SPOX: Im Team der Oklahoma City Thunder stehen ohnehin zahlreiche junge Akteure - und eben auch ein 39-jähriger Routinier namens Derek Fisher, der in seiner Karriere schon alles erlebt hat. Wie sehen Sie Ihre eigene Rolle in der Mannschaft: Als Mentor für die Youngster? Oder auch als "spielender Assistenztrainer" auf dem Court?
Fisher: Diese beiden Bezeichnungen klingen schon mal gar nicht schlecht (lacht). Grundsätzlich versuche ich jeden Tag das zu tun, was nötig ist und von mir auch verlangt wird, um die Jungs zu unterstützen und die Truppe somit besser zu machen. Das sind aber alles Dinge, die ich schon immer - egal bei welchem Verein ich gerade gespielt habe - getan habe und die eigentlich auch unabhängig vom Alter oder der Erfahrung sind. Selbst als Kind waren das schon meine Grundsätze. Ich will ganz einfach ein guter Teamkollege für meine Mitspieler sein, meine Führungsausgaben bestmöglich übernehmen sowie mit hohem Einsatz und guten Leistungen sowohl im Training als auch in den Spielen vorangehen. Das ist für mich das Wichtigste.
SPOX: Wenn man einmal auf Ihre bisherige Laufbahn blickt: Sie haben mit den Los Angeles Lakers insgesamt fünf Meisterschaften gewonnen! Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, Spieler mit "Championship-Erfahrung" in einem Team zu haben - sowohl in Sachen Erfahrung als auch zusätzliche Motivation für die Teamkollegen?
Fisher: Ich denke schon, dass das nicht ganz unwichtig ist. Es hilft mit Sicherheit in einigen bestimmten Situationen - gerade wenn es darauf ankommt, was du als Gruppe tun musst, um erfolgreich zu sein. Dann ist es definitiv eine gute Sache, wenn du Leute in der Mannschaft hast, die solche Momente bereits kennen und selbst mitgemacht haben. Ich hoffe, dass wir alle aus unseren Erfahrungen der vergangenen Jahre die richtigen Schlüsse ziehen, damit wir uns am Saisonende unseren großen Traum erfüllen können: die Meisterschaft!
SPOX: Mit fünf Meisterringen am Finger weiß man definitiv, was nötig ist, um einen Titel zu gewinnen. Wenn Sie die aktuelle Thunder-Mannschaft betrachten: Hat die oftmals zitierte und dafür benötigte "Championship-Mentalität", wie Sie auch während Ihrer Zeit bei den Lakers immer wieder beschworen wurde, im OKC-Team schon Einzug gehalten?
Fisher: Das Wichtigste ist, dass wir an uns und das, was wir können und wozu wir in der Lage sind, glauben und vertrauen! Wir verbringen nahezu jeden Tag viele Stunden mit dem, was wir machen - und sind davon rundum überzeugt! Das gibt einem ein sehr gutes Gefühl und natürlich auch viel Selbstvertrauen. Entscheidend ist aber letztlich, dass wir das - vor allem dann in den Playoffs - regelmäßig auf dem Court zeigen. Als Mannschaft sind wir enorm hungrig, uns stetig zu verbessern und auch die Früchte der Arbeit zu holen. Das alles werte ich als erstklassige Vorzeichen und stimmt mich diesbezüglich sehr optimistisch.
SPOX: Einer Ihrer Teamkollegen scheint derzeit in der Liga überhaupt nicht zu stoppen: Kevin Durant, der einen Gala-Auftritt nach dem anderen auf das Parkett zaubert! Sehen wir momentan den besten KD aller Zeiten?
Fisher: Kevin ist nicht nur ein großartiger Spieler, sondern auch ein toller Mannschaftskamerad. Gerade nach der Verletzung von Russell versucht er sowohl auf als auch neben dem Feld noch mehr Verantwortung zu übernehmen und als Leader voranzugehen. Trotz seiner vorhandenen individuellen Klasse steht für ihn - und das betont er ja auch selbst immer wieder - der Teamgedanke absolut im Vordergrund. Mit seinen Leistungen möchte er die Mannschaft in eine Position bringen, die es ihr ermöglicht, die Meisterschaft zu gewinnen. Das beeindruckende Ergebnis sieht man Spiel für Spiel auf dem Court.
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SPOX: Viele Experten sind bereits zum jetzigen Zeitpunkt der Meinung, dass der MVP in dieser Spielzeit eigentlich nur Kevin Durant heißen kann. Stimmen Sie mit dieser Meinung überein?
Fisher: Ich habe ja leider bei der MVP-Wahl keine offizielle Stimme (lacht). Aber klar, KD spielt bislang eine herausragende Saison, was ja auch seine Statistiken eindeutig beweisen. Er trägt unser Team Abend für Abend und sorgt dafür, dass wir in nahezu jedem Match die Chance haben, dieses zu gewinnen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass es allen Kandidaten gegenüber unfair wäre, schon jetzt diesen Titel vorab zu verteilen. Wir haben erst Ende Januar und noch sehr viel Basketball in der Regular Season zu absolvieren. Es gibt einige Akteure, die letztlich für den MVP-Titel in Frage kommen - und Kevin steht dabei sicherlich ganz oben auf der Liste!
SPOX: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie waren von 2006 bis 2013 Präsident der NBA-Spielergewerkschaft. In dieser Funktion hatten Sie regelmäßig mit NBA-Commissioner David Stern, der am 31. Januar in den Ruhestand tritt, zu tun. Wir würden Sie die Zusammenarbeit mit ihm in diesem Zeitraum beschreiben?
Fisher: Ich glaube, es ist besser, dass er wirklich im Ruhestand ist, bevor ich mich ausführlicher dazu äußere (lacht). Aber im Ernst: Für mich ist es selbstverständlich, dass ich jeder Person, mit der ich zu tun habe, den gleichen Respekt entgegenbringe. Was die Liga betrifft, hat er während seiner Amtszeit sicherlich einen sehr guten Job gemacht. Dass es jetzt einen Wechsel an der Spitze gibt, bringt die Zeit mit sich. Mehr kann ich dazu nicht sagen.