SPOX: Sie waren bereits in den vorherigen NBA-Funktionen der Mastermind der digitalen Revolution im Sport: NBA TV, League Pass, die angesprochenen internationalen Destination wie SPOX. Die Frage an den Pionier: Was kommt als nächstes?
Silver: Ich verfolge die technische Entwicklung sehr intensiv und unser großes Ziel sollte es sein, das großartige Live-Erlebnis in der NBA mehr Menschen fühlbar zu machen. Im Sport gibt es kein besseres Einzelerlebnis, als direkt in der ersten Reihe am Basketball-Feld zu sitzen und zuzuschauen. Wo sonst kann man aus einer solchen Nähe die Athleten beobachten? Daher möchten wir die Courtside-Experience bestmöglich replizieren und eine Überlegung geht hin zur virtuellen Realität. Ich hatte das Privileg, die neueste Generation an Oculus-Brillen zu testen. Es ist mind blowing! Einfach nur irre! Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Wir sind schon jetzt soweit sagen zu können, dass es mit dem Brillen fast besser ist, als Courtside Tickets zu besitzen. Mit den Brillen kannst du genauso am Court sitzen - und genauso aus der Sicht von jedem Spieler das Geschehen verfolgen oder aus jeder Perspektive einen Dunk miterleben. Wenn die Technologie günstiger wird und sich die ersten Produkte etabliert haben, bin ich sicher, dass der Durchbruch kommt, weil wir diese Courtside-Experience in die gesamte Welt transportieren können.
Das All-Star Game live! Hol Dir jetzt den LEAGUE PASS
SPOX: Bei aller Globalisierung: Wie sehr schmerzt es Sie, dass ausgerechnet in der Heimat die größten Märkte schwächeln? Die NBA wuchs dadurch, dass in den Metropolen die Franchises besonders erfolgreich waren. Zurzeit jedoch durchschreiten die Los Angeles Lakers an der Westküste und vor allem New York, Brooklyn, Philadelphia und Boston an der Ostküste ein tiefes Tal. Dafür dominieren Teams aus den kleinen Märkten wie Golden State, Memphis und Atlanta die Liga.
Silver: Wissen Sie, warum ich mich unter anderem auf das All-Star-Game freue? Dass erstmals zwei Brüder in die Starting Fives gewählt wurden: Pau und Marc Gasol. Sie sind zum einen tolle Spieler und wundervolle Menschen, die sich in der Community einbringen und sich für Kunst sowie gesellschaftliche Themen interessieren und so die NBA mit all der Vielfalt perfekt repräsentieren. Zum anderen zeigt das All-Star-Voting, dass die Herkunft nicht mehr wichtig ist. Marc Gasol kommt aus Spanien - und er spielt mit den Memphis Grizzlies für ein Team mit einem kleinen Einzugsgebiet. Das heißt zweierlei: Dem Fan ist es egal, ob ein Spieler aus den USA oder aus einem anderen Land stammt. Und es wird immer weniger entscheidend für eine Franchise, wie groß der unmittelbare Markt ist, um Erfolge zu feiern und Stars zu entwickeln. Die Liga wird demokratischer und fairer - und die Teams mit einem guten Management werden belohnt. Ich begrüße den Trend ausdrücklich.
SPOX: Einwand: Bei einem NBA-Finale zwischen den Los Angeles Lakers und den New York Knicks wären die TV-Quoten um Längen besser als bei einem Endspiel Atlanta Hawks gegen Memphis Grizzlies.
Silver: Mir gefällt diese Polarisierung nicht, wonach immer ein Gegensatz konstruiert wird: Großer Markt vs. Kleiner Markt. Wenn schon, sollten die Extreme heißen: Gut geführte Franchise vs. Schlecht geführte Franchise. Ich bin für eine Liga, in der die Franchises am erfolgreichsten sind, die auf dem Court und abseits des Courts am besten arbeiten. Ich bin für eine Liga, in der jede Franchise unabhängig von der Marktgröße um den Titel spielen und Profite erwirtschaften kann. Und was wir jetzt sehen, geht in die richtige Richtung. Natürlich spielt Zufall eine Rolle: Verletzungen, Pech oder Glück bei der Draft-Lotterie. Doch mittelfristig setzen sich einfach die Franchises durch, die gute Arbeit abliefern. In einem Markt wie Los Angeles oder New York zu spielen, ist hilfreich, aber nicht alles entscheidend. So sollte es sein.
Seite 1: Silver über sein erstes Jahr und die Globalisierung der Liga
Seite 2: Silver über eine digitale Revolution und die Small-Market-Diskussion