NBA

Ein jähes Ende der Spurs-Serie

Von Philipp Dornhegge
Knicks-Superstar Carmelo Anthony lobt nach dem Sieg gegen die Spurs die Team-Leistung
© Getty

Die New York Knicks (22-10) haben den Ost-West-Gipfel gegen die San Antonio Spurs (26-9) im heimischen Madison Square Garden gewonnen und die Serie von sieben Siegen in Folge der Gäste beendet. Nach einem Blitzstart ins vierte Viertel setzte sich der Gastgeber entscheidend ab und siegte letztlich klar mit 100:83.

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Carmelo Anthony war mit 23 Punkten Topscorer der Partie, J.R. Smith steuerte 20 Zähler bei und Tyson Chandler verbuchte ein Double-Double (10 Punkte, 14 Rebounds).

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Auch Steve Novak (15) und Amare Stoudemire (10) punkteten zweistellig. Bei den Spurs knackten nur Gary Neal (12), Tim Duncan (11) und Tony Parker (11) die 10-Punkte-Marke.

Die Reaktionen:

Mike Woodson (Trainer Knicks): "Wir haben die letzten zehn Spiele wirklich schwach verteidigt. Deshalb haben wir uns vor dem Spiel ein Feel-Good-Video davon angesehen, wie unsere Defense zu Beginn der Saison aussah."

Gregg Popovich (Trainer Spurs): "Wir hatten zu wenig Energie, sie haben stark verteidigt. Das ist eine schlechte Kombination. Und dann haben sie irgendwann auch noch ihre Würfe getroffen, was alles noch schlimmer gemacht hat."

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Manu Ginobili (Spurs): "Wir haben nicht das erste Mal schlecht gespielt, und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Aber Kompliment an die Knicks: Sie haben uns wirklich keine leichten Körbe geschenkt, wir mussten für alles hart arbeiten."

Carmelo Anthony (Knicks): "Sie haben versucht, mich aus dem Spiel zu nehmen. Dann kommt es darauf an, dass die anderen Jungs zur Stelle sind. Steve Novak hat seine Dreier getroffen, J.R. ist weiter gut drauf und Pablo hat als Spielmacher geglänzt. Jeder hat seinen Teil beigetragen."

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Vor dem Tipoff: Die Gastgeber probieren es mit einer ungewöhnlichen Maßnahme, um die strauchelnde Defense vom Start weg zu stabilisieren: Camby startet erstmals seit zehn Jahren für die Knicks! Dazu stehen Chandler, Anthony, Brewer und Kidd in der Starting Five, Felton, Wallace, Shumpert sind weiter verletzt.

Die Spurs sind in Topbesetzung unterwegs und bringen eine Sieben-Spiele-Siegesserie mit in den Garden. Splitter, Duncan, Leonard, Green und Parker beginnen.

1.: Das ging schnell: Anthony bekommt einen Pass in den Lowpost und steigt hoch, Leonard foult ihn beim Wurf. Das kotzt Spurs-Coach Popovich dermaßen an, dass er seinen Youngster gleich vom Court nimmt. Gut eine Minute später darf er wieder ran. Kleine Lehrer-Schüler-Geschichte am Rande.

6.: Stoudemire ist der erste Knicks-Reservist, der ran darf. Auch bei seinem zweiten Auftritt wird er warm empfangen. New York fehlt es an Firepower in der Offense, mal sehen, ob die Defense weiter stabil bleibt. 10:7 Spurs.

11.: Ein Smith-Block gegen Neals Fastbreak Layup sorgt erstmals für Chaos auf dem Court, ein Anthony-Dreier und Alley-Oop Dunk von Chandler versetzen die Fans in Ekstase. 28 NBA-Coaches hätten jetzt eine Auszeit genommen, Popovich lässt seine erfahrene Truppe machen. Neal trifft lässig den nächsten Jumper, es kehrt Ruhe ein. 22:19 Knicks.

13.: Novak eröffnet das zweite Viertel per Dreier. So frei steht der Scharfschütze selten. In der Defense allerdings ist er gegen Diaw überfordert. Der Franzose bulldozert sich mühelos zum Korb und verkürzt, 25:21 Knicks.

20.: Die Rollenspieler halten die Spurs hier im Spiel. Ohne Parker und Duncan auf dem Parkett treffen Neal, Green und Leonard von außen, der Rückstand bleibt deshalb überschaubar, 40:35 Knicks.

29.: Die Schiedsrichter sind heute auch nicht in Bestform, pfeifen unter den Körben viel auf Verdacht. Chandler wurde zwei Mal trotz eigentlich sauberer Defense zurückgepfiffen, jetzt profitiert er beim Layup gegen Splitter. Der Brasilianer scheint gar nicht zu wissen, was los ist. Chandler macht beide Freiwürfe, das Spiel ist weiter eng. 53:48 Knicks.

