April
Die Playoffs stehen vor der Tür. Die Warriors sind kurz davor, eine historische Saison zu krönen. Das Rennen um die Plätze sieben bis neun ist in beiden Conferences noch extrem spannend. Kurz: Die Saison steuert gezielt auf ihren Höhepunkt zu.
Allerdings: Das interessiert niemanden. Der Grund dafür ist ein Liebesbrief an den Basketball, den ein gewisser Kobe Bean Bryant im November des Vorjahres im Player's Tribune veröffentlicht hatte. Darin kündigte er seinen Abschied von der großen NBA-Bühne an.
Am 13. April ist es dann soweit: Das letzte Lakers-Spiel der Saison steht an, das letzte Lakers-Spiel, in dem jemand mit der Rückennummer 24 auflaufen wird. Und Kobe wäre nicht Kobe, wenn er den Abend nicht zu seinem machen würde. Die ersten Würfe gehen noch daneben, doch spätestens ab dem zweiten Viertel bahnt sich Historisches an. Die Jazz-Spieler verwandeln sich kollektiv in Zuschauer eines denkwürdigen Auftritts, an dessen Ende die Mamba ihre Fans mit 60 Punkten (50 Würfe) und einem Sieg beschenkt. "Mamba out." Mic drop.
Was sonst noch los war:
Die Memphis Grizzlies gastieren in der Oracle Arena und können nicht verhindern, dass die Warriors ihren 73. Sieg der Regular Season feiern - das hat es bekanntlich noch nie gegeben. Ganz nebenbei versenkt Stephen Curry seinen 400. Dreier der Saison, als gebe es nichts Leichteres. Auch das ist - natürlich - ein neuer Rekord.
Mai
Endlich! Die Playoffs sind im vollen Gange! Bilanzen zählen nichts mehr, die Spiele aus der Regular Season sind vergessen. Die zuvor schon fast sicher geglaubte Titelverteidigung der Dubs steht allerdings unter keinem guten Stern, denn die halbe Basketball-Welt schaut auf das Knie des frisch gekürten, einstimmig gewählten MVP Stephen Curry.
Dieser war in Spiel vier der ersten Runde gegen die Rockets in einer Schweißspur von Donatas Motiejunas ausgerutscht und hatte sich übel das Knie verdreht. In was für einer Verfassung würde er zurückkommen? Nun: In einer 40-Punkte-Verfassung. Nicht mal zwei Wochen nach dem Unfall ist er gegen Portland wieder auf der Höhe seines Schaffens und wischt Diskussionen zu seinem Zustand beiseite.
Trotzdem ist die Playoff-Reise für Golden State kurze Zeit später trotzdem (fast) verfrüht zu Ende. Denn die Oklahoma City Thunder ärgern den Champion gehörig und führen in den West Finals mit 3-1. Doch auch dank Curry kommen die Warriors in die Serie zurück und erspielen sich ein siebtes Spiel, das sie mit 96:88 gewinnen.
Es ist bereits die vierte Serie, die ein Game 7 erhält - Spannung ist fast überall geboten. Außer bei den Cleveland Cavaliers. Diese haben - mal wieder - pünktlich zu den Playoffs ihre Bestform erreicht und pflügen durch den Osten wie nichts Gutes. Nach zwei Sweeps über Detroit und Atlanta können nur die Raptors zwei Siege holen. Gefährlich werden sie dem King allerdings nicht. Das Finals-Rematch kann kommen...
Was sonst noch los war:
Dirk Nowitziki steigt aus seinem Vertrag aus, nachdem die Mavs tapfer, aber vergeblich gegen das Erstrundenaus angekämpft hatten. Mit einem Franchise-Wechsel oder gar Karriereende soll das aber nichts zu tun haben. Bei den Orlando Magic verkündet Head Coach Scott Skiles überraschend seinen Rücktritt und die Philadelphia 76ers kündigen als erste Franchise an, künftig mit Trikot-Werbung auflaufen zu wollen.
Juni
Wer in der weiten Welt des Internets nach dem Begriff "The Shot" sucht, der wird in der Regel ein Ergebnis zu Michael Jordan vorfinden, wie er 1989 die Cleveland Cavaliers in den Conference Finals oder 1998 die Utah Jazz in den Finals mit dem letzten Wurf der Serie in den Abgrund stürzte.
Seit dem 19. Juni 2016 taucht aber auch Kyrie Irving unter den Suchergebnissen auf. Die Basketball-Welt durfte miterleben, wie nach einer historischen Regular Season (73-9!) auch die Finals jeden Rahmen sprengen, obwohl es dank einer lockeren 2-0 und 3-1-Serienführung nach einer einfachen Titelverteidigung für die Dubs gerochen hatte.
Dann erhitzen sich vor Spiel 5 die Gemüter. Draymond Green attackiert die königlichen Kronjuwelen und wird infolgedessen für eine Partie gesperrt. Die verbalen Scharmützel sind da nur noch Formsache. Die Oracle Arena hat den Schuldigen schnell gefunden und pfeift diesen gnadenlos aus: LeBron James.
Doch er und vor allem Irving lassen sich davon nicht stören und entführen erstmals in der Serie einen Auswärtssieg aus der Bay Area. Es ist der Anfang eines unglaublichen Finals-Comebacks, das es so vorher noch nie gegeben hat. Am Ende wird Cleveland vom 52-jährigen Fluch, der es unterband, dass "The Land" einen großen Titel gewinnen kann, befreit. 3-1-Witze werden noch jahrelang bei Social Media dominieren - da fehlt es nur noch, "danke" für eine sensationelle NBA-Saison 2015/16 zu sagen.
Was sonst noch los war:
Nach den Finals ist vorm Draft. Wenig überraschend picken die Philadelphia 76ers das australische Supertalent Ben Simmons an erster Stelle, Brandon Ingram geht als zweiter über die Ladentheke und landet bei den Lakers. Aus deutscher Sicht gibt es ebenfalls gute Nachrichten: Paul Zipser wird an 48. Stelle von den Bulls ausgewählt und die Hawks traden Jeff Teague zu den Pacers, womit sie Dennis Schröder zum Starter machen.