Die aktuelle Schwächephase kostet die Cavs die Finals
Martin Klotz: Die Cavs hatten nach dem Statement-Sieg gegen Boston die Chance, ihre absolute Favoritenstellung zu zementieren und der restlichen Eastern Conference zu zeigen: "Ihr habt sowieso keine Chance." Das wäre auch ein großer psychologischer Faktor gewesen. Stattdessen hat sich Cleveland zwei Spiele in der Verlängerung klauen lassen, nimmt man noch das Spiel gegen Miami hinzu, gab es sogar drei Pleiten in Folge. Als sie die 26 Punkte gegen die Hawks verspielt haben, habe ich mich gefragt, welches Team da gerade auf dem Court steht. Die Cavs sahen phasenweise aus wie ein Hühnerhaufen. Und das ist natürlich eine perfekte Motivation für die anderen Teams, die jetzt wieder wissen, dass der Champion schlagbar ist. Auch der vermutliche Verlust des ersten Platzes kratzt an der Dominanz. Das sind Faktoren, die man nicht unterschätzen sollte. Unabhängig von Lineups, Rotationen und Taktik - der Kopf spielt manchmal die größte Rolle.
Demond Greene: Für mich gibt es keine Schwächephase, die die Cavs die Finals kostet. Ich glaube eher, dass das Team schon mental in den Playoffs war. Es ging es für sie ja nicht mehr um viel. Die Gegner brauchten die Siege und haben 100 Prozent gegeben. Cleveland hat einfach nur einen Gang zurückgeschaltet, ob nun bewusst oder unterbewusst. Zudem fehlte Tristan Thompson ein paar Spiele. Als Kyle Korver verletzt war und J.R. Smith neu integriert werden musste, gab es vielleicht ein kleines Tief. Auch die Verletzung von Andrew Bogut war bitter. Aber das ist abgehakt.
Alex Schlüter: Ich gebe Martin in einem Punkt Recht: Für die Psyche des Gegners ist es ein wichtiger Moment, um zu erkennen: "Hey, wir können sie schlagen, wenn sie so spielen." Aber: Das werden nicht die Cavs sein, die wir in den Playoffs erleben. Ich glaube eher, dass die Cavs in den Playoffs wieder einen Sprung hinlegen. LeBron ist der Spieler, der in der Postseason sowieso immer die meisten Schippen drauflegt, auch defensiv. Gegen Boston hat man davon einen Eindruck bekommen, auch wenn er das kleingeredet hat. Ich bin nicht in der Lage, mir Finals ohne LeBron und die Spieler, die er um sich herum hat, vorzustellen. Ich glaube, dass wir im Osten interessante Partien erleben werden, aber im Endeffekt werden die Cavs dominieren - ähnlich wie die im letzten Jahr. Vielleicht wird es mehr Leute überraschen, denn anscheinend werden sie ja nicht mehr als DER Topfavorit gesehen. Es wird aber oft vergessen, dass sie der Titelverteidiger sind und somit sind sie automatisch Topfavorit.
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Thorben Rybarczik: Auch, wenn es langweilig ist: Ich bin da bei dir, Alex. Das letzte Mal, dass Finals ohne James stattgefunden haben, war 2010. Das macht also sechs Final-Serien in Folge. Und gefühlt in jedem dieser Jahre gab es die Diskussion, die wir jetzt hier führen - ob mit den Heat oder jetzt den Cavs. Oft hieß es, dass Team X im Osten stärker geworden sei und dem King gefährlich werden kann. Aber er wird uns durch seinen Playoff-Modus auch dieses Jahr eines Besseren belehren.
Martin Klotz: Dennoch. So wie zuletzt habe ich die Cavs noch nie gesehen. Konfuse Turnover, nervös und geradezu hilflos in der Schlussphase. Ich kann mir schon vorstellen, dass das in den Playoffs eine Rolle spielen wird. Vor allem, wenn ein Spiel sieben auswärts in Boston stattfindet.