NBA

Der Lohn für Dr. Frankenstein?

Welches Team hat eine Chance auf Ben Simmons oder Brandon Ingram am meisten verdient?
© spox
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Platz 3: Boston Celtics (via Brooklyn)

Bilanz: 48-34

Chance auf den 1st Pick: 15,6 Prozent

Chance auf die Top 3: 46,9 Prozent

Karma-Watch: Für die Kelten spricht, dass sie keineswegs getankt haben und nur deshalb so gute Chancen haben, weil sie die Nets im berühmten Garnett-Pierce-Trade dereinst komplett über den Tisch ziehen konnten. Einem bereits sehr soliden Team noch einen echten Franchise-Player an die Seite stellen zu können, wäre gewissermaßen der Lohn für die umsichtige Arbeit von Danny Ainge.

Ein weiteres Argument pro Boston liefert die Lottery-Historie, insbesondere bei zwei Drafts: 2007 hatte man die zweitbeste Chance auf den ersten Pick und eine Chance auf Durant (oder Oden... hust), wurde aber letztendlich bloß Fünfter. 1997 hatte man sogar die allerbeste Chance auf Pick Nummer eins und einen gewissen Tim Duncan - und wurde Dritter. Der letzte No.1-Pick der Celtics? Ein gewisser Charlie Share im Jahre 1950. Ohne Witz!

Es lässt sich aber auch gegen die Celtics argumentieren. Im Endeffekt sprechen wir hier vom Rekordmeister und nicht von einer historisch verfluchten Franchise wie den Clippers oder Cavs. Es ist gut möglich, dass Ainge den Pick ohnehin traden wird. Und auch mit guter Arbeit in der Free Agency dürfte sich das Team noch adäquat verstärken lassen.

Platz 2: L.A. Lakers

Bilanz: 17-65

Chance auf den 1st Pick: 19,9 Prozent

Chance auf die Top 3: 55,8 Prozent

Anmerkung: Die Lakers müssen den Pick an Philadelphia abgeben, wenn er außerhalb der Top 3 landet.

Karma-Watch: Die Lakers haben trotz einer Meisterschaft weniger eine noch schillerndere Historie als die Celtics, ansonsten lassen sich die Situationen beider Teams allerdings überhaupt nicht vergleichen. Bei Boston wäre der Pick ein Zubrot aus einem cleveren Trade vor Jahren, die Lakers hingegen sind auf den Pick (oder zumindest seinen Tauschwert) angewiesen - und könnten ihn aufgrund eines nicht so cleveren Trades vor Jahren noch verlieren.

Wir sind ehrlich: Es muss nicht unbedingt noch eine schreckliche Saison in Los Angeles geben. Luke Walton dürfte frischen Wind reinbringen, nachdem Byron Scott - gelinde gesagt - eher für das Gegenteil stand. Ein paar Talente haben die Lakers ja schon beisammen, einen weiteren Top-3-Pick kann das Team aber fraglos noch gebrauchen.

Das Totschlag-Argument für die Lakers stellt ohnehin folgende Frage dar: Möchte irgendjemand in einer Welt leben, in der Philly für seine Tanking-Wut in den letzten Jahren potenziell mit den Picks 1 und 4 belohnt wird? Da nehmen wir lieber weitere "Versteckte Kamera"-Filmchen von D'Angelo Russell mit neuen Protagonisten (Simmons? Ingram?) in Kauf.

Platz 1: Philadelphia 76ers

Bilanz: 10-72

Chance auf den 1st Pick: 25 Prozent

Chance auf die Top 3: 64,3 Prozent

Karma-Watch: Grundsatzfrage. Es gibt ja durchaus eine Fraktion, die darauf steht, wenn ein Plan aufgeht - selbst wenn dafür jahrelang auf D-League-Niveau agiert wird. Die große Mehrheit wird dem wohl entgegen halten, dass dieses groß angelegte Laborexperiment den No.1-Pick nicht wirklich verdient hat.

Noch etwas spricht gegen Philly: Der Architekt des Plans ist mit Sam Hinkie ja nicht einmal mehr mit von der Partie, nachdem die Colangelos ihn mehr oder weniger aus seiner Position gedrängt haben. In gewisser Weise würde es unfair erscheinen, wenn andere den Lohn dafür einsacken, dass er jahrelang als eine Art Dr. Frankenstein der NBA verkauft wurde.

Aber gut: Wenn die Sixers die Lottery tatsächlich gewinnen, wäre das vielleicht ein weiteres Argument dafür, das ganze System zu überdenken und keine Teams mehr dafür zu belohnen, dass sie aktiv mies sein wollen. Entweder das, oder Bryan Colangelo zieht einfach den nächsten Andrea Bargnani (sein Pick 2006) an erster Stelle.

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