Knapp ein Drittel der Saison ist schon wieder vorbei, höchste Zeit für einen ersten Blick auf die Rookies. Während die Bewertung des Top-Picks Jadeveon Clowney (Knieverletzung) aufgrund nur eines Spiels nicht möglich ist, konnten sich andere Neulinge in den Vordergrund spielen - oder sahen ihre Aktie konstant fallen. Mit dabei: Chicagos Interception-Maschine, Baltimores Tackle-Monster und der wandelnde Zirkus-Catch Sammy Watkins.
Tops:
Sammy Watkins, WR, Buffalo Bills (#4 Overall):
Für gewöhnlich brauchen Rookie-Receiver, egal wie gut sie im College waren, rund ein Jahr, um sich in der NFL zu akklimatisieren. Kombiniert man das mit der QB-Situation in Buffalo und den schwachen Leistungen von EJ Manuel über die ersten vier Wochen, hätte wohl kaum jemand ernsthaft Kritik geübt, wenn sich Watkins zum Start seiner Karriere schwer getan hätte.
Doch dazu kam es gar nicht erst. Der 21-Jährige legte gleich im zweiten Saisonspiel acht Receptions für 117 Yards und einen Touchdown hin und ließ so nach seinem starken Training Camp auch weiter seine Leistungen für sich sprechen. Jüngstes Highlight: Ein unfassbarer Zirkus-Catch gegen Detroit, der das entscheidende Field Goal Sekunden vor dem Ende ermöglichte.
Verbessern muss Watkins, wie alle Rookie-WRs, noch seine Routes. Bislang limitieren die Bills sein Repertoire noch auf vergleichsweise einfache Spielzüge. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass Watkins seit der Preseason immer wieder mit Rippenproblemen zu kämpfen hatte. Zusammenfassung: Ist Watkins erst mal bei 100 Prozent und findet sich in der Offense noch besser zurecht, steht dem Preis als Offensive-Rookie-of-the-Year wohl nicht viel im Weg.
Kyle Fuller, CB, Chicago Bears (#14 Overall):
Sieht man von einem schwachen Auftritt gegen die Green Bay Packers ab, hat Kyle Fuller die Erwartungen bislang übertroffen. Der Defensive Rookie des Monats steht bei drei Interceptions, kein Spieler hat mehr. Dazu erzwang er zwei Fumbles und verzeichnete bereits 25 Tackles - immerhin noch ein Top-Ten-Wert unter allen Cornerbacks.
Doch noch beeindruckender als die Zahlen ist die Tatsache, dass Fuller in den ersten beiden Spiele nicht in der Startformation stand und dann als Ersatz für den schwer verletzten Routinier Charles Tillman ins kalte Wasser einer ansonsten schwachen Bears-Defense geworfen wurde. Dabei bleibt der 22-Jährige auf dem Teppich: "Es gibt immer etwas zu verbessern und ich habe definitiv noch Bereiche, an denen ich arbeiten muss."
Darüber hinaus richtete sich Fuller, dessen Sternstunde bislang das Spiel gegen die 49ers (6 Tackles, 2 INT) war, nach dem Packers-Spiel schnell wieder auf und nahm am vergangenen Wochenende Panthers-Rookie-Star Kelvin Benjamin (siehe unten) aus dem Spiel, inklusive eines herausragenden Tackles bei einem weiten Pass. "Benjamin hatte elf Targets und fing nur drei Bälle. Es ist ein tolles Zeichen, dass Kyle es mit einem so großen Receiver aufnehmen konnte", lobte anschließend auch Head Coach Marc Trestman.
C.J. Mosley, ILB, Baltimore Ravens (#17 Overall)
Zugegeben: Mosleys NFL-Start war holprig und vor drei Wochen wäre er in dieser Liste nicht aufgetaucht. Doch der Linebacker ist mit 26 Tackles über die vergangenen beiden Spiele definitiv in der Liga angekommen und zieht bereits erste Vergleiche zu Ray Lewis. Probleme hat der 22-Jährige trotz bereits einer Interception noch ab und zu in der Pass Coverage, doch vor allem gegen das Laufspiel ist er schon jetzt bei den Ravens nicht mehr wegzudenken und steht ligaweit mit 49 Tackles auf dem sechsten Rang.
