Ist D'Antonis System zum Scheitern verurteilt?
Der Head Coach des Jahres aus dem Jahre 2005 hat in seiner Ära mit den Phoenix Suns den damaligen NBA-Basketball revolutioniert. Die Erfolgs-Teams von damals setzten auf eine langsame und von Isolations oder der Triangle geprägte Offense, während die Championships sowieso über die Verteidigung entschieden wurden.
Dann kamen die Suns daher und brachten frischen Wind in die Spitzengruppe des Westens. Mit D'Antonis Pace-and-Space-Basketball, in dem jeder schnelle und offene Abschluss ein guter Abschluss ist, entwickelte sich das Team aus Arizona zum Contender.
Der Kader passte nahezu perfekt auf die offensive Ausrichtung: Steve Nash initiierte die Schnellangriffe und sah überall dort Passwege, wo andere nur gegnerische Hände sahen. Überathlet Amar'e Stoudemire rannte unaufhaltsam den Court auf und ab, nahm die Zuckeranspiele von Nash entgegen und dunkte über alles, was sich bewegte. Und dann gab es da ja auch noch Shawn Marion, der mühelos die Positionen eins bis vier verteidigte und mit seiner merkwürdigen Wurftechnik obendrein für Spacing sorgte.
Erfolg gab es jede Menge: In den Spielzeiten 2003/04 und 2006/07 knackten die Suns die 60-Siege-Marke und begeisterten mit ihrer spektakulären Art viele Fans. Nur: In den Playoffs ging es nur einmal bis in die Conference Finals. D'Antonis Siegbilanz in Phoenix betrug in der Regular Season 65 Prozent, in den Playoffs nur 51. Seitdem muss er sich mit dem Ruf herumschlagen, nicht für die Postseason gemacht zu sein.
Diese Diskussionen werden nun erneut angeheizt, da er mit den Rockets erstmals wieder ein Team übernommen hatte, das seinen Vorstellungen entsprach. Spiel 6 gegen die Spurs war also ein gefundenes Fressen für alle Kritiker des "Morey-Balls" (nur Dreier, Layups und Freiwürfe sind effiziente Abschlüsse): Über die vollen 48 Minuten erzielten die Rockets nur 9 Treffer aus dem Zweipunkte-Bereich. Das ist absoluter Negativ-Wert aller Teams, seit es die Shotclock gibt (1954).
Man könnte also sagen: Die Rockets haben genau das umgesetzt, was ihnen vorgegeben wird - und sind kläglich gescheitert gegen ein Team, das nicht so viel von Datenanalysen hält und in LaMarcus Aldridge einen Mitteldistanzwurfspezialisten hat. Dieser war mit 34 Punkten der überragende Mann im Elimination Game und übrigens auch derjenige, der bereits vor zwei Jahren mit den Trail Blazers die Morey-Rockets in der ersten Runde rausgekegelt hatte.
Es ist schwer vorstellbar, dass sich D'Antoni in Houston sein Team dahingehend verbessern kann, dass es noch besser ins System passt. Die Frage, ob seine Ideen (Attraktivität hin oder her) für die Playoffs geschaffen sind, ist also mehr als berechtigt - ohne einen Plan B in der Offense und eine stabile Defense funktioniert es nicht. Auch der Vergleich mit den Warriors, die offensiv fraglos von D'Antoni inspiriert auftreten, verbietet sich: In Golden State wird bekanntlich auch mehr als stark verteidigt.