NBA

"Perfekte Situation für Tibor"

Tibor Pleiß wechselt vom FC Barcelona in die NBA zu den Utah Jazz
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SPOX: Sie kamen wie angedeutet in ein großartiges Utes-Team zurück, mit Miller, Doleac oder Hanno Möttölä, und erreichten sogar das Championship Game, das gegen Kentucky verloren ging. Hatten Sie zu diesem Zeitpunkt die Ambitionen, es auch selbst in die NBA zu schaffen?

Jensen: Es ist ganz interessant, weil die ganzen Jungs heutzutage im College immer dieses Ziel NBA vor Augen haben. Aber bei uns war das noch anders, wir haben darüber gar nicht nachgedacht. Auch ein Andre Miller nicht, wir wollten einfach nur jedes Spiel im College gewinnen, den Rest haben wir auf uns zukommen lassen. Ich persönlich war ohnehin schon glücklich, dass ich später mit Basketball Geld verdienen konnte. Ich weiß noch, wie ich mir überlegte, dass ich eines Tages mal im NCAA Tournament mitspielen und die Sweet 16 erreichen will. Das war alles, was ich wollte. Als ich dann im Championship Game war, hatte ich mir also die meisten meiner Träume schon erfüllt.

SPOX: Nachdem Sie nicht gedraftet wurden, begann Ihr Europa-Abenteuer. Sie spielten viele Jahre in der Türkei, auch eine Saison in Spanien. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Jensen: Ich habe die Zeit geliebt! Ich erinnere mich, wie ich an meinem ersten Tag in Istanbul aufgewacht bin, betete und mir nur dachte: 'Wow, das ist alles verrückt, was ich hier mache.' Ich habe in der Folge sechs Jahre in der Türkei verbracht und die Zeit total genossen. Ich habe immer noch mehr Facebook-Freunde in der Türkei als in den USA. (lacht) Auch in Spanien habe ich noch mit ein paar Leuten engen Kontakt. Der europäische Basketball hat sich seitdem unglaublich entwickelt. Und er ist so anders, dass ich in der Zeit extrem viel gelernt und mitgenommen habe. Auch deshalb freue ich mich jetzt so auf die Zeit beim DBB. Auch diese Erfahrung wird mich wieder als Coach weiterbringen.

SPOX: An was erinnern Sie sich am liebsten zurück?

Jensen: Aufgrund dessen, dass Basketball so viel Zeit beansprucht und du im Ausland so weit weg von deiner Familie bist, gibt es nur zwei Gründe, warum es das alles trotzdem wert ist. Erfolge feiern und Beziehungen aufbauen. Ich war ein paar Mal Teil von Mannschaften, die ihrem Klub das beste Jahr in der Historie bescherten, das war sehr speziell. Dazu habe ich tolle Freunde gefunden, mit denen ich mich nicht mal in der gleichen Sprache verständigen konnte. Aber trotzdem sind Freundschaften entstanden, die bis heute Bestand haben.

SPOX: Sie sind schon sehr früh, mit 31 Jahren, in die Coaching-Schiene hineingerutscht. War es Ihnen immer klar, dass Sie einmal ins Trainerbusiness einsteigen?

Jensen: Ich hatte es ein bisschen im Hinterkopf, aber wirklich klar war es mir nicht. Dann nahm mein College-Coach Rick Majerus den Job in Saint Louis an und fragte mich, ob ich nicht in seinen Staff kommen wollte. Eigentlich wollte ich noch ein paar Jahre spielen, aber ich hatte immer noch Angst, nein zu ihm zu sagen. (lacht) Außerdem wusste ich, dass ich keinen besseren Einstieg ins Coaching finden würde als bei ihm. Es gibt niemand, der mehr über Basketball weiß, deshalb war es eine perfekte Situation für mich, auch wenn ich mir manchmal gewünscht hätte, noch ein paar Jährchen selbst auf dem Feld zu stehen.

SPOX: Coach Majerus war Ihr Mentor und eine Legende, was haben Sie am meisten von ihm gelernt?

Jensen: Ich sage immer im Spaß, dass selbst seine Sekretärin eine ganze Menge über Basketball gelernt hat. Jeder, der um Rick herum war, hat von ihm einiges mitgenommen, weil er so ein überragender Lehrer war. Er hat immer dafür gesorgt, dass es für einen Spieler niemals eine Situation auf dem Court geben kann, in der er nicht weiß, was er zu tun hat. Dass ein Spieler nicht weiß, wie er ein bestimmtes Play verteidigen muss? Das gab es bei Rick nicht.

SPOX: Nach der Zeit in Saint Louis haben Sie in der D-League Ihren ersten Head-Coaching-Job übernommen und wurden sogar zum Coach of the Year gekürt, danach ging es 2013 weiter zu den Jazz. Wie schwer war der Weg in die NBA?

Jensen: Es war sicher nicht einfach, aber es war vor allem ein sehr interessanter Weg. Die D-League ist ideal für deinen ersten Head-Coaching-Job. Du kannst in sehr kurzer Zeit sehr viel lernen und ausprobieren, ohne dass alle auf dich schauen und du dafür gleich zerrissen wirst. In der D-League stehst du nicht so im Scheinwerferlicht. Wie gehe ich mit Spielern um? Wie reagiere ich auf bestimmte Situationen auf dem Court? Das sind alles Dinge, die ich in den Jahren in der D-League gelernt habe. Ich habe in meinem ersten Jahr sehr viele Fehler gemacht, auch in meinem zweiten Jahr war nicht alles perfekt, aber jedes Mal bin ich wieder einen Schritt weiter gekommen.

SPOX: Sie gelten schon seit ein paar Jahren als einer der kommenden Head Coaches in der NBA. Spüren Sie, dass Sie diesem Ziel immer näher kommen?

Jensen: Ganz ehrlich: Ich denke darüber überhaupt nicht nach. Wenn ich in meinem Leben niemals NBA-Head-Coach werde, wäre das für mich auch total in Ordnung. Alles, was ich mir wünsche, habe ich gerade bei den Jazz. Ich darf in einem Staff arbeiten, in dem eine richtig gute Atmosphäre herrscht, jeder das gleiche Ziel verfolgt und jeder den anderen antreibt. Es macht großen Spaß in der aktuellen Konstellation. Wenn sich irgendwann die Möglichkeit auftut und ich eine Chance als Head Coach bekomme, wäre es großartig. Aber wenn nicht, dann bin ich genauso glücklich, solange ich eine so gute Situation habe wie jetzt und mit Leuten zusammenarbeiten kann, die genauso leidenschaftlich sind wie ich.

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