Drama vorprogrammiert

Marc-Oliver Robbers
05. Juni 201417:59
Die Finals 2014 versprechen erneut einen harten Kampfgetty
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San Antonio Spurs gegen die Miami Heat! The Rematch! (Spiel 1, Freitag, ab 3 Uhr im LIVE-TICKER) Beide Teams kennen sich nach der epischen Finalserie 2013 in- und auswendig. Welcher Trainer findet den entscheidenden Ansatz? SPOX vergleicht alle Mannschaftsteile im Head-to-Head.

Point Guard: Tony Parker vs. Mario Chalmers

SPOXgettyParker (17,2 Punkte, 4,9 Assists): San Antonio musste wieder um den Superstar bangen. Ähnlich wie im Vorjahr geht Parker angeschlagen in die Finals. Diesmal bereitet sein Knöchel Probleme. Der Franzose hat erst einmal "Grünes Licht" für Spiel 1 gegeben. Im Vollbesitz seiner Kräfte wird er aber nicht sein. Dabei wäre das elementar. Zwar können Ausfälle im Spurs-System gut aufgefangen werden, aber auf Parkers individuelle Klasse wird San Antonio dennoch nicht verzichten können. Seine Drives zum Korb sind ebenso gefragt wie das gefürchtete Pick-and-Roll-Spiel mit Tim Duncan.

Chalmers (7,1 Punkte, 3,9 Assists): Chalmers wird im Spiel der Heat vor allem in der Defensive und als Spot-up-Shooter gebraucht. Den Spielaufbau übernehmen häufig LeBron James oder Dwyane Wade. Sein offensiver Einfluss hat in den Playoffs weiter abgenommen. Dennoch kann der Guard phasenweise mit seinen Dreiern neue Energie entfachen. Sein Einsatz stimmt ohnehin immer.

Fazit: So lang Parkers Knöchel hält, ist San Antonio klar im Vorteil. Selbst wenn der Franzose nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist, kann er Chalmers immer noch vor große Probleme stellen.

Shooting Guard: Danny Green vs. Dwyane Wade

SPOXgettyGreen (9,3 Punkte, 3,3 Rebounds, 48,1 % Dreier): Er war der Heat-Alptraum in den ersten Spielen der letztjährigen Finals. Green traf so unglaublich sicher von Downtown, dass nicht wenige ihn schon für die Wahl zum Finals-MVP auf dem Zettel hatten. Der Shooting Guard ist ein klassischer 3-and-D-Spieler und hat sich nach schwierigen Jahren in Cleveland und Spielen in D-League in San Antonio zum wichtigen Rollenspieler gemausert. Nachdem er in der Regular Season zeitweise Probleme mit seinem Dreier hatte, birgt seine Quote in der Postseason erneut Alptraum-Potenzial für Miami.

Wade (18,7 Punkte, 4,3 Assists, 3,9 Rebounds): Der Superstar wurde vor und während der Saison immer wieder abgeschrieben. Seine häufigen Pausen (Wade verpasste 28 Partien) ließen große Zweifel über seinen Gesundheitszustand aufkommen. Diese Zweifel sind nun wie weggeblasen. Wades Knie halten und er präsentiert sich spritzig wie lange nicht mehr. Der 32-Jährige könnte damit einen deutlich größeren Einfluss auf die Finalserie nehmen als im Vorjahr.

Dwyane Wade: Immer noch verdammt gut

Fazit: Ein fitter Wade ist Gold wert. Der Veteran besitzt noch immer unglaubliche Qualität und entlastet somit James. Auch wenn Green natürlich eine Waffe ist, sind die Heat natürlich im Vorteil.

Teil I: Die Guard-Positionen

Teil II: Die Forward-Positionen und die Center

Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose

Small Forward: Kawhi Leonard vs. LeBron James

SPOXgettyLeonard (13,3 Punkte, 6,8 Rebounds, 1,7 Steals): Er ist der Rising Star der Spurs. Der legitime Thronfolger der Nach-Duncan-Ära. Leonard hat in dieser Saison noch einmal einen Sprung gemacht und sich in allen relevanten Kategorien trotz weniger Spielzeit gesteigert. Seine Qualitäten als Verteidiger wurden mit der Berufung ins All-Defensive SecondTeam erstmals gewürdigt. In der Offensive hilft er mit seiner Athletik, den Cuts zum Korb und der Gefahr von der Dreipunktlinie. Gelegentlich fehlt Leonard aber noch die Ruhe.

