OKC sollte Westbrook traden
Matthias Bielek: So schade es auch ist: Ja, das sollten die Thunder tun und ich denke, das werden sie auch. KD hat ihnen das Herz gebrochen und jetzt hilft eigentlich nur noch ein Rebuild. Sie können nicht riskieren, dass auch Westbrook ohne Gegenwert verschwindet, und müssen daher jetzt alles nehmen, was sie kriegen können. Denn für mich ist es so sicher wie der Playoff-Einzug der Warriors, dass Westbrook im nächsten Sommer abhauen wird. Und das ist einfach traurig, aber die Realität bei Teams in so kleinen Märkten. Bei Oklahoma City tut es mir besonders leid, weil ich ein paarmal dort in der Halle war und die Stimmung wirklich ziemlich einzigartig ist. Leider passiert es nicht zum ersten Mal.
Trade-Kandidaten: Die gute, alte Zwickmühle
Martin Klotz: Richtig. Die NBA ist hartes Business und wer Durant verloren hat, der verliert spätestens im nächsten Sommer auch Westbrook. Für ihn selbst ist es relativ egal. Sollte er nicht noch vor Saisonbeginn verschifft werden, legt er diese Saison mit einer Usage-Rate von 99 Prozent einfach ein Triple-Double im Schnitt auf. Dass ihm das nicht länger als eine Spielzeit Spaß machen wird, ist aber auch klar. Daher ist er spätestens 2017 weg. Es wäre kopflos und hoffnungslos romantisch von den Thunder, zu denken, dass Russ bleibt. Wird er nämlich nicht. Daher sollte Sam Presti ihn vor Saisonbeginn loswerden, im Optimalfall lässt er noch ein wenig Zeit verstreichen, um es nicht zu hoffnungslos aussehen zu lassen. Ein Paket von einigen guten jungen Spielern (hallo, Lakers) oder mehreren Picks (hallo, Celtics) könnte dafür sorgen, dass OKC auch in den nächsten fünf Jahren im Westen relevant bleibt. Geht RW0 ohne Gegenwert, heißt die Tendenz in Oklahoma ganz klar "Versenkung". Und das wäre nach diesen tollen Jahren mit einem Traum-Duo wirklich schade.
Thorben Rybarczik: Auch wenn's langweilig ist, kann ich euch da nicht widersprechen. Durch den Abgang von KD wurde eine neue Ära in OKC eingeläutet, die nur erfolgreich sein kann, wenn man den Reset-Button drückt. Das funktioniert allerdings nur ohne Westbrook. Um ihn herum einen Rebuild einzuleiten, wird nicht funktionieren - dazu ist er mittlerweile zu ungeduldig. Und ein Spielertyp, der die jungen Wilden besser macht, sehe ich in Russ auch nicht. Apropos junge Wilde: Mit Oladipo, Sabonis, Adams und meinetwegen auch Roberson gibt es bereits eine solide Rebuild-Basis, die aber noch erweitert werden muss. Mit den Lakers oder Celtics hat mein Vorredner ja schon geeignete Abnehmer ins Spiel gebracht, die da sicher gerne helfen würden.
Ole Frerks: Schon bizarr, dass sich diese Thunder von nun an in eine Reihe mit Nashs Suns, Paytons Sonics oder Malones Jazz stellen müssen als Top-Teams, die nie einen Titel geholt haben. Ich hätte im Sommer 2012 einiges darauf gesetzt, dass KD und Russ zum heutigen Zeitpunkt schon den einen oder anderen Ring am Finger hätten. Aber genug der Sentimentalität: Ich würde an Prestis Stelle nichts überstürzen. Klar wirkt ein Abschied von Westbrook derzeit sehr wahrscheinlich, aber der Kerl tanzt doch immer zu seinem ganz eigenen Beat. Vielleicht will er es doch jetzt erst recht allen zeigen, dass in Wirklichkeit er der Superstar der Thunder ist, und sieht einen Verbleib in Oklahoma als beste Option für sich an? Zumindest muss er sich ja jetzt keine Gedanken mehr darum machen, ob er genug Würfe bekommt. Natürlich kann man keinen Verlust ohne Gegenwert riskieren, aber warum gibt man Russ nicht einfach noch ein wenig Zeit und versucht, entweder vorzeitig zu verlängern wie Houston mit James Harden, oder zumindest eine mündliche Zusage zu bekommen? Es mag eine geringe Chance sein, aber immerhin existiert sie. Bei einem Spieler wie Westbrook ist das besser als nichts, denn er gehört zu den ganz wenigen Leuten in der NBA, die tatsächlich einen Unterschied ausmachen. Und genau aus dem Grund würde man zur Not auch noch zur Trade Deadline einen ordentlichen Gegenwert bekommen.