Die Schlacht um 800 Millionen Dollar

Haruka Gruber
15. Dezember 201016:38
Tote Hose vor dem TD Garden in Boston: So könnte es 2011/2012 vor allen NBA-Arenen aussehenGetty
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Die NBA und der nahende "Doomsday": Wegen des Streits zwischen Spielern und den Klubbossen scheint ein Lockout unausweichlich. Mit Schrecken mag man an 1998 zurückdenken, als die halbe Saison ausfiel und die Liga Jahre brauchte, um sich von dem entstandenen Schaden zu erholen. Doch worum geht es eigentlich genau? Und wechselt Dirk Nowitzki in die BBL? Die fünf wichtigsten Fragen.

1. Frage: Wie wahrscheinlich ist ein Lockout?

Derzeit scheint ein Lockout sehr viel wahrscheinlicher als eine Einigung zwischen den Klubbesitzern und der NBA Players Association (NBAPA), in der alle NBA-Spieler ähnlich einer Gewerkschaft organisiert sind.

Vor drei Wochen sorgte NBAPA-Direktor Billy Hunter mit der Einschätzung für großen Wirbel, wonach zu "99 Prozent" ein Lockout kommen werde, wenn am 30. Juni der bestehende Tarifvertrag zwischen den Klubbesitzern und der NBAPA, das sogenannte Collective Bargaining Agreement (CBA), ausläuft.

"Ich weiß nicht, wie ein Lockout abgewendet werden könnte", sagt Hunter, dem jedoch vorgeworfen wird, mit seinen Äußerungen lediglich das Ziel zu verfolgen, die Klubbesitzer unter Druck zu setzen.

Womöglich spricht auch ein gewisser Frust aus Hunter: Seit einem Jahr werden Verhandlungen zwischen beiden Parteien geführt, doch er wie auch NBA-Commissioner David Stern sind sich einig, dass man auf der Stelle tritt.

Bereits im Juli legte die Spielervereinigung einen Gegenentwurf zum ersten Vorschlag der Klubbesitzer vor, wie der neue Tarifvertrag aussehen könnte.

Seitdem wartet die NBAPA auf eine Reaktion - weswegen Hunter den Profis rät, sich "auf das Worst-Case-Szenario vorzubereiten".

Sprich: Die Spieler sollten diese Saison wegen des drohenden Arbeitskampfs behutsam mit ihrem Gehalt umgehen und sich ein finanzielles Polster schaffen. "Wir müssen für alles bereit sein. Ich nehme an, dass es einen Lockout geben wird", sagt stellvertretend Dirk Nowitzki.

2. Frage: Was sind die Streitpunkte?

3. Frage: Wie geht es weiter?

4. Frage: Wechseln im Falle eines Lockouts NBA-Stars in die BBL?

5. Frage: Wohin könnte Dirk Nowitzki wechseln?

2. Frage: Was sind die Streitpunkte?

Vereinfacht formuliert verlaufen die Argumentationslinien wie folgt: Die Klubbesitzer fordern eine extreme Absenkung des Lohnniveaus, weil die NBA-Teams unter anderem wegen der Wirtschaftskrise kaum mehr im Stande seien, profitabel zu arbeiten. Die NBAPA wiederum wirft den Klubbesitzern vor überzudramatisieren.

Laut Stern verlor die gesamte NBA in der vergangenen Saison 370 Millionen Dollar. Der Kostendruck wäre demnach derart hoch, dass es zwingend sei, dass die Gehaltsausgaben der Teams von insgesamt 2,1 Milliarden Dollar pro Saison auf rund 1,3 Milliarden Dollar gesenkt werden. Anders formuliert: Die Spieler würden jährlich rund 800 Millionen Dollar weniger verdienen als jetzt.

Entsprechend fiel die Reaktion aus. Hunter bezweifelte lautstark, dass die NBA tatsächlich Einbußen von 370 Millionen Dollar hätte. "Vielleicht gab es nicht einmal Verluste. Es hängt davon ab, wie man betriebswirtschaftlich rechnet", sagt er und verweist etwa darauf, dass es der NBA nicht so schlecht gehen könnte, wenn letztes Jahr die zweitbesten Zuschauerzahlen der Ligageschichte gemeldet wurden und der Dauerkarten-Verkauf in diesem Sommer so gut lief wie noch nie. Hunter: "Die NBA ist in einem Hoch, eigentlich ist es die Zeit für Feiern."

Außerdem sei es ohnehin unlogisch, wenn einige Klubbesitzer Managementfehler begehen würden und die Spieler deren Unzulänglichkeiten zu tragen hätten, indem sie auf einen Teil des Gehalts verzichten, argumentiert die NBAPA.

Wie verworren und kompliziert die Verhandlungen sind, verdeutlicht ein weiterer Streitpunkt: Die 2005 von der NBA durchgesetzte Alterslimitierung, wonach Basketballer über 19 Jahre alt und der Highschool-Abschluss mindestens ein Jahr zurückliegen müsse, um für den Draft zulassungsfähig zu sein, steht nun zur Debatte.

