Die Saison ist in vollem Gange und hat schon für die ersten Highlights gesorgt. North Carolina kann bisher noch nicht überzeugen, Syracuse' sportlicher Erfolg wird überschattet von einem Skandal. Die Mountain West Conference hat überhaupt nicht unter dem Ausstieg der BYU Cougars gelitten, Missouri ist derzeit Everybody's Darling. Die Leistungen der Deutschen sind dagegen ernüchternd - bis auf eine Ausnahme.
Da kommt ein Wirbelsturm auf Syracuse zu
Der Skandal im College-Football um Joe Paterno und Penn State ist immer noch aktuell (die Aufarbeitung wird sicher noch eine Weile dauern), da sorgt die Basketball-Abteilung der Syracuse University für den nächsten Aufschrei der Entrüstung.
Co-Trainer Bernie Fine, immerhin seit 35 Jahren im Amt bei den Orange, wird beschuldigt, seit den späten 70er Jahren bis in die 90 Jahre Jungen bzw. junge Männer sexuell missbraucht zu haben.
GettyEin ehemaliger Balljunge namens Bobby Davis hatte die Anschuldigungen als erster ausgesprochen, später berichtete sein Stiefbruder Mike Lang von ähnlichen Vorfällen.
Davis hatte, um ein paar Dollars dazu zu verdienen, bei Familie Fine das Babysitting übernommen, dabei sei es im Keller zu regelmäßigen Übergriffen durch Bernie Fine gekommen.
Ein weiteres vermeintliches Opfer wurde inzwischen mehr oder weniger durch den eigenen Vater als Trittbrettfahrer entlarvt, aber dennoch: Davis' Anschuldigungen gegen den heute 66-Jährigen sind schwerwiegend, zumal zuletzt eine Aufzeichnung eines Telefongesprächs von 2002 zwischen Davis und Fines Frau Laurie aufgetaucht ist, in dem sie über die Vorfälle sprechen.
Laurie soll darin unter Tränen gestehen, dass sie immer geahnt habe, dass ihr Mann schlimme Sachen treibe, und dass es womöglich weitere Opfer gebe.
Dass die Ehefrau des Übeltäters später eine Affäre mit Davis hatte, gibt der ganzen Geschichte natürlich einen zusätzlich bizarren Anstrich. "Ich habe Bernie davon erzählt", wird Davis zitiert. "Irgendwann musste es einfach raus. Ich dachte, er würde mich umbringen, aber es hat ihn überhaupt nicht interessiert."
Syracuse-Heacoach Jim Boeheim, einer der renommiertesten Basketball-Lehrer des Landes und unter anderem mehrfach Assistenz-Trainer der USA bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, hat sich im Rahmen dieses Skandals übrigens auch in Schwierigkeiten gebracht.
Saison-Vorschau: Favoriten, Superstars und die besten Deutschen
Unmittelbar nachdem Davis' erste Anschuldigungen publik wurden, hatte Boeheim noch gesagt, dass Davis ein Lügner sei. Dessen Behauptungen, es sei bei Auswärtsreisen in Fines Hotelzimmer zu Übergriffen gekommen und Boeheim habe das mitbekommen, seien aus der Luft gegriffen.
"Ich habe ihn nie in Bernies Hotelzimmer gesehen, das ist eine glatte Lüge. Und wenn er einmal lügt, bin ich sicher, dass es weitere Unwahrheiten bei dieser Geschichte gibt", so Boeheim, der sich sogar über den Ex-Balljungen lustig machte: "Bin ich der einzige, der es komisch findet, dass ausgerechnet sein Bruder auch ein Opfer sein will?"
Inzwischen ruderte Boeheim allerdings zurück, die Aufzeichnung des Telefonats spricht deutlich für Davis: "Ich bedauere jede Äußerung, mit der ich Opfer sexuellen Missbrauchs beleidigt haben könnte. Das Wichtigste ist jetzt, dass dieser Fall vollständig aufgeklärt wird und dass jeder, der etwas weiß, seine Informationen an die zuständigen Stellen weitergibt."
Fine wurde von der Universität freigestellt, nicht wenige Amerikaner fordern aber inzwischen, dass auch Boeheim in Syracuse seinen Hut nimmt.
