Midwest Region:
Der Top-Seed:
Wichita State Shockers (34-0)
NCAA-Titel: 0
Letztes Jahr: Final Four
Erinnert sich noch jemand an die Zeit vor der Saison? Als Kentucky mit einer Bilanz von 40-0 in die College-Geschichtsbücher spazieren wollte? Geklappt hat das bei John Calipari ja nicht so ganz - aber die Shockers sind ihrerseits nur sechs Siege von einer perfekten Saison entfernt. Zum ersten Mal seit UNLV 1991 geht ein Team ohne Niederlage ins Turnier. Klar, dass da ein Top Seed wartete. Trotzdem: Den ganz großen Wurf trauen Wichita State nur wenige zu.
Das liegt vor allem daran, dass die Shockers in der Missouri Valley Conference zu Hause sind, und nicht in Powerhouse Conferences wie der Big Ten oder der PAC 12. Quasi zum Ausgleich wurde man mit einer ganzen Reihe von großen Namen im eigenen Bracket "belohnt": Michigan, Duke, Louisville, Kentucky - da brennt der Baum!
Warm anziehen müssen sich die Shockers insofern sicherlich - aber Gerüchte über das Ableben von Coach Gregg Marshall und seiner jungen Truppe sind dann doch etwas verfrüht. Was gerne vergessen wird: 2013 schaffte man es ins Final Four, wo man dem späteren Champion Louisville einen harten Kampf lieferte. Vier Stützen aus diesem Team blieben Marshall erhalten. Und seitdem hat man nicht mehr verloren.
Defense und Rebounding wird bei Wichita groß geschrieben. Das Mantra: "Play angry". Sowohl offensiv als auch defensiv gehört man in Sachen Effizienz zu den Top Ten und verfügt über vier Scorer, die pro Spiel zweistellig punkten. Mit Tekele Cotton gibt es einen großartigen Verteidiger, und dann wäre da noch überragendes Point-Guard-Play. Von der Linie fallen 80 Prozent. Insgesamt kann man also sagen: Ein bisschen mehr Respekt wäre angebracht!
Gleichzeitig ist es fast unmöglich, ungeschlagen durch die Saison zu kommen, und die eigene Region ist wie gesagt ein echter Spießrutenlauf. Aber sie sind ein würdiger Top Seed, und das Erreichen der Final Four wäre die logische Konsequenz einer bisher überragenden Saison.
Player to watch: Fred VanFleet. Der Playmaker der Shockers ist erst in seinem zweiten Jahr auf dem College, wenn es ernst wird, verwandelt er sich jedoch in einen abgezockten alten Hasen. 50 Prozent aus dem Feld, 44,7 Prozent Dreier, 1,9 Steals, 5,3 Assists pro Spiel. Einfach nur ganz groß. Ein gutes Tournament, und VanFleet könnte sogar den Naismith Award für den besten College-Spieler des Landes abstauben - und damit Wiggins, Parker und Co. in die Röhre schauen lassen.
Die weiteren Favoriten:
Michigan (2):
Der Finalist des vergangenen Jahres hat sich trotz hochkarätiger Abgänge und acht Niederlagen in der Setzliste weit nach oben geschoben. Bitter: Sophomore Mitch McGary fällt verletzt aus, aber mit Guard Nik Stauskus (17, 5 Punkte, 45 Prozent 3FG) hat man einen starken Schützen und Playmaker im Team. Im Big Ten-Tournament verlor man nach sieben Siegen in Serie das Finale gegen die Spartans, genügend Motivation ist also vorhanden. Dazu kommt mit Coach John Beilein ein gewiefter Taktiker. Einzige Schwäche: Unter dem Korb fehlt etwas Masse.
Duke (3):
Tournament-Time! Klar, dass die Blue Devils wieder oben mitspielen. Mit Rodney Hood (16,5 Punkte) und natürlich Jabari Parker (19,2 Punkte, 8,8 Rebounds) stehen Mike Krzyzewski (die Aussprache ist mit "Sch'schefski" übrigens gar nicht so kompliziert) großartige Spieler zur Verfügung. Amerikas Lieblingsfeind hat gute Scorer, aber keine überragende Defense zu bieten, auch wenn alle Akteure gewohnt solide agieren. Wenn es klappen soll, dann nur über Parker.
Louisville (4):
Als Champion mit fünf Niederlagen nur an vier gesetzt? Da hat das Komitee Rick Pitino jede Menge Material für seine Ansprachen geliefert. Peyton Siva und Gorgui Deng sind nicht mehr dabei, dafür hat Russ Smith (18,3 Punkte, 4,7 Assists) noch mal einen Sprung gemacht. Zudem bieten die Cardinals die beste Half-Court-Defense des Landes auf. Der hochtalentierte Junior Chane Benahan hat durch seine Suspendierung wegen Marihuana allerdings ein Loch hinterlassen.
Kentucky (8):
Oh, wie tief sind die Wildcats gefallen. "40-0? Ist leider aus, wie wäre es stattdessen mit 24-10 und einem 8th Seed?" Die Superstar-Truppe von John Calipari hat sich nie wirklich zu einem Team entwickelt und gegen die anderen Top-Colleges regelmäßig den Kürzeren gezogen, trotz Julius Randle, Dakari Johnson, James Young und Co. Also macht die Acht Sinn - außer natürlich für den Coach: "Warum um alles in der Welt ist das passiert", schäumte er am Montag, "das sollte man untersuchen lassen." Schon in der zweiten Runde könnte es jetzt gegen Wichita State gehen, aber komplett außen vorlassen sollte man Kentucky nicht. Im SEC-Tournament hatte man die Gators immerhin am Rande der Niederlage. Kommt sie also doch noch, die Cinderella-Story? 30-10 wäre ja auch nicht sooo schlecht.
Upset-Tipp:
Kansas State (9) gegen Kentucky (8)
Andererseits: So mir nichts, dir nichts den Schalter umzulegen, das klappt auch nicht immer. Schon in der ersten Runde wartet im Wildcats-Duell gegen Kansas State (20-12) kein Kanonenfutter: Gegen Bruce Webers Team gingen in dieser Saison nicht einmal 30 Prozent aller Dreier in die Reuse. Zudem kann man dort befreit aufspielen, während eine Niederlage für Kentucky der absolute Super-GAU wäre.
Madness Fun Fact:
Woher kommt eigentlich der Name "March Madness"? Alles begann mit einem Basketball-Turnier in Illinois im Jahr 1908, das dann sukzessive immer größer wurde. In einem lokalen Magazin verwendete ein Angestellter der Illinois High School Association 1939 den Begriff zum ersten Mal in einem Artikel: "Ein bisschen March Madness ist hilfreich für einen gesunden Geist und sorgt für Ausgeglichenheit in der Gesellschaft." So sieht's aus!
Erst 1982 verfiel dann die ganze Nation der Madness, und zwar dank Kommentatoren-Ikone Brent Musburger, der den Ausdruck in einer Fernsehübertragung unterbrachte - klar, dass danach erst einmal ein erbitterter Rechtestreit zwischen der IHHS und der NCAA folgte.
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