NBA

Paukenschlag im Klassiker

Von Philipp Dornhegge
Die Indiana Pacers besiegten die New York Knicks in Spiel eins mit 102:95
© getty

Die Indiana Pacers haben in der zweiten Runde der Playoffs gleich zum Auftakt gegen die New York Knicks für eine kleine Überraschung gesorgt und im Madison Square Garden mit 102:95 (BOXSCORE) gewonnen.

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NBA-Topscorer Carmelo Anthony (10/28 Field Goals, 27 Punkte, 11 Rebounds) und J.R. Smith (4/15 Field Goals, 17 Punkte), der beste sechste Mann der Liga, konnten dem Spiel dabei zu keinem Zeitpunkt ihren Stempel aufdrücken und gingen gemeinsam mit dem Rest der Mannschaft unter.

Anthony machten besonders seine vielen Fouls (5) zu schaffen, Center Tyson Chandler erlebte nicht einmal das Ende der Partie (6 Fouls).

Zwar foulten auch bei Indiana David West (20 Punkte, 4 Fouls), Paul George (19 Punkte, 6 Fouls) und Roy Hibbert (14 Punkte, 5 Fouls) viel, erledigten ihre übrigen Aufgaben dafür aber umso konzentrierter und erfolgreicher.

Mit George Hill (14) und Lance Stephenson (11 Punkte, 13 Rebounds) punkteten auch die anderen beiden Starter zweistellig, D.J. Augustin steuerte 16 Zähler von der Bank bei.

Bei den Knicks konnten am ehesten noch Raymond Felton (18) überzeugen.

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Die Reaktionen:

David West (Pacers): "Wir haben es verstanden, sie immer wieder unter Druck zu setzen. Wir haben ständig attackiert, waren sehr aggressiv."

Frank Vogel (Trainer Pacers): "Das wäre eine runde Mannschaftsleistung, ich bin stolz auf meine Jungs. Wir haben stark verteidigt und im Angriff kühlen Kopf bewahrt."

Mike Woodson (Trainer Knicks): "Sie haben die kleinen Dinge gemacht, um zu gewinnen. Wir haben erst reagiert und dagegen gehalten, als wir schon zurücklagen und verzweifelt waren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beide Teams starten wie erwartet. Felton, Prigioni, Shumpert, Anthony und Chandler bei den Knicks, Hill, Stephenson, George, West und Hibbert auf Seiten der Pacers gehen ins Rennen.

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8.: Erstes Ausrufezeichen von Stephenson! Die Knicks führen 14:12, aber der Dunk gerade von Indianas Shooting Guard konnte sich sehen lassen. Hibbert sichert sich unter dem Korb den Ball und steckt wunderbar auf Stephenson durch. Der lässt's krachen.

12.: Wilde Schlussminute: New York nach Dreipunktspiel und zwei Dreiern durch Smith und Felton mit 9:0-Lauf, Indianas Young mit zwei katastrophalen Ballverlusten. Der Flügelspieler steht zwei Minuten auf dem Parkett und man muss konstatieren: Das ist kein Niveau für die Playoffs. 27:22 Knicks.

17.: Das brauchen die Pacers von ihrer Bank: Augustin vergibt zwar einen Freiwurf, im nächsten Angriff aber haut er seinen bereits dritten Dreier rein - bei drei Versuchen. 34:33 Knicks, Indiana ist wieder dran.

23.: Ballverlust von Smith, der sich nach einem Fehlwurf am Brett zwar den Ball sichert, dann aber im Sprung auf George passt und so den gegnerischen Fastbreak einleitet. George steigt aus der Mitteldistanz hoch, sieht im letzten Moment aber Stephenson unter dem Korb. Und der hat einen offenen Layup. 47:44 Pacers.

27.: Genau richtig von Anthony: Der Knicks-Star hatte im Eins-gegen-Eins bisher oft zu lang gezögert, ehe er zum Korb zog - und so immer wieder Hibbert die Hilfe ermöglicht. Hier legt er gleicht mit dem Anspiel los, dreht sich um George und kommt zum Dunk. 58:50 Pacers, die Gastgeber kämpfen um den Anschluss.

29.: Oh, das könnte haarig werden für die Knicks! Anthony foult George beim Jumper, das ist schon sein viertes. Anthony geht auf die Bank, jetzt ist der beste sechste Mann des Jahres gefragt. George verwandelt seine Freiwürfe zum 62:54.

36.: Augustin weiter ohne Fehl und Tadel. Der Backup-Spielmacher mit einem Layup und einem Dreier in kurzer Folge, jetzt hat er 15 Punkte auf dem Konto und noch keinen Wurf aus dem Feld vergeben (5/5). Ach ja: Und Indiana führt 81:65.

38.: Coach Woodson bringt zum vierten Viertel Anthony in die Partie zurück. Klar beim Stand von 65:81. Anthony gleich mit sechs schnellen Punkten, nur noch 81:71 Pacers.

