Es ist ruhig im Palace of Auburn Hills. Extrem ruhig. In gut 45 Minuten beginnt das Spiel der Pistons gegen die Golden State Warriors, doch erst langsam füllt sich die Halle. Die wenigen Zuschauer, die es an diesem bitterkalten Abend überhaupt hierher zieht, sind vor allem damit beschäftigt, ihre Sitzplatznummer auf den selbst ausgedruckten Eintrittskarten mit den Markierungen auf dem Boden zu vergleichen. Auf Luigi Datome achten die wenigsten.
Der Pistons-Rookie hat seine zerzausten Haare zum Dutt hochgebunden und steht alleine auf dem Court. Alle anderen Spieler sind längst in der Kabine verschwunden, oder geben am Eingang zu den Katakomben Autogramme. Nicht Datome. Der 26-Jährige hat regelrecht darauf gewartet, endlich alleine zu sein.
Er wollte die Ruhe und den Platz. Er tänzelt ein wenig herum und berührt dabei immer wieder mit seinen rot-blauen Nikes das Pistons-Logo im Mittelkreis. Swish. Ohne große Ankündigung versenkt er seinen ersten Half-Court-Shot. Swish. Direkt im Anschluss den nächsten. Swish. Insgesamt trifft Datome vier seiner fünf Versuche. Seine Technik ist makellos, seine Würfe sehen fast schon spielerisch aus. Wenn es doch nur immer so einfach wäre.
Datome wurde vor allem wegen seiner Distanzschüsse verpflichtet. 3,5 Millionen Dollar bezahlen ihm die Detroit Pistons - für aktuell gut 17 Prozent Dreier-Quote. Dabei ist der Forward, der vor der Saison von Virtus Roma aus der italienischen Liga kam, keinesfalls ein schlechter Schütze.
Im Gegenteil. Im Training zählt er regalmäßig zu den besten Werfern der Pistons, gewinnt immer wieder interne Duelle mit Kyle Singler. "Dafür kann ich mir dummerweise nichts kaufen", sagt Datome zu SPOX. "Denn im Spiel einen solchen Wurf zu versenken, ist etwas ganz anderes. Da bringt einem gute Technik allein auch nichts."
Doch was macht dann einen guten Distanz-Schützen aus?
"Man muss flexibel sein", sagt Stephen Curry. "In aller Ruhe, aus dem Stand, im Training: Da können viele treffen. Aber im Spiel, aus dem Dribbling, unter Druck: Das muss man lernen. Da geht es um Dinge wie Ballhandling, Beinarbeit, das Zusammenspiel mit den Teamkollegen. Es ist also deutlich mehr, als nur aus der Distanz zielsicher zu sein", so der Warriors-Guard.
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Und genau das scheint bei Golden State ausgezeichnet zu funktionieren. Denn während Curry und dessen Backcourt-Kollege Klay Thompson beim Shootaround und beim Aufwärmen vor dem Spiel gefühlt mehr Würfe daneben setzen als Datome in einer gesamten Trainingswoche, so sind sie im Spiel doch immer zur Stelle und bilden das gefährlichste Backcourt-Duo der Liga.
Für SPOX erklären die beiden, was einen guten Dreier-Schützen ausmacht - und warum es speziell bei den Warriors mit dem Shooting von Downtown so gut funktioniert.
Seite 2: Training vs. Talent: Wird man als Shooter geboren?
Seite 3: Form vs. Function: Gibt es eine patentierte "Dreier-Technik"?
Seite 4: Ego vs. Teamplayer: Kann ein Shooter das Team tragen?
Seite 5: Analyse vs. Instinkt: Wie viel Statistik ist angebracht?