NBA

"Ich dachte: Warum machst du das alles?"

Von Für SPOX in Dallas: Toby Rochau
Dirk Nowitzki gewann nach 13 NBA-Jahren seine erste Meisterschaft
© Getty
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SPOX: Zu Beginn Ihrer Karriere ahnte niemand, wohin die Reise gehen könnte.

Nowitzki: Die erste NBA-Saison war mein schwerstes Jahr. Mein Englisch war nicht besonders gut und für mich war alles neu. Es war wichtig, dass ich Leute wie Steve Nash und Michael Finley um mich hatte, die mir alles gezeigt haben. Wie man sich in der Liga etabliert. Wie man professionell mit Medien und Sponsoren umgeht. Sie haben mich auf den richtigen Weg geführt.

SPOX: Hinter Ihnen liegen entbehrungsreiche 13 NBA-Jahre. Hatten Sie jemals Zweifel, ob sich all der Aufwand, all das Extratraining mit Ihrem Mentor Holger Geschwindner lohnt?

Nowitzki: Viele Leute haben mir gesagt, dass ich doch verrückt wäre, weil ich mich jeden Sommer mit dem Holger in die Rattelsdorfer Halle gestellt und irgendwelche Froschsprünge gemacht habe. Vor fünf Jahren, nach der Finals-Niederlage, habe ich mir auch gedacht: Warum machst du das alles? Was machst du hier eigentlich jeden Sommer bei 40 Grad? Aber wenn ich jetzt zurückschaue, weiß ich, dass es die Mühe wert war. Die Froschsprünge, das Training mit der Bleiweste, einfach alles.

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SPOX: Besteht die Gefahr, dass die Motivation nachlässt?

Nowitzki: Wenn man sein Ziel erreicht hat, ist man erstmal fertig. Aber ich kenne mich zu gut. Ich weiß, dass die Lust nach dem Basketball nach einer kleinen Pause gleich wieder zurückkommen wird. Als Sportler vermisst man einfach den Wettbewerb und die Kameradschaft. Nach ein paar Wochen wird die Sehnsucht immer größer und dann geht es wieder los. Von daher: Nein, meine Motivation wird sich durch den Erfolg nicht verändern. Nächste Saison geht es darum, den Titel zu verteidigen. Vielleicht können wir auch mal in der eigenen Halle die Meisterschaft feiern. Das wäre das i-Tüpfelchen.

SPOX: Sie wirken wieder abgeklärt und ruhig. Ausgerechnet in Spiel 6 jedoch zeigten Sie ihre schwächste Leistung - weil Sie nervös waren?

Nowitzki: Nein, nervös war ich nicht. Ich hatte schon früher schlechte Spiele. Aber die Mannschaft hat mir geschlossen gesagt: 'Dirk, du bist zu gut, um die Dinger weiter zu verhauen. Mach' weiter und spiel dein Spiel.' Ich hatte zur Pause eine Wurfquote von 1/12 und wir lagen trotzdem vorne. Ich wusste, dass wir eine starke Bank besitzen und dass ich mich auf die Mitspieler verlassen kann. Das war nicht immer so. Deswegen war diese Saison so speziell.

SPOX: Was war der Knackpunkt der Saison?

Nowitzki: Spiel 4 in Portland, als wir eine 23-Punkte-Führung hergegeben haben. Viele sagten nach der Niederlage, dass es die alten Mavericks seien und dass wir nicht da sind, wenn es darauf ankommt. Im Nachhinein betrachtet war es sehr wichtig, dass wir im Anschluss ein Team-Meeting abgehalten haben. Wir gewannen Spiel 5 und bekamen alles aus den Köpfen. Es war ein riesiger Knackpunkt, dass wir uns erholt haben, auch emotional. Danach ging es steil nach oben.

SPOX: Wie gelang der Sweep gegen Titelverteidiger Los Angeles Lakers?

Nowitzki: Erst klauen wir den Lakers gleich in Spiel 1 den Heimvorteil. Dann gewinnen wir auch noch Spiel 2 und der Punkt war gekommen, als wir gesagt haben: Es kann ein gutes Jahr werden. Als wir auch noch Spiel 3 für uns entschieden, war es, als ob ein Schneeball entstanden wäre, der einen schneebedeckten Berg runterrollt und immer größer wird.

SPOX: Nach dem Weiterkommen gegen Oklahoma City stand das Finale an. Gegen die favorisierten Miami Heat.

Nowitzki: Wer hätte das gedacht? Besonders, als sich Caron Butler Anfang des Jahres so schwer verletzt hatte. Es ist der absolute Wahnsinn. Wir haben LeBron James über die Serie hinweg gut verteidigt. Dwyane Wade fing sehr, sehr stark an, aber auch ihn haben wir in den Griff bekommen.

SPOX: Eine kleine, aber nicht unwichtige Rolle spielte Ihr Backup Brian Cardinal. Haben Sie ihm mehr zugetraut als die Öffentlichkeit?

Nowitzki: Ich bin ein riesiger Fan von ihm. Er hat teilweise zwei Monate überhaupt nicht gespielt, kommt rein und gibt alles für uns. Er konnte ein ganzes Spiel drehen. Dazu ist er immer gut gelaunt, immer der Erste im Training und generell ein absoluter Profi. Eine größere Unterstützung von der Bank kann man sich nicht vorstellen. Einen solchen Rollenspieler wünscht sich jeder in der Mannschaft. In meinen 13 NBA-Jahren ist er einer meiner besten Teamkollegen.

SPOX: Die alles überstrahlende Figur war jedoch Finals-MVP Dirk Nowitzki. Was geschieht mit der Trophäe?

Nowitzki: Sie liegt gerade in meinem Haus in Dallas, aber ich muss sie erstmal wieder zur NBA schicken, weil mein Name und das Jahr eingraviert werden müssen. Daraufhin wird sie versendet, wohin ich möchte. Richtig entschieden habe ich mich noch nicht, aber ich denke, ich gebe die Adresse meiner Eltern an. Meine Mutter hebt alles von mir auf und sie will bestimmt auch diese Trophäe.

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