These: Oklahoma City ist zu jung für die Championship
Philipp Dornhegge: Ich glaube, dass Teams, die aufgrund ihrer Tiefe Verletzungen gut kompensieren können oder erst gar keine nennenswerten hatten, dieses Jahr vorne mitspielen werden. Oklahoma City blieb da weitgehend verschont, auch wenn Eric Maynor natürlich kein unwesentlicher Verlust ist. Mit der Klasse, die Durant und Westbrook verkörpern, können die Thunder dieses Jahr gewinnen - Jugend hin oder her. Ich glaube aber nicht, dass sie es schaffen werden. Ich setze im Westen auf die Spurs, und dass nicht nur, weil sie mit Duncan, Parker und Ginobili so viel Erfahrung haben. Nein, die Spurs sind so unglaublich tief besetzt, dass einem schon fast schwindlig werden kann. Mit Stephen Jackson und Boris Diaw haben sie während der Saison Spieler dazu geholt, die perfekt zu San Antonios Basketball passen, Kawhi Leonard müsste eigentlich ein Rookie-Of-The-Year-Kandidat sein, dazu Neal, Green, Bonner, Blair und der immer besser werdende Splitter. San Antonio kann dank der jungen Leute schnell spielen, beherrscht aber auch perfekten Half-Court-Basketball und verteidigt seit jeher stark. Die Spurs werden den Westen gewinnen, aber das nicht wegen ihres Alters, sondern weil sie schlichtweg besser sind als Oklahoma City.
Florian Regelmann: Es gibt eine Sache, die mich bei den Thunder einfach beunruhigt. Turnover. Es gibt kein Team in der gesamten NBA, das sich so viele Ballverluste leistet. Ich wiederhole: OKC ist in dieser Kategorie absolut Letzter. Coach Brooks ist davon die ganze Saison schon genervt, aber sie kriegen es einfach nicht in den Griff. Klar ist, dass ihnen das in den Playoffs das Genick brechen kann. Zumal OKC auch wenige Turnover des Gegners kreiert. Ich gebe auch gerne zu, dass ich weiterhin null Vertrauen in Westbrook habe. Kurzum: Ich sehe die Spurs auch vorne. Die Tiefe ist wirklich kaum in Worte zu fassen, und das sind alles Spieler, die sowohl Defense als auch Offense spielen. Vor allem der Stephen-Jackson-für-Richard-Jefferson-Deal war ein grandioser Schachzug. Die Spurs sind für mich das Team to beat, aber ich sehe auch die Lakers oder Grizzlies als Teams, die ein schwieriges Matchup wären für die Thunder.
Haruka Gruber: Turnover ist der entscheidende Punkt, weil die Statistik viel mehr aussagt als die blanke Zahl an Ballverlusten. Zugegeben: Westbrook spielt besser und konstanter, als ich es für möglich gehalten habe. Dennoch bleiben seine 3,5 Turnover pro Partie - und das trotz der schlampigen Defense von vielen Gegnern in der Regular Season. Wenn in den Playoffs die Intensität von allen Mannschaften ins Unermessliche steigt, wird er garantiert noch häufiger den Ball verlieren - und wieder für Chaos sorgen wie im Vorjahr gegen Dallas. In den Playoffs regieren Setplays. Jeder Angriff ist zäh, bei jedem Angriff muss auf die Shot Clock geachtet werden. Ich bezweifele aber, dass Westbrook die Reife mitbringt, um geduldig die Spielzüge durchzulaufen. Er neigt immer noch zum Überdrehen. Harden wäre mit seiner Fähigkeit, sich selbst und anderen Würfe zu kreieren, immens wichtig gewesen, als umso schwerwiegender könnte sich seine Gehirnerschütterung erweisen. Wenn er in der ersten Runde gegen Dallas nicht fit ist, schließe ich eine Überraschung nicht aus. Dass die Mavs Westbrook vom Scoren abhalten können, haben sie in der Regular Season bereits bewiesen. Zwar verlor Dallas 3 von 4 Spielen, aber es hätte auch alle gewinnen können, so knapp ging es zu. Für OKC wird es auch in diesem Jahr nicht reichen. Alleine im Westen bringen die Spurs und die Lakers nicht nur Talent mit, sondern eben auch Erfahrung und Toughness. Den Beweis müssen die Thunder erst erbringen.
Playoffs im LIVE-TICKER: Oklahoma City Thunder - Dallas Mavericks, So., 3.15 Uhr
Ettore Messina: Schön, dass auch die Lakers erwähnt werden. (lacht) Als Mitglied des Lakers-Coaching-Staffs möchte ich nicht zu viel über andere Teams sprechen, weil es immer respektlos rüberkommen könnte. Aber natürlich setzen wir bei den Lakers darauf, dass in den Playoffs die Erfahrung eine besonders große Bedeutung zukommt. Aber nur Erfahrung reicht nicht, es geht auch um die richtige Attitüde, um die richtige Mentalität. Der gravierende Unterschied zwischen den Regular Season und den Playoffs ist der Druck. Würfe, die in der Regular Season jedes Mal fallen, wollen in den Playoffs einfach nicht reingehen. Das ist Fakt und darauf muss man sich einstellen - aber das kann nicht jedes Team. Solide Defense, Spielzüge aus dem Half Court: Der Basketball in den Playoffs ist ein ganz anderer. Und Mannschaften wie die Lakers, die Spurs oder die Mavs wissen eben genau, was diese Art des Basketballs ausmacht. Sie können ihr Spiel auf das nächst höhere Level bringen, wenn es sein muss. Daher bin ich sehr zuversichtlich, dass wir dieses Jahr weit kommen werden.
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