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NBA-Kolumne Above the Break - Brennende Fragen zur zweiten Saisonhälfte: Kann man die Lakers schon abschreiben?

Jalen Brunson hat sich offenbar einen dauerhaften Platz in der Starting Five der Mavericks verdient.
© getty
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Können die Bulls in der jetzigen Form Contender sein?

Die beste Bilanz im Osten, die drittbeste Offensive, defensiv aktuell auch auf Platz neun - Chicago erfüllt viele Kriterien eines Contenders, ist trotz etlichen Verlusten stabil geblieben und hat in der gesamten Saison noch nie drei Spiele am Stück verloren. Dazu ist DeMar DeRozan der neue König der Crunchtime.

Ohne Witz: 29 "Clutch"-Minuten hat DeRozan in der Saison bisher absolviert, in dieser Zeit 32 Punkte gemacht (10/18 Zweier, 2/2 Dreier, 6/7 Freiwürfe), dazu 6 Assists ohne Turnover verteilt. Offensiv kann man in der Crunchtime kaum besser spielen, seine beiden dramatischen Gamewinner in Folge sind dabei natürlich die Kirsche auf der Torte.

Und dennoch - ein paar Restzweifel bestehen an den Bulls, insbesondere defensiv. So überragend Alex Caruso und Lonzo Ball verteidigen (beide sind All-Defensive-Kaliber), kann einer von ihnen die Antwort sein, wenn es in den Playoffs gegen Kevin Durant oder Giannis Antetokounmpo geht? Die besten Verteidiger des Teams sind für solche Aufgaben entweder zu klein oder offensiv zu eingeschränkt, um entsprechende Minuten auf dem Court zu stehen.

Dazu gibt es da noch das Thema Nikola Vucevic. Der Center spielt wohl seine beste Defensivsaison, hat seine Rolle im Konzept von Billy Donovan gefunden und "funktioniert": In Voochs Minuten erlauben die Bulls 108,4 Punkte pro 100 Ballbesitze, das ist sehr achtbar. Die Frage ist nur, ob es haltbar ist, wenn sich der gegnerische Druck erhöht.

Vucevic ist in Sachen Mobilität eingeschränkt. Es ist damit zu rechnen, dass sich Teams dies weitaus mehr zunutze machen werden, wenn sie sich ein paar Tage auf dieses Duell vorbereiten, wie es in den Playoffs der Fall wäre. Ebenso wie auf die Tatsache, dass Vooch die Bulls schematisch ein Stück weit einschränkt, da er zumeist in der Drop Coverage spielen "muss".

Mit Ausnahme des Centers sind die Bulls sehr klein im Frontcourt. Patrick Williams hätte hier Abhilfe schaffen können (und sollen), dummerweise hat sich der hochtalentierte Zweitjahresprofi früh verletzt und verpasst die restliche Saison. Dieser Spielertyp fehlt den Bulls jetzt noch. Werden sie also dahingehend zur Trade Deadline aktiv?

Es gibt einen naheliegenden Kandidaten, Jerami Grant aus Detroit - um den stark umworbenen Swingman zu bekommen, müsste man sich voraussichtlich jedoch von Williams trennen. Sollten die Bulls dazu bereit sein, würde das viel darüber verraten, wie die Franchise selbst ihren überragenden Saisonstart einordnet.

Ist Brunson neben Luka die Antwort für Dallas?

Die Mavericks sind zweifelsohne enttäuschend in die Saison gestartet, gerade offensiv. Platz 15 beim Offensiv-Rating ist für ein Team mit Luka Doncic enttäuschend, das noch vor zwei Jahren die beste Offense der NBA-Geschichte aufgestellt hatte. Der Slowene selbst hatte daran seinen Anteil, erschien außer Form in Dallas und plagte sich vielleicht auch deshalb schon länger mit Knöchelproblemen herum.

Es gibt jedoch auch Gründe zur Hoffnung. Das Defensiv-Rating reicht zum ersten Mal seit 2011/12 (!) zu einer Top-10-Platzierung, Tendenz steigend; über die letzten beiden Wochen stellten die Mavericks sogar die beste Defense der Liga. Und auch offensiv zeigte der Pfeil nach oben.

Ein Grund dafür ist der neue Starting Backcourt. Nachdem Jalen Brunson in Doncic' Abwesenheit teilweise überragende Leistungen zeigte und nachdem seit Monaten (Jahren?) moniert wird, dass es an Playmaking neben Luka fehlt, hat Jason Kidd nun entschieden, seine beiden besten (einzigen?) Ballhandler nebeneinander starten zu lassen.

Die aktuelle Stichprobe ist noch gering, allerdings haben Doncic und Brunson über die vergangenen Jahre offensiv schon sehr gut miteinander harmoniert. 19/20 betrug ihr gemeinsames Offensiv-Rating 115 (laut Cleaning the Glass), vergangene Saison sogar beinahe 120 Punkte, was besser wäre als die beste Offensive aller Zeiten.

Doncic profitiert davon, nicht alle Würfe für sich und andere selbst kreieren zu müssen. Gleichzeitig ist Brunson durch seine klugen Bewegungen und Cuts auch Off-Ball wertvoll und kann mehr Bewegung in die zuletzt teilweise langsame Offensive bringen. Im Gegensatz zu vielen Mavs wartet er nicht primär auf Catch-and-Shoot-Möglichkeiten, sondern attackiert zu eifrige Closeouts gerne mit dem Drive und übt dadurch eine andere Art von Druck auf die Defense aus.

Defensiv sind die Lineups mit Doncic und Brunson derweil weniger eindrucksvoll, wobei das logischerweise auch mit der restlichen Besetzung zusammenhängt. Die Eindrücke von beiden bestätigen jedoch, was schon länger logisch erschien: Doncic kann Playmaking- und Ballhandling-Entlastung gut gebrauchen. Idealerweise wäre diese Entlastung vermutlich etwas größer und defensivstärker als Brunson, aber der Ansatz ist zumindest richtig.

Dallas belegt trotz einer nicht berauschenden ersten Saisonhälfte und vielen Ausfällen Platz fünf im Westen. Die Saison ist noch lang, mit der einen oder anderen cleveren Ergänzung könnte dieses Team die Distanz zu den Top-Teams im Westen zumindest verkürzen.

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