So erklärte der Präsident von "Road to Recovery", einer Hilfsorganisation für sexuell Missbrauchte: "Jim Boeheim sollte gefeuert werden oder freiwillig abtreten. Diese Jungs waren Teil des Basketball-Programms, über das er die Aufsicht führt. Und offensichtlich waren sie unter seiner Obhut nicht sicher." Für Boeheim kommt ein Rücktritt aber wohl nicht in Frage.
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Der Topfavorit hat Startschwierigkeiten
So schlecht steht North Carolina mit 5 Siegen und 1 Niederlage natürlich nicht da. Aber: "Der Trainer hat uns schon mehrfach gesagt, dass es viele Dinge gibt, die wir besser machen müssen", so Kendall Marshall.
Diese Aussage tätigte der Spielmacher der Tar Heels unmittelbar nach einer 80:90-Niederlage gegen UNLV, die der Amerikaner gemeinhin als "stunning" bezeichnen würde.
GettyAls eine Niederlage also, die überraschend kam, die sensationell war, mit der niemand gerechnet hatte.
Wenn man sich allerdings das Spiel angesehen hat, dann war diese Pleite gar nicht so sensationell. UNC hat große Schwächen offenbart - und die haben die Rebels eiskalt ausgenutzt.
Viel zu oft ging durch die Rotation in der Defense die Ordnung verloren, UNLV konnte 32 zum Teil unbedrängte Dreier werfen (13 Treffer). Allein Topscorer Chace Stanback (Career-High 28 Punkte) versenkte 4 Dreier für die Außenseiter.
Offensiv war besonders eklatant, wie schwach der Favorit von der Linie warf: 60,6 Prozent (20 von 33) ist eines Spitzenteams absolut unwürdig, man fühlt sich erinnert an den FC Bayern in der BBL, der sich ebenfalls mit Freiwurf-Schwächen ein Bein zu stellen pflegt.
Das ist besonders dann schmerzhaft, wenn man sich im Spiel durch eine aggressive Spielweise des Gegners den Schneid abkaufen lässt. Die Bayern haben kein Problem mit Toughness, North Carolina zu diesem Zeitpunkt schon.
Die Big Men Zeller und Henson gerieten in Foulprobleme, die Stars trafen ihre Würfe nicht, UNLV dominierte die Bretter (46:37 Rebounds). "Wir sind defensiv zu oft ins Schwimmen geraten, dann waren wir beim Rebound nicht zur Stelle", bestätigte Tyler Zeller die Eindrücke.
Coach Roy Williams ließ auch eine Knöchelverletzung von Harrison Barnes nicht gelten: "Schon möglich, dass ihn der Knöchel behindert hat. Aber das ist trotzdem eine Ausrede. Wir müssen besser spielen."
Die Quittung für den schwachen Auftritt bekam UNC von den Medien, die die Tar Heels im aktuellen Ranking von Platz eins auf Platz fünf herabstuften.
Der neue Spitzenreiter Kentucky, dazu Ohio State, Duke und Syracuse zogen allesamt vorbei. Dass das Spiel der Kentucky Wildcats gegen North Carolina am kommenden Samstag damit kein Topspiel mehr ist, ist natürlich völliger Quatsch. Behauptet ja auch keiner.
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Die Mountain West Conference ist sexy
Brigham Young spielt seit dieser Saison in der West Coast Conference gegen Gonzaga und Co. Dieser Abgang, so hätte man meinen können, ist der Qualität in der Mountain West Conference abträglich. Pustekuchen: San Diego State und UNLV sorgen für positive Schlagzeilen.
Die Aztecs schienen sich auf eine Saison im Niemandsland einstellen zu müssen, nachdem vier von fünf Startern (darunter der 15. NBA-Draft-Pick Kawhi Leonard) die Uni verließen.
GettyAber bisher schlagen sich die Männer von Coach Steve Fisher tapfer und haben erst eine Pleite kassiert - eine verdammt knappe gegen Baylor, immerhin landesweit die Nummer sieben.
Siege bei der UC Santa Barbara oder gegen Long Beach State sind aller Ehren wert. Noch beeindruckender ist, dass San Diego State unlängst Arizonas Serie von 22 Heimsiegen in Folge beendete.
