Im Rahmen der Global Games trifft Center Nikola Vucevic mit seinen Orlando Magic am 14. Januar in London auf die Toronto Raptors. In einer Fragerunde erzählte er den Journalisten von seinen Erwartungen an die britische Hauptstadt und sprach über eine mögliche Franchise in Europa und seine verpasste Trainingsstunde mit Hakeem Olajuwon. Außerdem erinnert er sich an seine dunkelste Stunde.
nbaFrage: Ihr habt einen harten Spielplan vor dem Trip nach London, unter anderem in Cleveland und morgen gegen Indiana. Wie bereitet ihr euch darauf vor, vor ausverkauftem Haus in London eine tolle Show abzuliefern?
Nikola Vucevic: Wir müssen sicherstellen, dass wir die Reise nach London als Geschäftsreise betrachten und nicht als Urlaubsreise. Toronto spielt in unserer Conference, sie sind eines der besten Teams und kämpfen um die Top-Plätze im Osten. Wir wollen unser Können unter Beweis stellen und nach ein paar schwierigen Jahren die Playoffs erreichen. Deshalb ist es ein wichtiger Trip für uns. Mit dem harten Spielplan in den Tagen davor müssen wir einfach aufpassen, dass wir bereit sind, wenn wir in England ankommen.
Frage: Was erwartet ihr vom Publikum? Welche Atmosphäre erhofft ihr euch bei eurem Besuch in London?
Vucevic: Ich war noch nie in London oder England, es ist also mein erstes Mal dort. Natürlich weiß ich, dass die Engländer begeisterte Fußball-Fans sind, in den Spielen dort sieht man die Leidenschaft dieser tollen Fans. Ich weiß nicht, wie es mit Basketball aussieht, aber es gab ja auch schon Spiele dort - und wenn die NBA immer wieder zurückkehrt, hat man wohl sehr positive Erfahrungen gemacht. Deshalb freue ich mich drauf und ich hoffe, dass die Fans uns mit offenen Armen empfangen. Wir haben im Oktober in Brasilien gespielt, auch das war eine tolle Erfahrung: Vor einem Publikum zu spielen, das zum ersten Mal die Chance hatte, ein NBA-Spiel zu sehen. Ich glaube, dass wir alle sehr viel Spaß haben werden.
Frage: Ihr habt ein vergleichsweise junges Team. Ist der Trip nach London auch eine Chance, Zusammenhalt der Truppe zu stärken? Wird das Spiel größere Auswirkungen auf das Team haben als die übrigen Spiele der Regular Season?
Vucevic: Das Spiel wird etwas ganz Besonderes: Wir spielen in einem anderen Land, es wird viel über die Partie gesprochen werden - und wir spielen auf einem neutralen Court. Für die Chemie im Team wird es sehr positiv sein, weil wir viel Zeit abseits des Feldes miteinander verbringen werden. Unsere Zeit in Brasilien hat uns geholfen, näher zusammenzurücken und uns besser kennenzulernen, weil wir ja sonst niemanden dort kannten. Die erste Saisonhälfte ist fast rum, da muss man mehr Gas geben, weil zum Ende hin jedes Spiel den Unterschied machen kann. Es wird unserem Teamspirit helfen. Der war bisher schon richtig gut, aber der Trip könnte uns noch einen Schub geben.
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Frage: Wird in der Kabine oft über die Reise nach London gesprochen? Ist das ein Thema?
Vucevic: Bisher noch nicht wirklich. Wir haben uns auf die Spiele konzentriert, die vor uns lagen, und davon gibt es ja immer noch ein paar, bevor wir abreisen. Aber je näher das Spiel rückt, desto mehr werden die Jungs darüber sprechen. Zu Beginn der Saison haben wir darüber gesprochen, wie viel Spaß der Trip machen wird. Schließlich waren die meisten noch nie dort, und wir können auch ein paar Familienangehörige mitnehmen. Das wird super. Aber im Moment konzentrieren wir uns auf die nächsten Spiele. Die werden extrem wichtig, weil im Osten alle so eng zusammengerückt sind - ein Sieg und du bist auf Platz zwei, eine Niederlage und du bist raus aus den Playoffs.
Frage: Es ist kein Geheimnis, dass die NBA gerne eine Franchise in Europa hätte. Wie stehen die Spieler dazu?
