NBA

Triangle Offense - der Experten-Talk: "Das schlechteste LeBron-Team in den Finals"

Stephen Curry, Kevin Durant und LeBron James - die entscheidenden Protagonisten der Finals?
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Stehen die Golden State Warriors verdient in den NBA Finals - oder haben sie sich dank Kevin Durant zu weit von der eigenen Identität entfernt? Spielt LeBron James die besten Playoffs aller Zeiten und wird seinem Supporting Cast bei den Cleveland Cavaliers womöglich Unrecht getan? Und wer wird Finals-MVP? Die SPOX-Redakteure Ole Frerks und Thorben Rybarczik diskutieren mit DAZN-Kommentator Alex Schlüter und FIVE-Chefredakteur Andre Voigt. DAZN überträgt die komplette Finalserie live und auf Abruf.

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Die Warriors stehen unverdient in den NBA Finals

Andre Voigt: Ich kann nicht ganz verstehen, wie man diese Meinung vertreten kann, das ist für mich nahezu lächerlich. Dass sich Chris Paul verletzt hat, ist natürlich tragisch - aber: Auf der anderen Seite hat mit Andre Iguodala auch ein wichtiger Spieler gefehlt. Und es ist ja keineswegs so, dass die Warriors Chris Paul aus dem Spiel getreten hätten, da stand ja kein Sergio Ramos auf dem Feld. Sie haben die Rockets sportlich geschlagen. Punkt. Etwas anderes ist in einer Best-of-Seven-Serie gar nicht möglich, dafür gibt es ja dieses System, um unverdiente Sieger zu vermeiden.

Ole Frerks: Dieses Aufwiegen mit Iguodala finde ich nicht so richtig passend - Iggy ist natürlich sehr wichtig, steht aber in der Hackordnung bei den Warriors trotzdem nur auf Rang fünf hinter vier All-Stars und zwei MVPs. CP3 ist bei Houston der zweitwichtigste Spieler, in dieser Serie vielleicht sogar der wichtigste Spieler gewesen; die Spiele 4 und 5 hat Houston zu einem großen Teil wegen ihm gewonnen. Abgesehen davon hast du aber natürlich Recht: Golden State ist unterm Strich sportlich das bessere Team und steht deswegen auch letztendlich verdient in den Finals.

Thorben Rybarczik: Insgesamt haben die Warriors die Rockets mit über 70 Punkten ausgescort, deshalb sehe ich sie auch als das bessere Team an. Ein anderer Aspekt, der gerne mal herangezogen wird, ist zudem der, dass die Warriors ja letztes Jahr viel schöner und dominanter gespielt hätten - na und? Man muss diese Playoffs losgelöst davon betrachten, was im Vorjahr war, spielt keine Rolle. Und dann muss man einfach sagen, dass sie in den entscheidenden Momenten abgeliefert haben und somit der verdiente Sieger sind.

Alex Schlüter: Ich sehe das zwar wie ihr, finde aber trotzdem gut, dass wir drüber reden, weil solche Meinungen mehrfach im Netz aufgetaucht sind: Nämlich, dass wir in diesem Jahr gar nicht den typischen Warriors-Basketball gesehen haben. Aber wie du schon sagst, Thorben, sollte man das nicht miteinander vergleichen. Dieses Jahr zählt. Außerdem: Das, was sie können, haben sie ja trotzdem in regelmäßigen Abständen gezeigt, vor allem in den dritten Vierteln. Da waren sie mit Abstand das beste Team der Liga. Zu Paul: Ich glaube, dass die Warriors Spiel 7 auch gewonnen hätten, wenn er gespielt hätte. Denn auch ohne CP3 hat der "restliche" Kader immer noch so gut performt, dass es ein faires Duell auf Augenhöhe war.

Rybarczik: Unter anderem Eric Gordon ist für Paul erfolgreich in die Bresche gesprungen. Er hat nach dem Spiel 7 übrigens gesagt, dass die Rockets die Finals erreicht hätten, wenn CP3 auf dem Court gestanden hätte.

Voigt: Solche Aussagen sind sicherlich dem Frust nach dem Spiel geschuldet. Wenn er ein paar Mal drüber geschlafen hat, wird er es vielleicht auch differenzierter sehen. Und man muss sich ja auch fragen, warum sich Paul überhaupt muskulär verletzt. Das kann damit zusammenhängen, dass Houston mit einer Rotation aus sechseinhalb Spielern gespielt hat und er zum Ende des Spiels so extrem belastet war.

Schlüter: Richtig, Dre. Überhaupt finde ich es albern, die Leistungen der Warriors zu schmälern, nur weil sich Gegner verletzen - da können sie ja nichts für. Abgesehen von der Verletzung von Kawhi Leonard in den West Finals 2017, woran Zaza Pachulia ja nicht ganz unbeteiligt war, sollte man sie nicht dafür verantwortlich machen oder deshalb Championships "downgraden". Verletzungen gab es schon immer.

Frerks: Downgraden muss man Titel sicherlich nicht. Irgendwo spricht es ja auch für die Klasse der Warriors, dass sie sogar in den Conference Finals gegen ein so starkes Team wie Houston phasenweise lustlos, unkonzentriert und ohne Intensität (hat jemand die Rebound-Arbeit in Game 7 gesehen?) auftreten und am Ende trotzdem gewinnen können, weil sie eben diese abartigen Runs hinlegen. Ich finde es aber trotzdem wichtig, zu erwähnen, dass die Rockets eine echte Chance hatten und dass sie Golden State durchaus auch vor massive Probleme gestellt haben. Ich will wegen Game 7 nicht spekulieren, weil wir es einfach nicht wissen können, wie CP3 das Spiel verändert hätte. Das wiederum bleibt verdammt schade - ich hätte es einfach gern gesehen.