38.: Und jetzt kommt's ganz bitter für die Knicks! Hibbert erneut mit vorzüglicher Defense am Ring gegen Anthony, der den Arm ausfährt und sein fünftes Foul bekommt! Der Knicks-Star bleibt auf dem Court, wird aber jetzt vor allem defensiv zur Belastung.

46.: Die Knicks sind auf acht Punkte an den Pacers dran, aber dann holt sich Chandler zwei Fouls in Folge, ist plötzlich bei sechs insgesamt und damit disqualifiziert. Hibbert versenkt zwei Freiwürfe, alles spricht für Indiana. 99:89 Pacers.

New York Knicks vs. Indiana Pacers: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Roy Hibbert. Lance Stephenson war der einzige Pacer mit einem Double-Double, David West der Topscorer. Aber keiner wirkte auf das Spiel derart entscheidend ein wie der baumlange Center. 14 Punkte bei guter Quote (6/9) sind aller Ehren wert, 8 Rebounds solide.

Und während 5 Blocks eine mächtige Ansage sind, erzählen die nackten Zahlen nur die halbe Geschichte. Denn wie viele weitere Würfe der Knicks Hibbert mit seiner Präsenz beeinflusste, wie viele Pacers-Angriffe er mit seiner Arbeit am offensiven Brett verlängerte, das steht auf keinem Datenzettel.

Der Flop des Spiels: Tyson Chandler. Der direkte Gegenspieler von Hibbert hat defensiv ähnlich gelagerte Talente wie der Pacer. Das Problem: Er konnte sie diesmal überhaupt nicht zeigen. Denn Chandler hatte alle Hände voll zu tun mit Hibbert, ließ sich recht früh den Schneid abkaufen und konnte die Würfe des Gegners nicht im Ansatz gefährden.

In 28 Minuten sah er kein Land am Brett (3 Rebounds), sammelte Fouls am Fließband (6) und war offensiv überhaupt kein Faktor (4 Punkte). Fazit: Klarer Punktsieg für Hibbert.

Analyse: Die vielleicht mit am meisten Spannung erwartete Serie der Conference Semifinals startet mit einem Paukenschlag. Die Pacers entführen den Sieg aus dem Madison Square Garden und haben sich sofort den Heimvorteil gesichert.

Anders als im letzten Gastspiel kurz vor Ende der Regular Season waren die Pacers im ersten Spiel der zweiten Playoff-Runde sofort hellwach und hatten einen Plan. Gegen das Small-Ball-Lineup der Knicks war das Konzept klar: Das Matchup unter dem Korb von David West gegen den körperlich unterlegenen Carmelo Anthony sollte gewinnbringend genutzt werden.

West war denn auch der Topscorer der Gäste in der Anfangsphase, auch wenn sich Anthony mit aller Macht wehrte - und sich auch nicht so schlecht schlug. Probleme allerdings hatte Indiana in der Defense: Zum Konzept von Coach Frank Vogel gehört es zwar, dass möglichst wenig geholfen werden soll, damit die Dreierschützen nicht freistehen.

Dazu ist es allerdings elementar, dass der Verteidiger des Ballführenden seinen Mann allein steht und im Pick'n'Roll ein zusätzlicher Verteidiger reicht, um den Weg zum Korb zu versperren.

Besonders gegen Raymond Felton gelang das aber zu selten, der Spielmacher der Knicks hinterließ im ersten Viertel - genau wie Iman Shumpert - einen vorzüglichen Eindruck.

Anthony derweil kam offensiv nur langsam ins Spiel. Der Topscorer der abgelaufenen Regular Season war schon in Runde eins gegen Boston nicht übermäßig treffsicher (38 Prozent Field Goals), gegen Indiana wurde er erneut stark verteidigt und vor allem am Korb immer wieder von Roy Hibbert gestoppt, der mit seiner Länge leichte Layups verhinderte.

Anthony hoffte auf viele Pfiffe, bekam aber fast keine und verlor seinen Rhythmus zusätzlich, weil er selbst immer wieder zurückgepfiffen wurde. Im dritten Viertel kassierte er sein viertes Foul und musste eine ganze Weile auf der Bank Platz nehmen, früh im vierten Viertel hatte er nach einem Offensivfoul (nicht zufällig gegen Hibbert) sein fünftes zu Buche stehen.

Zu diesem Zeitpunkt lag New York allerdings bereits deutlich zurück, sodass eine erneute Pause für Anthony nicht zur Debatte stand. Der half seinem Team, das offensiv wenig zustande brachte, im Angriff denn auch weiter. In der Defense allerdings konnte er nur noch halbherzig agieren.

Mehr als kurze Runs, die Indiana aber jedes Mal im Keim erstickte, gelang den Gastgebern in der Schlussphase nicht mehr, die bärenstarken West und Hibbert hielten den Sieg für die Pacers fest. Apropos festhalten: Shooting Guard Lance Stephenson griff mit 13 Rebounds ein neues Playoff Career-High ab und steht damit stellvertretend für eine Mannschaft, die den Sieg an diesem Abend einfach mehr wollte.

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