"C.J. spielt im Moment wirklich, wirklich stark. Gleichzeitig gibt es noch viele Bereiche, in denen er sich verbessern kann. Aber was ich so an ihm mag ist die Tatsache, dass er das weiß. Er gibt sich nach einigen guten Spielen jetzt nicht zufrieden, sondern will darauf weiter aufbauen. Deshalb ist er wahrscheinlich im Moment so stark", schwärmte Ravens-Coach John Harbaugh zu Wochenbeginn.
Bei der Niederlage gegen Indianapolis am vergangenen Sonntag verursachte er mit einem QB-Hit nicht nur eine Interception, sondern stoppte Colts-RB Ahmad Bradshaw auch bei Fourth Down. Mosley ist schon jetzt auch im offenen Feld extrem genau mit seinen Tacklings und wenn er noch besser im Passspiel wird, ist der Linebacker ein legitimer Defensive-Rookie-of-the-Year-Kandidat.
Kelvin Benjamin, WR, Carolina Panthers (#28 Overall):
Wenn aktuell jemand Watkins Konkurrenz beim OROTY-Award macht, dann ist es Benjamin. Was wurde vor der Saison nicht alles über Carolinas Offense hergezogen: Der Abgang nahezu aller Receiver, dazu herbe Verluste in der O-Line und Quarterback Cam Newton verpasste große Teile der Offseason aufgrund einer Knöchel-OP.
Und trotz alledem steht Benjamin nach fünf Spielen bereits bei 367 Yards und drei Touchdowns. Zudem hat intern nur Tight End Greg Olsen mehr Receptions (27) als der Rookie (24), dem schon sechs Receptions von über 20 Yards gelangen. Wie viel Vertrauen Newton schon jetzt in Benjamin hat lässt sich allein daran festmachen, wie oft er trotz Double-Coverage den Pass zu dem Receiver versucht - weil sich Benjamin immer wieder gegen mehrere Gegenspieler in der Luft durchsetzt.
"Das zeigt einfach die Beziehung zwischen uns, und das Vertrauen", bestätigte Benjamin, der auch im Run-Blocking starke Ansätze zeigt, selbst: "Ich strebe immer nach einem höheren Standard." Dabei sind ein Thema noch die Drops: Von allen Receivern hat nur New Yorks Victor Cruz (5) hier in dieser Saison noch mehr auf dem Konto als der Rookie (4). Doch letztlich hat auch der 23-Jährige schon gelernt: "Am Ende geht es immer nur ums Team."
Terrance West, RB, Cleveland Browns (#94 Overall):
Als in Cleveland zu Saisonstart alle über Johnny Manziels Chancen spekulierten und auf eine Reduzierung der Sperre von Receiver Josh Gordon hofften, übernahm Terrance West, gemeinsam mit Rookie-Kollege Isaiah Crowell, kurzerhand die Offense. Kein Rookie-RB hat nach den ersten fünf Spielen mehr Rushing-Yards als West (235), der Drittrunden-Draftpick ersetze den verletzten Ben Tate herausragend.
Zudem gelangen ihm hinter der herausragenden O-Line der Browns bereits zwei Runs von über 20 Yards. "Terrence und Isaiah sind definitiv schon weiter als gedacht. Gleichzeitig wissen beide, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt. Aber die Ansätze sind überaus ermutigend", lobte auch Head Coach Mike Pettine und Offensive Coordinator Mike Shanahan fügte hinzu: "Man kann nie genug Jungs haben, die mit dem Ball laufen können."
Vorerst wird sich West mit der Backup-Rolle hinter dem wiedergenesenen Tate (22 ATT, 123 YDS gegen Tennessee am Sonntag) zufrieden geben müssen. Doch angesichts Tates Verletzungshistorie dürfte West eher früher als später wieder Chancen bekommen, seine unerwartet gute Rookie-Saison weiter auszubauen.
