Frage: Sie waren auch beim NBA Africa Game in Johannesburg dabei. Wie wichtig war Ihnen dieser Trip, was haben Sie mitnehmen können?
Vucevic: Es war sehr wichtig für mich, weil die NBA zum ersten Mal dort gespielt hat und die südafrikanischen Fans die Möglichkeit bekamen, die Spieler zu sehen. Ich hatte dort die Chance, NBA-Spieler zu treffen und gegen sie zu spielen, die ich bislang nur aus dem Fernsehen kannte. Wir haben auch abseits des Courts Zeit zusammen verbracht, das war eine tolle Erfahrung. Es war mein erstes Mal in Südafrika und wollte unbedingt die Kultur und die Leute dort kennenlernen. Die NBA hatte alles wunderbar organisiert, wir wurden herzlich begrüßt. Alle haben es sehr genossen und ich freue mich schon darauf, bald einmal zurückzukehren.
Frage: Haben Sie Ihre One-on-one-Trainingseinheit mit Hakeem Olajuwon bekommen?
Vucevic: Leider nicht. Er hat nur eine Einheit gegeben und an der konnte ich aufgrund anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen. Ich konnte mit ihm also nicht arbeiten, hatte aber dann die Ehre, im Spiel gegen ihn anzutreten. Er hat gepunktet, aber das macht mir nichts aus, weil es eine tolle Erfahrung war, gegen einen der besten Spieler aller Zeiten, vor allem auf meiner Position, zu spielen.
Frage: Sie haben schon fast überall gelebt - in Europa, an der West- und an der Ostküste. Wo sehen Sie Ihre Heimat?
Vucevic: In Montenegro. Das war immer mein Zuhause, obwohl ich in der Schweiz geboren bin, mein Vater dort Basketball spielte und wir dann nach Belgien gezogen sind, weil er dorthin wechselte. Ich wusste immer, dass Montenegro meine Heimat ist und wir nur deshalb nicht dort waren, weil der Job meines Vaters es erforderte. So haben mich meine Eltern erzogen. Auch jetzt in den USA fliege ich jeden Sommer nach dem Ende der Saison dorthin.
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Frage: Seit Ihrem schlimmen Zugunglück sind nun zehn Jahre vergangen. War es eine besondere Motivation für in Ihrer Karriere oder verdrängen Sie das Erlebnis lieber und wollen nicht daran erinnert werden?
Vucevic: Ich denke nicht gern daran. Es war eine schreckliche Tragödie für alle Beteiligten und für das ganze Land Montenegro. Deshalb schaue nicht gern zurück. Ich hatte sehr viel Glück, den Unfall zu überleben. Man schaut danach auf andere Art und Weise auf das eigene Leben. Aber ich verdränge es eher, weil es natürlich keine schöne Erinnerung ist.
Frage: Sie spielen eine großartige Saison. Was machen Sie anders als zuvor? Wo würden Sie sich im Vergleich zu den besten Big Men der Liga einordnen?
Vucevic: Ich vergleiche mich nicht gern mit anderen. Ich konzentriere mich jeden Tag darauf, so gut wie möglich zu spielen, um meinem Team zu helfen. Alles andere interessiert nicht. Die Leute sprechen gern darüber, wer der beste Spieler in der NBA ist, aber das versuche ich, so weit wie möglich zu ignorieren. Was diese Saison angeht: Ich habe einfach an Erfahrung gewonnen, weil ich viel gespielt habe. Das hilft natürlich ungemein. Man lernt, wie man mit seinem Körper umgehen muss, wie man sich auf den Gegner vorbereitet. Und man lernt seine Gegner besser kennen. Ich habe einfach an meinem Spiel gearbeitet. Die letzten Jahre waren früh vorbei, weil wir die Playoffs verpasst haben, also hatte ich viel Zeit, mein Spiel unter die Lupe zu nehmen. Und die Tatsache, dass das Team in diesem Jahr sehr viel besser spielt, macht es natürlich allen leichter.
Frage: Dwight Howard hat Sie vor kurzem gelobt und ihre Führungsqualitäten hervorgehoben. Wenn Sie in Orlando in seine Fußstapfen und in die von Shaquille O'Neal treten, spüren Sie dann eine besondere Verantwortung? Inspiriert es Sie?
Vucevic: Ich sehe es nicht als Bürde, dass die Magic vor mir großartige Big Men hatten. Es motiviert mich, dass so viele gute Center für Orlando gespielt haben. Ich will dem Team helfen und einmal an ihrer Seite stehen, aber bis zu Shaq und Dwight ist es noch ein weiter Weg. Es ehrt mich, dass mich die Leute mit diesen großartigen Spielern vergleichen, das bedeutet mir viel. Vielleicht kann ich eines Tages ein ähnliches Erbe hinterlassen wie sie.
Frage: Wie ist es, in der Eastern Conference zu spielen? Die ist in diesem Jahr extrem hart umkämpft - bis auf die Spurs und Warriors scheinen ja fast alle guten Teams diese Saison aus dem Osten zu kommen.
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Vucevic: Ja, es ist schon sehr eng gerade. Viele Teams spielen sehr guten Basketball. Bis zu den Playoffs ist es noch ein weiter Weg, aber der Kampf um jede Position hat auch seine guten Seiten, weil jedes Spiel zählt und man sich keine Hänger leisten kann. Jedes Spiel ist ein Must-win, das sorgt dafür, dass man das Beste aus sich herausholt. Im letzten Jahr sprachen noch alle darüber, dass der Osten viel schwächer sei als der Westen und in diesem Jahr hat sich das gedreht. Die Eastern Conference ist viel stärker geworden und es wird wahrscheinlich bis zum letzten Spieltag um die Platzierungen gekämpft.
Frage: Sie sind Fan des FC Chelsea. Werden Sie versuchen, sich in London ein Spiel anzuschauen?
Vucevic: Hoffentlich klappt es! Ich glaube sie haben ein Heimspiel, während wir dort sind. Oder mindestens ein Besuch beim Training und ein Treffen mit den Spielern. Mit Eden Hazard spielt einer meiner Lieblingsspieler dort. In Europa ist Fußball der größte Sport, da muss man in jedem Land ein Lieblingsteam haben. Als ich jung war, habe ich einfach Chelsea ausgewählt. Leider läuft es in diesem Jahr nicht, aber ich bin sicher, dass sich noch verbessern und hoffentlich auch in der Champions League noch für Aufsehen sorgen werden.
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