James (27,1 Punkte, 6,8 Rebounds, 5 Assists): Was soll man groß sagen? MVP hin oder her! LeBron bleibt der Superstar der Liga und die Playoffs bestätigen das. Der Forward gibt seinem Team genau, was es braucht. James' Trefferquote (56,2 Prozent) spielt in einer eigenen Liga. Auch sonst ist er über jeden Zweifel erhaben. Er hat den Three-Peat vor Augen und ist dabei unglaublich fokussiert. Lance Stephensons Pychospielchen in den Conference Finals beantwortete er schlicht und einfach mit Leistung.

Fazit: Leonard hat schon häufiger bewiesen, dass er James' Kreise einschränken kann, aber letztlich ist LeBron immer noch LeBron. Kein Spieler auf der Welt vermag es, den Superstar dauerhaft an die Kette zulegen. Vorteil Miami.

Power Forward: Matt Bonner vs. Rashard Lewis

SPOXgettyBonner (1,2 Punkte, 0,6 Rebounds): The Red Rocket rutschte in den letzten beiden Spielen der Conference Finals in die Starting Five, um OKCs Rim Protector Serge Ibaka aus der Zone zu ziehen. Der Distanzschütze könnte weiter starten. Die letztjährigen Finals haben bereits gezeigt, dass Center Tiago Splitter gegen das Small-Ball-orientierte Spiel der Heat nicht zwingend gebraucht wird. Als Alternative stünde Boris Diaw bereit, der in den beiden Regular-Season-Partien gestartet ist. Die französische Allzweckwaffe gibt aber wohl weiterhin den Energizer von der Bank.

Lewis (4 Punkte, 2,2 Rebounds): Gleiches Spiel bei Lewis. Der Stretch-Four rutschte aus ähnlichen Gründen wie Bonner in die Starting Five, wenngleich er sich offensiv um einiges effektiver präsentierte. 9 seiner letzten 16 Dreierversuche fanden das Ziel. Wenn Lewis diese Treffsicherheit konservieren kann, kann er durchaus zum X-Faktor in den Finals werden. Zudem ist der 34-Jährige so lange im Geschäft, dass er allein schon mit seiner Erfahrung wichtig für das Team ist.

Fazit: Sollte Bonner wirklich weiterhin für die Spurs starten, liegt der Vorteil auf Seiten der Heat. Lewis hat zuletzt bewiesen, dass er effektiver sein kann.

Center: Tim Duncan vs. Chris Bosh

SPOXgettyDuncan (16,5 Punkte, 8,9 Rebounds, 1,4 Blocks): Er ist ein Phänomen und angestachelt von der letztjährigen Final-Pleite will er jetzt Revanche nehmen. Nur mal zur Einordnung: Als Duncan 1999 seine erste Meisterschaft feierte, absolvierte LeBron gerade sein Freshman-Jahr auf der High-School. Duncan hat es geschafft, selbst im hohen Basketball-Alter von 38 Jahren effektiv zu sein. Offensiv ist er noch immer eine vielseitige Waffe, die mit dem großen Portfolio an Moves kaum zu kontrollieren ist. Defensiv fehlt ihm zwar mittlerweile die Geschwindigkeit, um effektiv auszuhelfen, aber unter dem Brett ist er noch immer eine Macht.

Tim Duncan vor seinen sechsten Finals: Stille Dominanz

Bosh (15,2 Punkte, 5,7 Rebounds, 1,2 Blocks): Lange Zeit dümpelte Bosh in diesem Jahr durch die Playoffs. Erst in den Conference Finals platzte der Knoten beim Big Man. Bosh hatte großen Anteil daran, dass die Serie gegen Indiana am Ende doch recht souverän beendet wurde. Auffällig ist, dass der Center mittlerweile recht sicher den Dreier trifft und davon auch Gebrauch macht. Der 30-Jährige hat in diesen Playoffs schon jetzt ansatzweise so viele Dreier genommen, wie zuvor in seiner gesamten Playoff-Karriere (Trefferquote 41 Prozent). Er zieht immer aus der Zone raus und schafft so Platz für Cuts von James und Wade. Der Reboundschwäche Miamis hilft das natürlich nicht, aber der Erfolg gibt dem Meister recht.

Fazit: Zwei Superstars im direkten Duell und dennoch geht der Vorteil an San Antonio. Duncan ist nun einmal nichts anderes als der beste Power Forward, den die NBA je gesehen hat. Das Gesamtpaket spricht daher für den Spur.