Die NBAPA verlangt die Aufhebung des Verbots, obwohl dies den Interessen der Gewerkschaft widersprechen müsste. Denn wenn der Pool an Profis durch die Talente noch größer wird, würde dies automatisch einen Verdrängungsprozess in Gang setzen - mit der Konsequenz, dass altgediente Veteranen, die ihre Karriere über NBAPA-Mitglieder waren, womöglich aus der Liga bugsiert würden.

Deswegen wird der Gewerkschaft unterstellt, die Diskussion um die Alterslimitierung nur als "Bargaining Chip" zu instrumentalisieren: Man besteht auf etwas, was einem eigentlich nicht so wichtig ist, und gibt diese Forderung im Laufe der Verhandlungen auf, um im Gegenzug Zugeständnisse zu bekommen.

1. Frage: Wie wahrscheinlich ist ein Lockout?

3. Frage: Wie geht es weiter?

4. Frage: Wechseln im Falle eines Lockouts NBA-Stars in die BBL?

5. Frage: Wohin könnte Dirk Nowitzki wechseln?

3. Frage: Wie geht es weiter?

Alles hängt davon ab, wann und in welcher Form die Klubbesitzer auf das Gegenangebot der NBAPA reagieren. Eine zeitnahe Annährung scheint ausgeschlossen, zu weit liegen die jeweiligen Positionen im Detail entfernt.

Rücken die Klubbesitzer davon ab, dass der bestehende Soft Salary Cap mit all den Exceptions durch einen Hard Salary Cap ersetzt werden muss? Setzt die NBAPA durch, dass bei Trades die Gehaltsvolumina der getauschten Spieler nicht nur um 25 Prozent, sondern um 50 Prozent variieren dürfen? Wie weit zeigt sich die Gewerkschaft kompromissbereit, die jetzige Regelung, wonach den Spielern 57 Prozent des Ligaumsatzes zustehen, aufzuweichen?

Dies sind nur Beispiele für eine Fülle von ungeklärten Fragen. Während die NBAPA zumindest in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, in vielen Punkten kompromissbereit zu sein, scheinen die Klubbesitzer einen harten Kurs zu fahren: "Sie werden sich von ihrem Standpunkt keinen Millimeter wegbewegen", wird ein Insider zitiert.

Dass es den Profis ebenfalls ernst ist, zeigten die Verhandlungen im August, als Superstars wie LeBron James, Dwyane Wade und Carmelo Anthony persönlich erschienen, um den Forderungen der NBAPA Nachdruck zu verleihen.

Immerhin sind sich beide Seiten in einer Sache einig: Sollte es bis zum All-Star-Game im Februar keinen Fortschritt geben, ist ein Lockout wohl unausweichlich. Wobei ein Lockout nicht zwingend dazu führen muss, dass Spiele in der kommenden Saison ausfallen.

Lockout heißt im Grunde nur, dass der Ligabetrieb ausgesetzt ist. Wenn zwischen dem Auslaufen des alten Tarifvertrags am 30. Juni und dem eigentlichen Saisonstart Ende Oktober noch ein neuer Tarifvertrag ausgehandelt wird, könnte die Regular Season wie geplant starten.

Doch derzeit scheinen die Fronten zu verhärtet zu sein - obwohl der letzte Lockout zur Saison 1998/99 für alle Beteiligten noch immer ein Mahnmal sein müsste. Nachdem die Regular Season auf 50 Spiele eingedampft werden musste, erholten sich die TV-Quoten, die Zuschauerzahlen und der Merchandising-Verkauf erst nach Jahren wieder. Erschwerend kam damals hinzu, dass Michael Jordan im gleichen Sommer seinen zweiten Rücktritt erklärt hatte.

Elf Jahre später droht nun ein erneuter "Doomsday" (Yahoo! Sports), der Tag des jüngsten Gerichts. "Ein Lockout hat für keinen positive Aspekte. Wir müssen zu einer Einigung kommen, wir müssen einfach", sagt Jason Terry, gemeinsam mit Steve Novak der NBAPA-Vertreter der Mavericks.

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2. Frage: Was sind die Streitpunkte?

4. Frage: Wechseln im Falle eines Lockouts NBA-Stars in die BBL?

5. Frage: Wohin könnte Dirk Nowitzki wechseln?

4. Frage: Wechseln im Falle eines Lockouts NBA-Stars in die BBL?

Vorweg: Die Wahrscheinlichkeit, dass Basketball-Stars nach Europa wechseln, sollte der NBA-Betrieb ruhen, ist laut Experte Larry Coon "sehr hoch". Ob sie jedoch im Fall der Fälle in der BBL zu bewundern sein werden, bleibt fraglich.

Im Gegensatz zum Eishockey, als beim NHL-Lockout 1994/95 plötzlich Superstars wie etwa Pavel Bure, Uwe Krupp (beide Landshut), Brendan Shanahan (Düsseldorf), Doug Weight (Rosenheim) und Jeremy Roenick (Köln) für einige Partien in der DEL spielten.

