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Das neue NBA-Testament

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Unorthox: Die Heat um James, Cole und Wade (v.l.) spielen klein und erfolgreich
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Teil IV: Dwyane Wade - Der Fall aus dem Superstar-Olymp

Kein Go-to-Guy, kein klassischer Sidekick: Was ist Dwyane Wade genau? Der übliche Karriereverlauf eines alternden und verletzungsanfälligen Superstars sieht folgendes vor: Mit schwindender Athletik kehrt die Einsicht ein, dass man sich auf eine Spezialfähigkeit fokussiert. Der eine konzentriert sich aufs Verteidigen, der andere beschränkt sich auf den Dreierwurf oder das Passen.

Nur: Wade entzieht sich jeder Kategorisierung. Den chronisch schmerzenden Knien zum Trotz erinnert er in einzelnen Spielen an den alleskönnenden "Flash" aus dem ersten Meisterjahr 2006. Dann aber wirkt er wie eine schlechte Kopie seiner selbst, der sich weigert, Dreier zu nehmen. In den gesamten Playoffs warf er nur einmal (erfolglos) aus der Distanz. Für einen Shooting Guard fast schon absurd.

"Ich habe mit Deutschland bei der WM 2006 und den Olympischen Spielen 2008 gegen ihn gespielt. Ich saß fünf Meter weg von ihm und ich muss zugeben, dass ich mich dabei ertappt habe, dass mir vor lauter Athletik die Kinnlade runtergeklappt ist", sagt Bauermann. "Heute spielt er ein Niveau unter dem, was wir von ihm gewohnt sind. Er zahlt den Preis der vielen Verletzungen und der vielen Minuten, die er spielen musste."

Dennoch sei Wade weiter imponierend: "Wade hat es offenbar schon geahnt, daher war er ein solch großer Befürworter, dass James und Bosh kommen. Das zeigt seine Mentalität und seinen Willen, erfolgreich zu sein und alles dem unterzuordnen. Er versuchte nicht wie viele andere Superstars gegen Windmühlen zu kämpfen, sondern sagte zu sich: ‚Ich bin nicht mehr der Alte, ich brauche Hilfe.'"

Aber auch sportlich sei Wades Wert nicht zu unterschätzen: Zwar sank sein Punkteschnitt von 21,2 in der Regular Season auf 13,7 in den Playoffs, dennoch zeigt er sich mit 47,3 Prozent getroffenen Würfen weiter effizient. Die 52,1 Prozent in der Regular Season sind sogar Karriere-Bestwert, obwohl er es nach wie vor nicht verstand, den Dreier konstant zu treffen (25,8 Prozent). Hinzukommen rund 5 Rebounds und 5 Assists sowie hervorragende 2 Steals.

"Wade ist immer noch ein überdurchschnittlich guter Verteidiger, wenn er will. Und die Feldwurf-Quote zeigt die immense Spielintelligenz. Die normale Entwicklung eines Flügelspielers sieht vor, dass man sich einen guten Distanzwurf aneignet und zum Spot-Up-Shooter wird. Das scheint bei Wade nicht nachhaltig zu funktionieren. Daher bleibt er als Grundtypus ein auf Athletik basierender Spieler", sagt Bauermann.

Sein Fazit: "Bei aller körperlichen Anfälligkeit agiert er so clever und sieht so gut die Lücken, dass er mit seiner Art des Basketballs noch zwei, drei Jahre erfolgreich sein kann. Er ist immer noch in der Lage, ein Spiel ganz alleine zu entscheiden. Vielleicht zeigt er uns das in den Finals."

Teil I: Wie die Heat-Defense mit Athen zusammenhängt

Teil II: Wie Miami die Zwergen-Taktik zelebriert

Teil III: Das schlechteste Rebounding der NBA - und doch dominant

Teil IV: Dwyane Wade - Der Fall aus dem Superstar-Olymp