Vucevic: Für die europäischen Spieler wäre es natürlich schön, wenn es eine Franchise in Europa gäbe. Aber in meinen Augen wäre das aufgrund der Reisestrapazen kompliziert. Es ist ein langer Trip von Europa in die USA, dazu kommt der Zeitunterschied. Ich weiß nicht, ob es machbar wäre. Für die NBA wäre es wunderbar, aber ich bin skeptisch.
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Frage: Wie hart ist es, den Jetlag hinter sich zu lassen und sich auf das nächste Spiel vorzubereiten?
Vucevic: Wenn wir an der Westküste spielen, gibt es natürlich auch einen Zeitunterschied, auf den man sich einstellen muss, aber diesmal ist der Unterschied sehr viel größer - es könnte also schon einen Effekt haben. Aber wir sind Profis. Es gehört zu unserem Job, bereit zu sein, unabhängig von den Umständen. Wir werden darauf achten, dass wir uns ausruhen, um fit zu sein. Wir haben eine kleine Pause vor und nach dem Spiel bekommen, um uns zu erholen. Wir werden bereit sein, wenn wir zurückkommen.
Frage: Welche Herausforderung stellen die Raptors in London dar?
Vucevic: Mit den Raptors hatten wir in den letzten Jahren einige Probleme. In diesem Jahr haben wir ein sehr enges Spiel am Ende gewinnen können, aber sie sind ein sehr starkes Team, eines der besten im Osten und in der NBA. Mit Kyle Lowry, DeMar DeRozan und Jonas Valanciunas haben sie sehr gute Spieler, dazu gute Bankspieler - es wird also sehr schwer für uns. Es ist fast immer sehr eng, wenn wir aufeinander treffen, deshalb sollte es auch in London ein sehr gutes Spiel werden.
Frage: Wie wollen Sie ihr Duell mit Jonas Valanciunas angehen? Offensiv und defensiv?
Vucevic: Wir haben in der NBA nun schon ein paar Mal gegeneinander gespielt, auch in der Nationalmannschaft. Ich kenne ihn also sehr gut. Er ist ein starker Spieler, der sich im Laufe seiner Karriere stark verbessert hat. Er ist riesig, nimmt viel Platz ein und ist schwer zu spielen. Wir haben immer intensive Duelle. Es wird Spaß machen, mich wieder mit ihm zu messen.
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nbaFrage: Sie waren auch beim NBA Africa Game in Johannesburg dabei. Wie wichtig war Ihnen dieser Trip, was haben Sie mitnehmen können?
Vucevic: Es war sehr wichtig für mich, weil die NBA zum ersten Mal dort gespielt hat und die südafrikanischen Fans die Möglichkeit bekamen, die Spieler zu sehen. Ich hatte dort die Chance, NBA-Spieler zu treffen und gegen sie zu spielen, die ich bislang nur aus dem Fernsehen kannte. Wir haben auch abseits des Courts Zeit zusammen verbracht, das war eine tolle Erfahrung. Es war mein erstes Mal in Südafrika und wollte unbedingt die Kultur und die Leute dort kennenlernen. Die NBA hatte alles wunderbar organisiert, wir wurden herzlich begrüßt. Alle haben es sehr genossen und ich freue mich schon darauf, bald einmal zurückzukehren.
Frage: Haben Sie Ihre One-on-one-Trainingseinheit mit Hakeem Olajuwon bekommen?
Vucevic: Leider nicht. Er hat nur eine Einheit gegeben und an der konnte ich aufgrund anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen. Ich konnte mit ihm also nicht arbeiten, hatte aber dann die Ehre, im Spiel gegen ihn anzutreten. Er hat gepunktet, aber das macht mir nichts aus, weil es eine tolle Erfahrung war, gegen einen der besten Spieler aller Zeiten, vor allem auf meiner Position, zu spielen.
Frage: Sie haben schon fast überall gelebt - in Europa, an der West- und an der Ostküste. Wo sehen Sie Ihre Heimat?
Vucevic: In Montenegro. Das war immer mein Zuhause, obwohl ich in der Schweiz geboren bin, mein Vater dort Basketball spielte und wir dann nach Belgien gezogen sind, weil er dorthin wechselte. Ich wusste immer, dass Montenegro meine Heimat ist und wir nur deshalb nicht dort waren, weil der Job meines Vaters es erforderte. So haben mich meine Eltern erzogen. Auch jetzt in den USA fliege ich jeden Sommer nach dem Ende der Saison dorthin.
