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5 Fragen zum Trade von Jimmy Butler zu den Sixers: Aus dem Process wird der Progress

Von Gianluca Fraccalvieri
Jimmy Butler will mit Philly um einen Ring spielen.
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Was bedeutet der Deal für die Sixers?

Für die 76ers bedeutet der Trade in erster Linie, dass nun endgültig ein neues Zeitalter in der Stadt der brüderlichen Liebe angebrochen ist. Die Zeiten des Process sind endgültig gezählt und der Progress hat Einzug erhalten. Anders gesagt: Philly ist im Win-Now-Modus! Doch das Risiko ist nicht gering.

Mit der Verschiffung von Covington und Saric hat Philly seine beiden Starting Forwards abgegeben und damit auch das Five-Man Line-Up, bestehend aus Simmons, Redick, Covington, Saric und Embiid aufgebrochen, das in der letzten Saison ein Netrating von +21 aufs Parkett zauberte.

Im Gegenzug hat man dafür mit Butler einen der besten Defender der Liga bekommen, der dazu auch noch seinen eigenen Wurf kreieren kann - zwei der Hauptaspekte, die in der letztjährigen Playoff-Serie gegen Boston fehlten und Owner Josh Harris im Endeffekt wohl dazu bewegten, in den Deal einzuwilligen.

Die Probleme heißen Spacing und Tiefe

Ganz unproblematisch ist der Trade für Philly dennoch nicht. Vor allem das Spacing könnte zu einer (noch größeren) Aufgabe werden, vor allem wenn Redick nicht auf dem Court steht. Denn mit RoCo und Saric hat man gleich zwei der besten (und einzigen) Spot-Up Shooter am Perimeter verloren, ohne dass adäquater Ersatz existiert.

Butler liebt die Würfe aus der Midrange. Alleine letztes Jahr nahm er 40 Prozent seiner Würfe von dort. Das ist zwar nichts Neues, neu ist aber, dass er auf einmal mit Simmons und Embiid zusammen auf dem Platz stehen wird, die ebenfalls gerne aus dieser Distanz beziehungsweise noch näher am Korb operieren. Die Folge wird (und muss) eine umfangreiche Veränderung der Starting Five sein. Auch Brett Brown wird mittlerweile eingesehen haben, dass Markelle Fultz nicht bereit ist, ernsthaft als Shooting Guard zu starten - vor allem nicht an der Seite eines Point Guards, der seinerseits den Jumper wahrlich nicht erfunden hat.

Butler und Embiid werden in Zukunft gemeinsam auf dem Court stehen.
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Butler und Embiid werden in Zukunft gemeinsam auf dem Court stehen.

Wenn die 76ers das Maximum aus ihrem Roster rausholen wollen, könnte der Weg für Fultz daher wieder zurück auf die Bank führen, um Redick wieder starten zu lassen. Größter Profiteur innerhalb des Teams könnte zudem Rookie Landry Shamet sein, der gezeigt hat, dass er einen ordentlichen Distanzwurf besitzt (37,9 Prozent 3FG). Ihm könnte ein Starting Spot als Point Guard winken, wodurch Simmons auf die Vier rücken würde, aber natürlich immer noch der primäre Ballhandler bliebe. Zumindest solange, bis Wilson Chandler keine Minuten-Restriction mehr auferlegt wird.

Problem Nummer zwei könnte im Laufe der Saison die Tiefe des Rosters werden. Mit RoCo und Saric sind faktisch zwei Starter weggefallen, die in der bisherigen Saison zusammengenommen 64 Minuten im Schnitt pro Spiel auf dem Parkett standen. Stand jetzt hat Philly noch 14 Spieler unter Vertrag, von denen zwei verletzt sind (Patton & Zhaire Smith) und zwei junge Spieler sind, die limitierte Minuten sehen (Bolden & Korkmaz). Das lässt Brown auf zehn "echte" Rotationsspieler zurückgreifen, von denen zusätzlich einige lange Verletzungshistorien aufweisen (Chandler, Embiid und auch Fultz).

76ers: Dank Jimmy Butler einer der Contender im Osten

Was man aber freilich nicht unter den Tisch kehren darf, ist der Fakt, dass Philly sich mit dem Trade in eine deutlich bessere Championship-Position gebracht hat. Butler ist ein Hustler, dessen Mentalität zum Team passt. Mit den Sixers hat er ein junges Team gefunden, das in den nächsten Jahren sogar noch stärker werden kann. Wie Woj und Zach Lowe erfahren haben, plant Philly mit einer langfristigen Verpflichtung des Guards. Er soll die neue Big Three mit Embiid und Simmons komplettieren - inwieweit Fultz auch ein Teil der Zukunft ist, wird sich derweil erst zeigen müssen.

Natürlich liegt aber der Fokus erst einmal auf dieser Saison. Das klare Ziel der Sixers muss das Erreichen der Finals sein. Genau wie bei den Wolves wird man aber erst in ein paar Wochen oder eher Monaten sehen, wie und ob die Ergänzung von Butler das Team wirklich stärker macht. Klar ist jedoch auch, dass man ohne einen Move den Anschluss zu den Topteams des Ostens wohl nicht gehalten hätte.

Butler wird darüber hinaus voll motiviert sein, um sich für einen Max-Vertrag im Sommer zu empfehlen, den er nur bekommt, wenn die neue Big Three auch wirklich funktioniert. Letzten Endes wird die Bewertung auf die Frage hinauslaufen, ob ein 29-jähriger Butler besser als Saric, RoCo und die extra 15 Millionen an Cap Space ist, die da gewesen wären. Wenn Philly die Frage im Sommer klar mit 'Ja' beantworten kann, haben Elton Brand und Co. alles richtig gemacht.