Knapp dahinter: Joel Bitonio (OT, Cleveland Browns), Brandin Cooks (WR, New Orleans Saints), Allen Hurns (WR, Jacksonville Jaguars), Isaiah Crowell (RB, Cleveland Browns), John Brown (WR, Arizona Cardinals), Jeremy Hill (RB, Cincinnati Bengals), Anthony Barr (OLB, Minnesota Vikings)
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Flops:
Justin Gilbert, CB, Cleveland Browns (#8 Overall):
Der erste Cornerback des vergangenen Drafts war bislang weitestgehend eine Enttäuschung. Gilbert sollte den Browns gemeinsam mit Joe Haden eine dominante Secondary ermöglichen, fand sich aber früh auf der Bank wieder. Die Ursache ist schnell gefunden: Im Season-Opener gegen Pittsburgh erlaubte er bei acht Targets sieben Completions für 122 Yards. Nach der Bye Week durfte Undrafted-Rookie-FA K'Waun Williams statt Gilbert ran.
"Es ist ein schmaler Grat. Man will das Beste für das Team machen, gleichzeitig braucht der Junge Selbstvertrauen. Es ist schwierig", gab auch Head Coach Mike Pettine nach Gilberts Pittsburgh-Debakel zu. Am Montag betonte Pettine zudem: "Er muss sich im Training weiter reinhängen. Wir haben Justin noch nicht aufgegeben, aber er muss sich in einigen Bereichen verbessern. Er muss den Trainern und seinen Fähigkeiten vertrauen."
Immerhin bekommt der Cornerback am Wochenende womöglich die Chance zur Wiedergutmachung: Da Haden beim zweiten Duell mit den Steelers auszufallen droht, könnte Gilbert zurück in die Startformation rutschen und zeigen, dass er es besser kann.
Bishop Sankey, RB, Tennessee Titans (#54 Overall):
Die Prognosen und Hoffnungen für Bishop Sankey stiegen im Titans-Fanlager vor der Saison ins Unermessliche. Der Running Back hatte als einziger Rookie die Chance, hinter einer soliden O-Line und scheinbar ohne ernsthafte Konkurrenz (Shonn Greene, anyone?) von Beginn an in jedem Spiel viele Chancen zu bekommen. Doch was steht nach fünf Spielen zu Buche? 32 Attempts, 150 Rushing-Yards, ein Touchdown - und der Platz in der Depth Chart hinter Greene.
Und es gibt durchaus Gründe dafür, dass die Titans Sankeys Chancen auf den Ball bislang limitieren. Der 22-Jährige hatte in der Saisonvorbereitung Fumble-Probleme und Schwierigkeiten bei der Ballübergabe, in den vergangenen Wochen offenbarte er zudem schlicht kein gutes Spielverständnis. Statt offenen Raum zu nutzen, lief er in seine Blocker oder stolperte, wenn die O-Line einen Weg freigeblockt hatte.
Dazu kommt das, aus Sankeys Sicht, Problem, dass die Titans mit Greene einen harten Inside-Runner haben, während Dexter McCluster der bessere Pass-Fänger ist. Ein zusätzlicher Grund dafür, dass Sankey weniger spielt, wenngleich Head Coach Ken Whisenhunt mit Blick auf die nächsten Wochen ankündigte: "Ihr werdet Sankey häufiger sehen. Auch früher im Spiel."
Greg Robinson, G, St. Louis Rams (#2 Overall):
Als physischer, harter Lineman sollte Robinson den Rams in der brutalen, defensivstarken NFC West mehr Präsenz an der Line geben und sowohl in Pass Protection, als auch im Running Game ein dominanter Lineman werden. Bislang ist davon aber nicht viel zu sehen: Für ganze zehn Offensive Snaps stand Robinson bislang auf dem Platz und verlor seinen Stammplatz an Davin Joseph (!).
