wochenende aber mächtig in die Hose: Bis auf Herrmann enttäuschten die DSV-Läuferinnen allesamt mit schlechten Leistungen.

Alle Chancen will man dem Team im DSV-Lager deshalb aber nicht absprechen. "Die Damen konnten ja in diesem Winter schon Akzente in Richtung Podest setzen, ganz besonders Nicole Fessel und Steffi Böhler", übt sich Bundestrainer Frank Ullrich in großem Zuspruch für seine Schützlinge. "Jeder in unserer Mannschaft fährt mit dem Ziel zur WM, eine Medaille zu gewinnen", so der Coach gegenüber der "MZ".

Wenngleich bei all der norwegischen Dominanz kein deutsches Medaillenfeuerwerk erwartet werden kann, haben die Favoritinnen vor allem vor Fessel großen Respekt. Die 31-Jährige ist im Gesamtweltcup die beste Nicht-Norwegerin und fühlt sich nach Platz sechs in Östersund gewappnet: "Nach dem langen Trainingslager wusste ich nicht so recht, wo ich stehe. Jetzt habe ich eine Ahnung, was in Falun auf mich zukommt."

Männer (international): Auch bei den Männern ist die Wahrscheinlichkeit einer norwegischen Triumph-Woche nicht unbedingt gering. Mit Martin Johnsrud Sundby (1202 Punkte) und Petter Northug (860) stellt die erfolgreichste Nation der Geschichte der Nordischen Ski-WM auch 2014/15 die konstantesten Läufer im Gesamtweltcup.

Während es schwer werden wird, Sundby Gold in den Distanz-Disziplinen streitig zu machen - beste Chancen haben sicher Northug, der Schweizer Dario Cologna und der Norweger Finn Haagen Kroog, der zuletzt in Östersund im Sprint und Freistil siegte - ist der Sprint die umso größere Wundertüte. Fast wöchentlich wechseln Sieger und Podestplatzierte, womit die Sprintrennen der Männer auch in Falun zu den spannendsten Entscheidungen der WM zählen werden.

Für die Gastgeber aus Schweden soll es vor allem Calle Halfvarsson richten. Sowohl im Freistilrennen als auch beim Skiathlon rechnet sich der Lokalmatador große Chancen aus.

Männer (DSV): Der Optimismus bei den deutschen Männern hält sich stark in Grenzen. "Im Herrenbereich wird es noch schwieriger für uns, weil ältere Topathleten wie Teichmann, Angerer oder Filbrich ihre Karriere beendet haben", gibt Ullrich zu. Die jüngsten Ergebnisse bestätigen diese Befürchtungen: Beim Freistilrennen in Östersund war Tim Tscharnke auf Platz 39 (!) bester Deutscher - viel zu wenig für die Ansprüche des DSV.

Dass ausgerechnet in Falun die Trendwende erfolgt, ist kaum vorstellbar. Unter den Top 50 der Weltcup-Wertung findet sich nicht ein einziger Deutscher. Einen fast schon verschämten Blick wagt Ullrich trotzdem nach ganz vorne: "Bei den Herren wäre Edelmetall ein Signal für die Zukunft."

Wie es gehen kann, hat Tscharnke in dieser Saison bereits bewiesen: Im Rahmen der Tour de Ski siegte der 25-Jährige sensationell. "Er hat gezeigt, was für deutsche Langläufer möglich ist, wenn an einem Tag alles zusammenpasst: die persönliche Form, Topmaterial und Selbstvertrauen. Er hat mit diesem Erfolg gezeigt, dass der deutsche Skilanglauf noch lebt", so der Cheftrainer. Es darf aus deutscher Sicht also geträumt werden - wenn auch nur sehr vorsichtig.

Team: "Wir wollen unsere Chance nutzen. Die besten Gelegenheiten bieten sicher die Staffelrennen und die Teamsprints", fasst Ullrich die Lage treffend zusammen. Wenngleich dem DSV die herausragenden Einzelakteure fehlen, besteht dennoch die geringe Chance auf eine Überraschungsmedaille in den Team- und Staffelwettbewerben. Diese ist bei den Frauen in der aktuellen Form nicht wahrscheinlich - aber eben immer noch wahrscheinlicher als bei den Männern.

Für den ganz großen Sprung nach vorne wird es aber in keinem Fall reichen. Dazu verfügt die Konkurrenz über das deutlich stärkere Aufgebot, selbst in Zweitbesetzung. Das weiß auch Ullrich: "Die Schweden werden bei ihrer Heim-WM so richtig angreifen, die Norweger sind sowieso eine Klasse für sich. Wir werden skandinavische Spiele erleben."

DSV-Prognose: 1x Bronze

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