Teil I: Die Guard-Positionen

Teil II: Die Forward-Positionen und die Center

Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose

Bank: Ginobili, Diaw, Splitter, Mills vs. Allen, Andersen, Battier, Cole

SPOXgettySpurs: Kaum eine Bank ist so tief besetzt wie die der Spurs. Ginobili nimmt mit seiner Spielintelligenz an einem guten Abend noch immer jede Verteidigung dieser Welt auseinander. Diaw ist ein unglaublicher Allrounder, der in Miami so etwas wie seinen Lieblingsgegner hat. Der Franzose verteidigt stark und kann offensiv auch immer heiß laufen. Von seinen Point-Forward-Qualitäten mal ganz abgesehen. Dazu kommen mit Mills, Joseph und Belinelli Guards, die mit ihrer Treffsicherheit das Spiel breit machen. Splitter könnte wie im Vorjahr ans Ende der Rotation rutschen, wobei seine Defense natürlich immer eine Hilfe ist.

Heat: Apropos tiefe Bank! Die Heat besitzen so etwas auch. Über Allen braucht man eigentlich keine Worte verlieren. Der Shooting Guard kann noch immer zu jeder Zeit ein Spiel entscheiden. Die Spurs bekamen es im Vorjahr schmerzlich zu spüren. Der Birdman bringt immer vollen Einsatz und jede Menge Intensität. Dabei vergisst man häufig, dass Andersen auch ein effektiver Scorer ist. Auch wenn Battiers Rolle immer kleiner wird. Mit seiner Erfahrung kann der smarte Forward Miami phasenweise noch immer helfen. Sein Wert im Locker Room ist ohnehin unbestritten. Cole wird versuchen, Parkers Kreise einzudämmen und den Franzosen zu entnerven. Inwieweit der verletzungsgeplagte Oden ein Faktor in der Serie sein kann, bleibt dagegen abzuwarten.

Fazit: Beide Teams besitzen unfassbar starke Second Units. Die der Spurs ist aber vielleicht einen Tick stärker. Daher ist San Antonio leicht im Vorteil.

Head Coach: Gregg Popovich vs. Erik Spoelstra

SPOXgettyPopovich: Coach Pop ist schlicht und ergreifend der beste Trainer der NBA. Popovich hat es geschafft, ein Spielsystem in San Antonio zu etablieren, das jeden Spieler involviert. Die Spurs spielen den schönsten Basketball der gesamten Liga. Kein Spieler ist sich zu schade, den Extra-Pass zu spielen. Diese Philosophie macht einen klassischen Rebuild überflüssig. Popovich findet immer wieder Spieler, die perfekt in dieses System passen. Dass er dazu noch ein hervorragender In-Game-Coach ist, soll natürlich auch nicht verschwiegen werden.

Spoelstra: Miamis Coach ist längst in der Riege der besten Trainer angekommen. Seit nunmehr sechs Jahren steht er hauptverantwortlich an der Seitenlinie der Heat. In der gesamten Zeit hat nie ein Superstar ein böses Wort über ihn verloren oder eine größere Rolle eingefordert. Spoelstra schafft es perfekt, das Starensemble zu dirigieren. Dazu kommt, dass er es seh gut versteht, auf ein Spiel zu reagieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Fazit: Spoelstra gehört sicher zu den besten fünf Trainern in der Liga, aber gegen Popovich kommt er dann doch (noch) nicht an. Vorteil für San Antonio.

Prognose

Eins ist sicher: Die Serie wird wieder verdammt eng. Beide Teams haben sich im Vergleich zum Vorjahr so gut wie nicht verändert. Nach der epischen Finalserie 2013 kennen sich beide Mannschaften in- und auswendig. Wahrscheinlich wird es daher erneut keine Serie der Superstars. San Antonios Kader besitzt die Fähigkeit, die Big 3 zumindest zeitweise zu kontrollieren. Die Spurs kommen ohnehin noch mehr als Miami über den Teamgedanken. Sollte Parker fit bleiben, stellt sich daher die Frage: Wer schafft es, den Gegner neu zu überraschen? Und findet die Gegenseite rechtzeitig die richtige Antwort? Der Stachel der letztjährigen Finalniederlage könnte den Extraschub Energie für San Antonio freisetzen, der am Ende den Unterschied ausmachen kann. Wetten sollte man darauf jedoch nicht.

Teil I: Die Guard-Positionen

Teil II: Die Forward-Positionen und die Center

Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose

Die Playoffs im Überblick