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Frage: Seit Ihrem schlimmen Zugunglück sind nun zehn Jahre vergangen. War es eine besondere Motivation für in Ihrer Karriere oder verdrängen Sie das Erlebnis lieber und wollen nicht daran erinnert werden?
Vucevic: Ich denke nicht gern daran. Es war eine schreckliche Tragödie für alle Beteiligten und für das ganze Land Montenegro. Deshalb schaue nicht gern zurück. Ich hatte sehr viel Glück, den Unfall zu überleben. Man schaut danach auf andere Art und Weise auf das eigene Leben. Aber ich verdränge es eher, weil es natürlich keine schöne Erinnerung ist.
Frage: Sie spielen eine großartige Saison. Was machen Sie anders als zuvor? Wo würden Sie sich im Vergleich zu den besten Big Men der Liga einordnen?
Vucevic: Ich vergleiche mich nicht gern mit anderen. Ich konzentriere mich jeden Tag darauf, so gut wie möglich zu spielen, um meinem Team zu helfen. Alles andere interessiert nicht. Die Leute sprechen gern darüber, wer der beste Spieler in der NBA ist, aber das versuche ich, so weit wie möglich zu ignorieren. Was diese Saison angeht: Ich habe einfach an Erfahrung gewonnen, weil ich viel gespielt habe. Das hilft natürlich ungemein. Man lernt, wie man mit seinem Körper umgehen muss, wie man sich auf den Gegner vorbereitet. Und man lernt seine Gegner besser kennen. Ich habe einfach an meinem Spiel gearbeitet. Die letzten Jahre waren früh vorbei, weil wir die Playoffs verpasst haben, also hatte ich viel Zeit, mein Spiel unter die Lupe zu nehmen. Und die Tatsache, dass das Team in diesem Jahr sehr viel besser spielt, macht es natürlich allen leichter.
Frage: Dwight Howard hat Sie vor kurzem gelobt und ihre Führungsqualitäten hervorgehoben. Wenn Sie in Orlando in seine Fußstapfen und in die von Shaquille O'Neal treten, spüren Sie dann eine besondere Verantwortung? Inspiriert es Sie?
Vucevic: Ich sehe es nicht als Bürde, dass die Magic vor mir großartige Big Men hatten. Es motiviert mich, dass so viele gute Center für Orlando gespielt haben. Ich will dem Team helfen und einmal an ihrer Seite stehen, aber bis zu Shaq und Dwight ist es noch ein weiter Weg. Es ehrt mich, dass mich die Leute mit diesen großartigen Spielern vergleichen, das bedeutet mir viel. Vielleicht kann ich eines Tages ein ähnliches Erbe hinterlassen wie sie.
Frage: Wie ist es, in der Eastern Conference zu spielen? Die ist in diesem Jahr extrem hart umkämpft - bis auf die Spurs und Warriors scheinen ja fast alle guten Teams diese Saison aus dem Osten zu kommen.
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Vucevic: Ja, es ist schon sehr eng gerade. Viele Teams spielen sehr guten Basketball. Bis zu den Playoffs ist es noch ein weiter Weg, aber der Kampf um jede Position hat auch seine guten Seiten, weil jedes Spiel zählt und man sich keine Hänger leisten kann. Jedes Spiel ist ein Must-win, das sorgt dafür, dass man das Beste aus sich herausholt. Im letzten Jahr sprachen noch alle darüber, dass der Osten viel schwächer sei als der Westen und in diesem Jahr hat sich das gedreht. Die Eastern Conference ist viel stärker geworden und es wird wahrscheinlich bis zum letzten Spieltag um die Platzierungen gekämpft.
Frage: Sie sind Fan des FC Chelsea. Werden Sie versuchen, sich in London ein Spiel anzuschauen?
Vucevic: Hoffentlich klappt es! Ich glaube sie haben ein Heimspiel, während wir dort sind. Oder mindestens ein Besuch beim Training und ein Treffen mit den Spielern. Mit Eden Hazard spielt einer meiner Lieblingsspieler dort. In Europa ist Fußball der größte Sport, da muss man in jedem Land ein Lieblingsteam haben. Als ich jung war, habe ich einfach Chelsea ausgewählt. Leider läuft es in diesem Jahr nicht, aber ich bin sicher, dass sich noch verbessern und hoffentlich auch in der Champions League noch für Aufsehen sorgen werden.
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