Dabei ist zu erwähnen, dass Joseph laut "PFF" die zweitschwächste Guard-Note in der NFC (-5,6), die schlechteste Note in Pass Protection (-7,6) und ligaweit die meisten QB-Hits (5) zugelassen hat. Es war von Beginn an klar, dass Robinson noch Feinschliff braucht und sich an die NFL anpassen muss, zumal ihn die Rams vom Tackle zum Guard umschulen. Die Tatsache, dass er aber nicht an Joseph vorbei kommt ist für den Second-Overall-Pick mehr als nur enttäuschend und ein alarmierendes Zeichen.
Es erscheint kaum vorstellbar, dass Robinson schlechter spielen würde als Joseph bislang und in einer aus Rams-Sicht ohnehin schwierigen Saison könnte er somit wichtige Erfahrungen sammeln, um sich in der NFL zu akklimatisieren. Head Coach Jeff Fisher bleibt aber bei seinem Plan: "Greg muss einfach weiterarbeiten. Er hat sich über die vergangenen beiden Wochen deutlich verbessert und bekommt langsam ein Gefühl für die Positionen."
Johnny Manziel, QB, Cleveland Browns (#22 Overall):
Ja, Johnny Manziel ist kein Starter und ja, Brian Hoyer verkauft sich bisher gut. Ganz so einfach sollte man es sich in der Bewertung des mit Spannung erwarteten Rookie-Quarterbacks aber nicht machen: Manziel hatte alle Möglichkeiten, das interne QB-Duell für sich zu entscheiden, schaffte es aber nicht. Der frühere Aggies-QB hatte Berichten zufolge Probleme mit dem Playbook und bislang konnte Manziel sein Potential überhaupt nicht zeigen.
Folgerichtig steht erst ein Passversuch in der NFL zu Buche, in der Preseason brachte Manziel nur schwache 50,8 Prozent seiner 59 Pässe an den Mitspieler (3 TDs). Zudem zeigte er in der Vorwoche wenig Fingerspitzengefühl, als er erklärte: "Man könnte schon sagen, dass mir das College-Leben fehlt. Aber das ist das Leben, für das ich mich entschieden habe und ich wusste, dass es anders werden würde."
Die Offseason-Partys sollen hier gar nicht unbedingt erwähnt werden, vieles davon wurde maßlos übertrieben. Doch Manziel machte bislang schlicht keine sonderlich gute Figur in der NFL und es gibt keinerlei Anzeichen, dass er, abgesehen von dem peinlichen und illegalen Trick-Spielzug gegen die Baltimore Ravens, auf dem Platz in dieser Saison noch für Aufsehen sorgen wird.
Morgan Moses, OT, Washington Redskins (#66 Overall):
Der Drittrunden-Pick sollte helfen, Washingtons löchrige O-Line aufzubessern - und lieferte bislang fast gar nichts. Trotz einiger Verletzungen in der Line schmorte Moses lange auf der Bank und lieferte bei der Niederlage gegen die Seahawks am Montagabend schon jetzt eines der Negativ-Highlights der Saison: Moses verpennte gegen Seattle komplett seine Zuständigkeit und den Snap, so dass Quarterback Kirk Cousins von Cliff Avril umgemäht wurde.
Ansonsten spielte er zwar solide, angeblich soll Moses aber schon im Training Camp geschwächelt haben. Unter anderem blieb er in seinen Blocks zu tief, dazu kamen einige kleinere Verletzungen.
Die mangelnden Einsätze scheinen die Gerüchte aus dem Trainingslager zu bestätigen, wenngleich Head Coach Jay Gruden vor Saisonbeginn hoffnungsvoll war: "Ich denke, er ist athletisch genug, um für eine lange Zeit ein sehr, sehr guter Tackle in dieser Liga zu sein. Er muss jetzt nur noch richtig ankommen. Aber er wird das schaffen." Bislang gibt es dafür wenige Zeichen.
Bewertung noch offen: Jadeveon Clowney (OLB, Houston Texans), Teddy Bridgewater (QB, Minnesota Vikings), Blake Bortles (QB, Jacksonville Jaguars), Dee Ford (DE, Kansas City Chiefs), Demarcus Lawrence (DE, Dallas Cowboys)
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