Weiterhin ungeschlagen sind derweil die Rebels, auch nach dem Duell mit den North Carolina Tar Heels (siehe oben). Das allein rechtfertigt schon Platz 18 im landesweiten Ranking. Vor allem wenn man bedenkt, dass Coach Dave Rice ein Neuling an der Uni ist.
Allerdings steht UNLV am Mittwoch der Auftritt in Santa Barbara bevor. Mal sehen, ob die Rebels es den Aztecs nachmachen können und die von Topscorer Orlando Johnson angeführten Gauchos schlagen.
Auch wenn der Saisonstart ein bisschen in die Hose ging, muss man auch mit New Mexico weiterhin rechnen. Tony Snell und Co. sind einfach zu talentiert, als dass sie das ganze Jahr im Nirgendwo der MWC-Tabelle verbringen. Für Spannung ist also einmal mehr gesorgt.
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Mizzou ist hot!
Es ist noch gar nicht lange her, da forderten die Studenten der University of Missouri den Kopf des neuen Coaches Frank Haith. Dabei hatte der 46-Jährige noch kein einziges Spiel verloren. Er hatte nicht einmal eins absolviert.
Haith war den Mizzou-Fans von Anfang an ein Dorn im Auge, vermutlich weil er mit Miami in sieben Jahren nur einmal das NCAA Tournament erreichte. Naja, wie die Zeit vergeht. Heute wird Haith in Columbia fast schon geliebt.
GettySeine Tigers pflügen derzeit nur so durch die College-Landschaft und gewinnen jedes Spiel mit deutlichem Vorsprung. Unter anderem wurde Notre Dame beim 87:58 vorgeführt, California beim 92:53 regelrecht vernichtet.
"So gut hat es sich in meinen vier Jahren hier noch nicht angefühlt", ist Senior Kim English, mit 18,2 Punkten pro Spiel zweitbester Scorer, begeistert. "Das ist das uneigennützigste Team bisher, wir sind alle total überzeugt von Coach Haith' Arbeit."
Dabei darf man nicht vergessen, dass mit Laurence Bowers ein Eckpfeiler des Teams vor Saisonstart einer Kreuzbandverletzung zum Opfer gefallen war. Mit ihrem Teambasketball kreieren sich die Tigers exzellente Würfe, was zu einer exzellenten Quote aus dem Feld führt (85,7 Punkte pro Spiel, 52 Prozent aus dem Feld: jeweils Platz 8).
In der Defense setzt Haith auf Aggressivität: Nur sieben Mannschaften verbuchen landesweit mehr Steals. Und nach Ballgewinnen geht die Post ab, denn die Trümpfe im individuellen Bereich sind Schnelligkeit, Athletik und starkes Ballhandling von fast allen Akteuren.
"Es passt einfach", ist der Coach selbst vom Erfolg überrascht. "Wir haben eine erfahrene Mannschaft. Das kann problematisch sein, wenn die älteren Spieler stur sind und dir nicht vertrauen. Aber meine Spieler sind tolle Jungs, die voll mitziehen."
Mizzou werde sicher nicht jedes Mal so spielen können wie zuletzt gegen California, mahnt Haith zwar zu Besonnenheit. Aber so lange das Team weiter gewinnt, wird der Hype um die Tigers eher zunehmen. Die Medien belohnten sie im nationalen Ranking zuletzt mit einem Sprung von Platz 21 auf 13.
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Trainer sorgen für positive Schlagzeilen
Comeback mit Verzögerung von Lavin: Steve Lavin hat seinen Prostata-Krebs besiegt und ist vollständig frei von Symptomen. "Das ist sicher die beste Nachricht", so der Coach der St. John's Red Storm.
GettyGanz so einfach darf man sich seine Rückkehr an die Seitenlinie aber nicht vorstellen. Nach der erfolgreichen Operation am 6. Oktober coachte Lavin seine Spieler Anfang November für vier Spiele, musste dann aber das Handtuch werfen. Der Eingriff hatte ihn zu viel Kraft gekostet.
