Baynes vs. Embiid: Wichtige Entlastung für Al Horford
Positiv sind die Minuten, die Baynes Embiid verteidigt, indes trotzdem für Philadelphia. Das Team punktet um 6,3 Zähler pro 100 Ballbesitze besser (gemessen am Saisonschnitt mit Embiid auf dem Court) als erwartet, wenn Baynes der primäre Defender ist. Aber es handelt sich hier um ein zweischneidiges Schwert, denn Boston kann mit dieser Differenz leben, solange sie nicht zu extrem in Richtung der Sixers ausschlägt.
Jede Possession, die Horford nicht gegen Embiid verteidigen muss, ohne dass Boston dabei einbricht, ist wertvoll für die Celtics. Horford ist in Abwesenheit der verletzten Irving und Hayward der wichtigste Spieler in Boston - offensiv wie defensiv. Er wird am Ende von Spielen als Scorer oder Playmaker gesucht, er ist hinten der einzige, der sowohl Embiid als auch Ben Simmons glaubwürdig verteidigen kann.
Um seine Vielseitigkeit in der Defense mal zu verdeutlichen: In der Serie hat er Simmons und Embiid bisher beinahe gleich viel verteidigt (22 beziehungsweise 21,7 Possessions pro Spiel) und beiden das Leben schwer gemacht. Simmons trifft gegen ihn nur 37,5 Prozent, Embiid 42,3 Prozent. Die Sixers erzielen 16,8 Punkte weniger (pro 100 Ballbesitze), wenn Horford Embiid verteidigt.
Al Horford spielt die Playoffs seines Lebens
Horford ist der beste Embiid-Verteidiger, den die Celtics haben. Er ist aber auch der beste Simmons-Verteidiger und der wohl wichtigste Offensiv-Spieler, da die Sixers auch ihn nicht adäquat verteidigen können.
Stevens muss daher ganz genau evaluieren, wie er Horfords Energie "einteilt" und wann er ihn für das physisch wesentlich unangenehmere Matchup gegen Embiid braucht. Zumeist ist das im letzten Viertel der Fall - hier wurde Baynes in der Sixers-Serie insgesamt nur elf Minuten eingesetzt, während die Celtics ein absurdes +22,3-Net-Rating hatten, wenn Horford auf dem Court stand.
Natürlich ist hier vor allem Horford selbst zu würdigen, der momentan die Playoffs seines Lebens spielt. Aber Baynes hilft ihm dabei, was der All-Star auch selbst anerkennt: "Er macht meinen Job so viel einfacher. Sein Impact ist riesig. Er ist der ultimative Team-Spieler", sagte Horford Anfang April bei ESPN über seinen Frontcourt-Partner.
Jedes gute Team braucht einen wie Aron Baynes
Die simple Wahrheit ist: Jedes gute Team braucht solche Spieler, die harte Arbeit erledigen, ihren Stars den Rücken freihalten und dabei trotzdem ein gewisses Skillset mitbringen, was in der heutigen Zeit etwa bedeuten kann, dass sie Eckendreier treffen und saubere Picks setzen, gerade bei Big Men.
Baynes übt den Dreier seit längerem intensiv, in den Playoffs hat er bisher sechs seiner elf Versuche versenkt. Der Wurf wird zwar noch nicht so respektiert, aber wenn er das über eine größere Sample Size bestätigt, wird sich das ändern und die Offense der Celtics damit noch verbessern, weil automatisch mehr Spacing entsteht.
Baynes' primärer Wert liegt aber natürlich in der Defense und in der Bereitschaft, dorthin zu gehen, wo es wehtut. Solche prototypischen Rollenspieler finden sich überall in den Playoffs: In Houston beispielsweise passen mit Trevor Ariza, P.J. Tucker und Luc Mbah a Moute mindestens drei Spieler zu dieser Jobbeschreibung. Auch die Sixers haben in T.J. McConnell sozusagen eine "kleine" Version davon.
Ein prominentes Beispiel der jüngeren Historie wäre Shane Battier - niemand hätte bei den 2013er Heat gesagt, dass Battier der bessere Verteidiger gegen bullige Power Forwards gewesen wäre als LeBron James. Da dieser aber natürlich noch einige andere Aufgaben hatte, verbrachte Battier trotzdem den Großteil seiner Zeit damit, sich defensiv mit den Brechern zu prügeln. Wenn die Situation es erforderte, konnte James trotzdem am Ende des Spiels noch übernehmen.
Die Statistiken von Aron Baynes
Saison | Team | Punkte | Rebounds | FG% | Minuten |
12/13 | Spurs | 2,7 | 2,0 | 50,0 | 8,8 |
13/14 | Spurs (Meister) | 3,0 | 2,7 | 43,6 | 9,3 |
14/15 | Spurs | 6,6 | 4,5 | 56,6 | 16 |
15/16 | Pistons | 6,3 | 4,7 | 50,6 | 15,2 |
16/17 | Pistons | 4,9 | 4,4 | 51,3 | 15,5 |
17/18 | Celtics | 6,0 | 5,4 | 47,1 | 18,3 |
Baynes über Posterdunks: "Das ist mir völlig egal"
So funktioniert es bei guten Teams - Rollenspieler und Stars gehen Hand in Hand und brauchen sich gegenseitig. Die Stars sind der wichtigste Teil; LeBron würde vermutlich auch mit ein paar College-Kids die Playoffs erreichen, zumindest im Osten. Um aber noch weiterzukommen, reicht eine One-Man-Show nicht aus. Sogar LeBron braucht Hilfe, wenn auch weniger als jeder andere. Rollenspieler sind wichtig.
Je weiter die Playoffs voranschreiten, desto mehr wird sich dies zeigen. Natürlich werden James Harden, Anthony Davis und LeBron weiter die Schlagzeilen prägen - vollkommen zurecht. Sie sind die besten, die wichtigsten Spieler. Über jemanden wie Baynes wird dagegen nur gesprochen, wenn das nächste Mal jemand über ihn dunkt.
Das heißt aber nicht, dass er nicht wichtig wäre. Ohne Spieler wie ihn gewinnt man keine Championship. Und wenn er dann doch im SportsCenter auftaucht? "Das ist mir völlig egal, so etwas schaue ich nicht. Wenn ich zuhause bin, läuft der Disney Channel", sagt Baynes. Das kann man ihm glauben.