"Außenseiter" aus dem Norden: Schweden
Nicht nur Serbien gelang gegen Spanien in der Playoff-Runde eine gehörige Überraschung, auch die Schweden von Hakan Ericson sorgten für Furore. Durch je einen Doppelpack von Isaac Thelin und dem Ex-Bayernspieler Oscar Lewicki schlugen die Skandinavier Frankreich zuhause mit 4:1. Nach einem 2:0 im Hinspiel hatten die Franzosen um Kondogbia, Imbula, Thauvin, Umtiti und Laporte in Schweden keine wirkliche Chance. Vorher gewannen die Schweden ihre Qualifikationsgruppe hauchdünn vor Griechenland, Polen und der Türkei.
Die Gruppe A im Check: Außenseiter, aber kein Kanonenfutter
Der 55-jährige Trainer Ericson wurde im März vom jungen Jens Gustafsson ersetzt, der das Team kaum veränderte, aber ein wenig strukturierter spielen ließ und den Fokus auf eine Verbesserung der Defensivleistung legte. In den letzten Testspielen spielte man relativ schwankend, Norwegen wurde 6:0 geschlagen, in Finnland setzte es aber nur ein 0:0. Allerdings testete man in den Spielen natürlich auch einige Alternativen.
Der Kader im Überblick:
Im schwedischen Kader gibt es einige interessante und talentierte Spieler. Die Torhüter sind durchweg solide, Patrik Carlgren scheint den Stammplatz inne zu haben. Eine stabile Verteidigung haben die Schweden definitiv auch, Milosevic spielt bei Besiktas und ist ein sehr sicherer Verteidiger, der über eine gewisse Physis verfügt.
Konate, Helander und Lewicki haben Erfahrungen in der Königsklasse gesammelt, wobei Lewicki durchaus auch im Mittelfeld zum Einsatz gekommen ist. Das laufstarke und dichte Mittelfeld ist gut organisiert und taktisch ausgezeichnet ausgebildet. Mit Hiljemark aus Eindhoven ist ein auch international erfahrener Spieler im Zentrum unterwegs, der die anderen Spieler mitziehen kann. Guidetti dürfte der bekannteste Angreifer sein, doch auch Thelin und Hrgota sind interessante Namen.
Torhüter: Patrik Carlgren (Solna), Andreas Linde (Molde), Jacob Rinne (Örebro)
Verteidiger: Ludwig Augustinsson (Kopenhagen), Joseph Baffo (Halmstads), Filip Helander (Malmö), Sebastian Holmen (Elfsborg), Pa Konate (Malmö), Oscar Lewicki (Malmö), Alexander Milosevic (Besiktas), Emil Krafth (Helsingborg)
Mittelfeldspieler: Simon Gustafsson (Häcken), Abdul Khalili (Mersin), Robin Quaison (Palermo), Arber Zeneli (Elfsborg), Simon Tibbling (Groningen), Sam Larsson (Heerenveen), Oscar Hiljemark (PSV), Kristoffer Olsson (Midtjylland)
Angreifer: Isaac Thelin (Bordeaux), Branimir Hrgota (Mönchengladbach), Mikael Ishak (Randers), John Guidetti (Celtic FC)
Mögliche Aufstellung: Carlgren - Baffo, Milosevic, Helander, Konate - Quaison, Lewicki, Hiljemark, Khalil - Guidetti, Hrgota
Spieler im Fokus: John Guidetti
Guidetti wechselte bereits 2007 in die Jugendabteilung von Manchester City. Der Youngster galt immer als talentierter Torjäger, dessen Durchbruch von vielen Experten erwartet wurde. Doch so richtig aufblühen konnte der schussstarke und physisch sehr robuste Angreifer bisher nicht. Seine beste Zeit hatte Guidetti sicherlich in Rotterdam, als er in der Eredivisie 2011/12 in nur 23 Einsätzen 20 Tore erzielte und 8 vorbereitete. Manchester City holte ihn nach dieser hervorragenden Spielzeit wieder zurück, allerdings kam er nur zu sporadischen Einsätzen. In der vergangenen Saison schnürte Guidetti die Fußballschuhe für den schottischen Meister Celtic Glasgow, der ihn nach Vertragsablauf im Sommer wohl auch fest unter Vertrag nehmen wird. 8 Tore und 7 Vorlagen gelangen ihm in der schottischen Premiership.
Guidetti ist ein laufstarker Spieler, der trotz seiner 1,85m relativ beweglich und dynamisch ist. Er weiß sich gut in Szene zu setzen und kann seinen Körper und seine auffällige Physis sehr gut zur Geltung bringen. Sein Abschluss ist mit beiden Füßen gleichermaßen präzise und effizient, er kann sowohl innerhalb als auch außerhalb des Strafraumes gefährlich zum Abschluss kommen und verfügt über einen sehr guten Torriecher.
Sicherlich gab es genügend Gründe, warum Guidetti bei Manchester City nicht zurecht gekommen ist, einerseits die große Konkurrenz, andererseits plagte er sich immer wieder mit Verletzungen herum. Es ist zu hoffen, dass er nun sein Glück bei einem schwächeren Team finden und sich wieder für höhere Aufgaben empfehlen kann - vielleicht ja schon bei dieser Europameisterschaft.
Stärken und Schwächen:
Die schwedische Mannschaft hat sicherlich eine Außenseiterrolle in dieser Gruppe inne. Man verfügt nicht über die individuelle Klasse der anderen Teams, hat aber dennoch einiges an Qualität zu bieten und ist durchaus gefährlich. In der Defensive ist das Team zweikampfstark, die Innenverteidiger sind nicht gerade langsam und grundsätzlich ist die schwedische Auswahl stabiler als noch vor einem Jahr, die Gegentore wurden minimiert.
Im Mittelfeld ist die Aufrechterhaltung der Balance das oberste Gebot. Hiljemark und Lewicki spielen eher defensiv, wobei Hiljemark häufig als Anspielstation für seine Teamkameraden fungiert und die Bälle sehr gut verteilt. Die Außenspieler sind laufstark und können defensiv Lücken schließen. Will Gustafsson offensiver spielen, könnte er auch Hrgota auf der Außenbahn aufbieten und mit Isaac Thelin einen neuen Mann neben John Guidetti in den Angriff beordern.Unter dem neuen Trainer herrscht zwar auf den ersten Blick defensiv mehr Struktur, die Offensive harmoniert aber noch nicht hervorragend. Es gibt kleinere Rhythmusprobleme, die bis zum Turnierstart beseitigt werden sollten. Qualität ist zur Genüge da, die Mannschaft kann gute Konterangriffe spielen und ist auch nach ruhenden Bällen mit einigen kopfballstarken Spielern durchaus gefährlich. Im Gegensatz zu den anderen Teams aus der Gruppe können die Schweden allerdings weniger Qualität von der Bank ins Spiel bringen, was vermutlich auch eine Rolle spielen wird. Gefährlich wird es allerdings, wenn man die gut organisierte Mannschaft unterschätzt, denn das würde ihr definitiv in die Karten spielen.
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