"Ich hatte gehofft, dass ich mit jedem Spiel fitter werden würde, stattdessen wurde ich schwächer", begründete der 47-Jährige, den Spielen seiner Mannschaft bis auf Weiteres nicht beiwohnen zu wollen. "Es wäre unklug, meine langfristige Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Und es wäre unfair dem Team gegenüber, wenn der Trainer nicht die nötige Kraft hat." Aber was sind schon ein paar Spiele Pause im Vergleich zu einer Krebserkrankung?
Coach K ist der Größte: Mike Krzyzewski ist der erfolgreichste College-Basketball-Trainer aller Zeiten. Das 74:69 gegen Michigan State Mitte November war der 903. Sieg seiner Laufbahn.
Damit hat Krzyzewski, der bekanntlich nebenberuflich die Nationalmannschaft der USA betreut, seinen eigenen Coach Bobby Knight übertrumpft. "Vielleicht begreife ich das alles, wenn es vorbei ist", war Krzyzewski gerührt. Nächstes Ziel: Der 1000. Sieg.
400. Sieg für Donovan: So weit wie Coach K ist Billy Donovan noch lange nicht, dennoch erreichte der Übungsleiter der Florida Gators unlängst einen Meilenstein. Mit nunmehr 400 Siegen reihte sich Donovan in einen illustren Kreis ein und ist der jüngste aktive Coach, der die 400 knacken konnte.
"Eine schöne Gelegenheit, um über all die tollen Jungs nachzudenken, mit denen ich arbeiten durfte. Und damit meine ich nicht nur die NBA-Spieler", so der 46-Jährige, als er nach dem Sieg über Stetson von seinen aktuellen Schützlingen mit einer Gatorade-Dusche gefeiert wurde. Gewinnt Donovan in dem derzeitigen Tempo weiter, ist es übrigens nicht unrealistisch, dass er eines Tages sogar den großen Coach K überflügelt.
600. Sieg für Pitino: Noch zwei Schritte weiter als Donovan ist Rick Pitino. Allerdings ist Coach der Louisville Cardinals auch schon 59 Jahre alt - und hat somit per se einen Vorteil. Pitino erreichte seinen Meilenstein beim 83:48 im Season-Opener gegen die UT-Martin. Dennoch interessiert den alten Fuchs nur noch eins: "Ich will mit diesem Team un bedingt einen Titel gewinnen. Unbedingt", klingt Pitino fast schon verzweifelt.
Aber er bleibt positiv: "Wir haben den Charakter und wir haben die DIsziplin, um dieses Ziel eines Tages zu erreichen." Dass die elfte Saison mit Louisville von Erfolg gekrönt sein wird, ist aber fraglich: Gerade dieses Jahr scheint die Konkurrenz besonders groß zu sein.
Die Stats der Deutschen
Patrick Heckmann (Boston College): 26,4 Minuten, 13,8 Punkte, 4,0 Rebounds
Bisher ein tolles Jahr für Heckmann, der die Vorschusslorbeeren bestätigt und Topscorer der Eagles ist. Überragend sein Auftritt beim 66:62 gegen Riverside: 32 Punkte, 5 Rebounds, 4 von 5 Dreiern und alle 10 Freiwürfe versenkt.
Elias Harris (Gonzaga): 27,5 Minuten, 12,0 Punkte, 7,3 Rebounds
Bisher kommt Harris nicht in Fahrt, Freshman Kevin Pangos (15,8 Punkte) nimmt ihm viele Würfe weg. Absolut erschütternd: Harris' Freiwurfquote (35,7 Prozent!).
Elias Harris im SPOX-Interview: "Die NBA hat mich verrückt gemacht"
Mathis Mönninghoff (Gonzaga): 10,7 Minuten, 2,0 Punkte
Niels Giffey (Connecticut): 9,6 Minuten, 2,0 Punkte
Enosch Wolf (Connecticut): 1,3 Minuten, 0,0 Punkte
T.J. DiLeo (Temple): 23,0 Minuten, 5,0 Punkte
Martin Breunig (Washington): 11,0 Minuten, 2,4 Punkte, 2,0 Rebounds
Malte Ziegenhagen (Tulane): 4,6 Minuten, 2,0 Punkte
Dennis Ogbe (Tennessee Tech): 6,4 Minuten, 2,2 Punkte
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