Zwischen Umbruch & Abenteuerreisen

Von SPOX
Allerlei Kurioses erlebten die Redakteure Simbeck, Reimann, Tittmar, Regelmann und Gruber (v.l.)
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Sotschi 2014, das Tor zur Zukunft? Hoffentlich jein!

Von Robert Simbeck (Stellv. Ressortleiter Video)

"Gateway to the Future", "Tor zur Zukunft" - unter diesem Slogan sollten die Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Küstenort Sotschi am Schwarzen Meer stattfinden.

So ganz wollte das aber nicht stimmen, wie ich nach meiner Anreise in den Bergen von Sotschi eine Woche vor der großen Eröffnungsfeier feststellen durfte. Ich hätte alles darauf gewettet, dass der Mega-Event kolossal schiefgeht - und wurde dann doch positiv überrascht.

Surreale Parallelwelt an der Mittelstation

München - Frankfurt - Sotschi. Mein Flieger landete um kurz vor sechs Uhr Ortszeit am Flughafen Adler. Nach einer Stunde Wartezeit auf den richtigen Shuttle-Bus, erstem Kontakt mit nicht ein Wort englisch sprechenden Volunteers und einer Fahrzeit von knapp eineinhalb Stunden in die Bergregion Krasnaja Poljana, freute ich mich extrem auf mein Bett im Hotel "Gorki Panorama". Doch nun fing die Odyssee erst richtig an. Niemand vor Ort hatte den Namen meines Hotels jemals gehört. Nach drei erfolglosen Versuchen wurde ich auf eine Mittelstation geschickt, die nur per Gondel zu erreichen war.

Auf knapp 1000 Metern Höhe im Skigebiet Gornaja Karussel war ich endgültig in einer surrealen Parallelwelt angekommen, für die das Wort Hoteldorf nicht passender hätte sein können. Zudem: Es war die zu diesem Zeitpunkt vielleicht größte und chaotischste Baustelle der Welt. Kein einziges Hotel war fertig, überall Dreck, Schmutz und dazwischen einige Bauarbeiter. Irgendwann stand ich dann in einem Foyer, das, wie sich dann herausstellen sollte, tatsächlich das Foyer des "Gorki Panorama" war.

Nach knapp 30 Minuten wusste ich, wieso die Rezeptionistin für die Anmeldung so lange brauchte: Ich war der allererste Gast des gesamten, neu errichteten Hotels. Wer kann das schon von sich behaupten? Klingt aber besser, als es ist. Denn was macht ein noch nicht fertiggestelltes, russisches Hotel am Tag der Eröffnung? Richtig! Unfassbar laute Tests des Feueralarms. So lernte ich zwar in Windeseile die russischen Wörter für "Aufzug", "Feuer" und "Treppe", aber an Schlaf war nicht zu denken. Immerhin: Anders als bei diversen Journalisten-Kollegen hingen bei mir weder Vorhangstangen zu Boden, noch kam gelbes Wasser aus der Leitung.

Olympische Spiele? Hier? Niemals!

Dennoch stellte ich mir unweigerlich die Frage, wie zum Teufel hier in einer Woche Olympische Spiele stattfinden sollten. Tausende Journalisten werden kommen, Athleten, Fans, Volunteers - aber die Hotels sind noch überhaupt nicht fertig. Zu diesem Zeitpunkt war ich felsenfest davon überzeugt, dass hier keine vernünftigen Spiele möglich sind.

Dass Olympische Winterspiele in Sotschi als vernünftig bezeichnet werden können, darf angesichts der Rahmenbedingungen und politischen Begleiterscheinungen durchaus bezweifelt werden. Dennoch: Der Ablauf der Sport-Wettkämpfe war hervorragend und fast alle Athleten zeigten sich enorm begeistert von den Sportstätten und der Infrastruktur - hier setzte Sotschi durchaus Standards für die Zukunft. Auch der Olympische Geist war deutlich zu spüren, dieses besondere Etwas bei diesem besonderen Ereignis. Das Tor zur Zukunft war Sotschi 2014 aber hoffentlich nicht.

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