Finanziell hat Deutschland zwar enorm aufholt, Geschäftsführer Jan Pommer sieht die BBL mittelfristig sogar auf Augenhöhe mit der spanischen Liga, dem Marktführer in Europa, doch die wichtigsten Bundesliga-Manager zweifeln an der sportlichen Zweckmäßigkeit, wenn NBA-Stars für einen überschaubaren Zeitraum verpflichtet werden würden.

"Die BBL wurde zuletzt deutlich aufgewertet. Das merkt man auch in den Gesprächen mit amerikanischen Spielerberatern", sagt Bambergs Geschäftsführer Wolfgang Heyder gegenüber SPOX.

"Aber wir müssten uns bei einem Lockout die Frage stellen, ob es sich rentiert, für einen NBA-Star die Rotation durcheinander zu bringen. Verspricht ein Spieler einen solchen Qualitätssprung, damit sich das Risiko rentiert? Ohne den Göttingern zunahetreten zu wollen, aber dass sie gegen Besiktas und ihrem neuen Star Allen Iverson auf Augenhöhe waren, spricht nicht gerade dafür, auf Teufel komm raus Spieler aus der NBA zu holen."

Alba-Geschäftsführer Marco Baldi ergänzt im Gespräch mit SPOX: "Ich würde eine Verpflichtung nicht kategorisch ausschließen, aber es wird sehr viel davon abhängen, wie lange der NBA-Spieler zur Verfügung steht. In kurzer Zeit einen Leistungsträger einzubauen und unter Umständen schnell wieder verabschieden zu müssen, ist für jede Mannschaft schwierig."

Zumal auch aus PR-Sicht eine Verpflichtung eines NBA-Spielers nur bedingt Sinn machen würde. Eine Ausnahme wäre das Kommen eines echten Superstars, ansonsten wäre der Effekt auf Ticket- und Merchandising-Verkauf wohl überschaubar, sagt Baldi.

Der Alba-Boss: "Als Iverson in Göttingen aufgelaufen ist, hat es nicht die Menschenmassen hervorgelockt. Als der russische Klub Samara mit fünf ehemaligen NBA-Spielern bei uns angetreten ist, hat es die Zuschauer auch nicht wirklich interessiert. Eine Ausnahme wäre natürlich, wenn jemand wie Steve Nash oder natürlich Dirk Nowitzki plötzlich in Berlin spielen würde."

1. Frage: Wie wahrscheinlich ist ein Lockout?

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3. Frage: Wie geht es weiter?

5. Frage: Wohin könnte Dirk Nowitzki wechseln?

5. Frage: Wohin könnte Dirk Nowitzki im Falle eines Lockouts wechseln?

Ein Aussetzen des Spielbetriebs hätte für die NBA vermutlich desolate Folgen. Für den deutschen Basketball jedoch könnte es zu einem zumindest kurzfristigen Aufschwung verhelfen, wenn Dirk Nowitzki sich dazu entschließen sollte, die Lockout-Phase für ein Gastspiel in der BBL zu nutzen.

Die prinzipielle Bereitschaft ist vorhanden, wie der Mavericks-Superstar gegenüber SPOX erklärt: "Ich müsste mir erst einmal richtige Gedanken dazu machen, wenn es soweit ist. Die BBL wäre aber sicher eine Möglichkeit."

Und an Interessenten wird es nicht mangeln. "Es ist kein Geheimnis, dass es seit langem unser großer Wunsch ist, Dirk in Berlin zu sehen. Natürlich macht man sich Gedanken, was sein könnte. Finanziell würden wir uns einig werden, für Dirk ist Geld ja nicht entscheidend. Wir wären die Ersten, die ihn anrufen, wenn sich ein Lockout abzeichnet", sagt Albas Baldi.

Ähnliches plant auch Bambergs Heyder: "Es wäre ein Traum. Dirk und Bamberg - das ist die Idealkonstellation. Dirk kommt aus dem Frankenland und spielt in seiner Heimatregion für das deutsche Aushängeschild in der Euroleague. Wirtschaftlich lässt sich das regeln. Dirk ist im Falle eines Lockouts zweifelsfrei ein Thema für uns."

Bleibt die einzig denkbare dritte Option: der FC Bayern. Die Münchner spielen zwar noch in der zweiten Liga, der Pro A, aber mit elf Siegen aus zwölf Spielen liegen sie auf Aufstiegskurs - und bieten vielleicht das beste Komplettpaket.

Bei den Bayern würde Nowitzki wieder mit seinem Jugendfreund Demond Greene vereint sein, außerdem wird die Mannschaft von seinem engen Vertrauten Dirk Bauermann, Bayern - und Nationalmannschaftscoach in Doppelfunktion, trainiert.

Jüngst zitierte die "Bild" Nowitzki wie folgt: "Bevor ich ein Jahr lang gar nichts mache, gehe ich gerne nach München."

1. Frage: Wie wahrscheinlich ist ein Lockout?

2. Frage: Was sind die Streitpunkte?

3. Frage: Wie geht es weiter?

4. Frage: Wechseln im Falle eines Lockouts NBA-Stars in die BBL?