32.: Wunderbare Aktion von Smith, der in die Zone dribbelt und mehrere Verteidiger auf sich zieht. Per No-Look-Pass findet er Prigioni, der die Baseline entlang gezogen war und einen ganz offenen Reverse Layup verwandelt.

38.: Novak for threeeee! 10:0-Lauf der Knicks zum Start des vierten Viertels, der Vorsprung ist explodiert und die Spurs wirken müde und planlos. Popovich nimmt eine Auszeit, 77:60 Knicks.

43.: Die Fans reißen die Bude hier gleich ab! Das Spiel ist längst gelaufen, aber nach einem Alley-Oop Dunk von Smith stehen die Anhänger noch mal Kopf. Als Novak einen weiteren Dreier folgen lässt, ist endgültig Holland in Not. 95:72 Knicks.

Der Star des Spiels: Pablo Prigioni und J.R. Smith. Es wäre unfair, einen der beiden vorzuziehen, zumal sie nicht nur für sich stark spielten, sondern auch miteinander. Smith ist seit mehreren Spielen heiß und knackte auch gegen San Antonio die 20-Punkte-Marke, Prigioni beeinflusste das Spiel auf so vielen anderen Ebenen.

Der Argentinier machte nur 6 Punkte, verbuchte aber 9 Assists sowie 3 Steals und gab dem Spiel der Knicks deutlich mehr Struktur, als es Jason Kidd an diesem Abend konnte. Ebenfalls bärenstark: Tyson Chandler.

Der Flop des Spiels: Manu Ginobili. Back-to-Back, vier Spiele in fünf Tagen: Der NBA-Spielplan kann brutal sein. Für einen Routinier von 35 Jahren mitunter zu brutal. Ginobili wirkte durchaus motiviert und kam mit zwei Dreiern im zweiten Viertel ganz ordentlich in die Partie, danach ward er aber nicht mehr gesehen.

Allenfalls noch, wenn er planlos in die Zone zog und locker gestoppt wurde, oder wenn er als Statist bei der Prigioni-und-Smith-Show agierte. Am Ende traf Ginobili nur zwei von zehn Würfen, verbuchte zwei Turnover und hatte ein Plusminus-Rating von -13 zu Buche stehen.

Analyse: Nach bärenstarkem Saisonstart hatte die Defense der Knicks zuletzt merklich nachgelassen, drei von fünf Heimspielen gingen verloren. Gegen die Spurs probierte Coach Mike Woodson deshalb eine ungewöhnliche Maßnahme aus und bot mit Chandler und Camby zwei etatmäßige Center auf.

Der Plan, die Zone dicht zu machen, mehr Rebounding zu garantieren und die Flügelspieler zu unterstützen, ging hinten auf, vorne jedoch hatten die Knicks große Probleme.

Nach wenigen Minuten gab Woodson das Experiment zum Wohle der Offense auf - und erntete alsbald die Früchte. Die Angriffe liefen plötzlich viel flüssiger, die Knicks schraubten die Schlagzahl merklich in die Höhe.

Das vermeintlich richtige Rezept gegen San Antonio, das erst am Vorabend ein brutales Spiel in Milwaukee hinter sich gebracht hatte, in dem die Stars mehr Minuten als geplant ran mussten. Tatsächlich bekamen Tim Duncan und Tony Parker lange Auszeiten, um die müden Beine zu schonen.

Die Reservisten allerdings hielten die Gäste stets in Schlagdistanz, vor allem Gary Neal und Manu Ginobili taten sich hervor. In der zweiten Hälfte jedoch verließen sich die Spurs allzu sehr auf ihre Distanzwürfe, obwohl immer weniger dieser Würfe ihr Ziel fanden.

Zum Teil war diese Spielweise sicher der Müdigkeit geschuldet, zum Teil aber auch der stark verbesserten Knicks-Defense, die auch mit vermeintlich reinen Offensivspielern wie J.R. Smith, Amare Stoudemire und Steve Novak erstaunlich solide stand und die Zone komplett zu machte.

San Antonio machte keine zehn Punkte unter des Gegners Korb und sah sich in der Defense einem Team gegenüber, das enorm effektiv agierte, in der zweiten Hälfte nur einen Ballverlust verzeichnete und dank Pablo Prigioni und Smith auch den einen oder anderen Showtime-Moment aufs Parkett zauberte.

Früh im Schlussabschnitt strich Spurs-Coach Gregg Popovich die Segel, erklärte Duncans, Parkers und Ginobilis Arbeitstag für beendet und ließ seine Bankspieler die Partie mehr schlecht als recht zu Ende bringen.

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