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Triangle Offense - der Experten-Talk: "Das schlechteste LeBron-Team in den Finals"

Stephen Curry, Kevin Durant und LeBron James - die entscheidenden Protagonisten der Finals?
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Der Supporting Cast der Cavaliers kommt zu schlecht weg

Thorben Rybarczik: Die Cavaliers haben mit ihrem Supporting Cast - also allen Spielern, die nicht LeBron James heißen - ein ähnliches Problem wie die Rockets. Heißt: Ab und zu läuft J.R. Smith heiß, ab und zu spielt Jeff Green eine Energizer-Rolle, ab und zu feiert Kyle Korver eine Block-Party, George Hill spielt in den Heimspielen gut. Nur: Sie können nur gewinnen, wenn sie als Kollektiv abliefern, und das tun sie viel zu selten. Und dann wäre da ja noch die Defense. Hier finde ich eine Entwicklung interessant: Man kann mittlerweile kaum noch schwache Verteidiger verstecken. Früher war es ja so, dass man im Zweifel einen guten Offensiv-Spieler aufgestellt und diesen defensiv versteckt hat. Heute ist es umgekehrt (Stichwort Kevon Looney): Wenn du nicht halbwegs adäquat deinen Mann stehen kannst, wirst du immer attackiert. Und die Cavaliers haben sehr viele Spieler, auf die das zutrifft. Von daher: Nein, der Supporting Cast der Cavaliers ist wirklich so schlecht.

Ole Frerks: Das sehe ich auch so - von daher bin ich von dem Vergleich mit den Rockets etwas schockiert. Das sind für mich zwei Welten, auch wenn die Erinnerung an das Rockets-Shooting aus Game 7 jetzt natürlich noch sehr präsent bei uns allen ist. Was hätte LeBron dafür gegeben, Spieler wie Ariza oder Tucker in seinem Team zu haben? Von Capela und Gordon ganz zu schweigen. Ich glaube, wir unterschätzen, wie riesig der qualitative Unterschied zwischen den Eastern und Western Conference Playoffs war, insbesondere jetzt in den Conference Finals. Bei den Cavaliers weißt du abgesehen von James und Love, wenn fit, bei keinem Spieler vorher, welche Version man in jedem Spiel bekommen wird. Dass Green jetzt zwei starke Spiele in Folge absolviert hat, dürfte sein persönlicher Karriere-Rekord sein. Spieler wie Tucker oder Ariza sind zudem Two-Way-Player. Das trifft auf die Rollenspieler der Cavs nur in seltenen Fällen zu. Deswegen ist dieser Supporting Cast auch nicht unterschätzt, sondern maximal eine Wundertüte mit Ausreißern nach oben und (häufiger) nach unten.

Alex Schlüter: Bisher stimme ich da zu: Das war viel zu inkonstant, ob gegen Boston oder Indiana. Vom Potential her habe ich aber schon das Gefühl, dass da noch Luft nach oben ist - was auch viel mit LeBron zu tun hat, der ja einfach jeden Spieler besser macht und richtig einsetzt. Gerade auf George Hill halte ich große Stücke.

Andre Voigt: Ich sehe auch in der Defense unfassbar große Probleme. Das alles switchende System der Rockets, das gegen die Warriors phasenweise so gut funktioniert hat - wie soll das bei den Cavs funktionieren? Wer soll Durant verteidigen, wer Curry? Klar, es gibt LeBron - aber der kann auch nicht alles machen. Auch er stößt an seine Grenzen, denken wir zum Beispiel an die Finals im letzten Jahr, als er öfters gegen Curry hinter die Dreierlinie musste. Mit diesem Lineup, mit Korver, Hill, Clarkson, Smith, wirst du den Warriors nicht beikommen, weshalb ich auch gegen die These argumentieren würde.

Schlüter: Andererseits sollte man jemanden wie Tristan Thompson nicht unterschätzen, der schon gegen die Celtics ein sehr wichtiger Faktor war, vor allem defensiv. Wie gesagt: Ich sehe bei jedem Cavaliers-Spieler Potential. Sie müssen es nur abrufen. 2016 hat auch niemand auf sie gesetzt, dann sind sie über sich hinausgewachsen. Auch Spieler wie Kevin Love, die plötzlich um ihr Leben verteidigt haben.

Voigt: Aber das war doch nur die eine entscheidende Possession, von der du sprichst. Du glaubst doch nicht, dass Love das über eine Serie durchziehen kann...

Rybarczik: Ich bin da, wie gesagt, auch bei dir, Dre. Ich glaube, dass wir hier das schlechteste LeBron-Team aller Zeiten in den Finals sehen, vielleicht abgesehen von den Cavaliers 2007, die defensiv aber besser waren als ihr Ruf.

Voigt: Stimmt, allerdings hätten LeBrons heutige Cavs die Cavs von damals trotzdem geschlagen - was aber daran liegt, dass LeBron so viel besser geworden ist und nicht an dem, was so um ihn herum passiert.