5. Peyton Manning, QB, Denver Broncos
Mannings durchwachsene Leistungen in den vergangenen Wochen sorgen dafür, dass er trotz seines herausragenden Saisonstarts in der MVP-Rangliste etwas durchgereicht wird. Mannings Würfe wirkten in den vergangenen Wochen teilweise auffallend unpräzise und der 38-Jährige scheint nicht genügend Power in seine weiten Pässe stecken zu können. Doch passend dazu haben die Broncos mit C.J. Anderson endlich ein Run Game gefunden - so konnte Manning entlastet werden.
Das Resultat: Mannings Serie aufeinanderfolgender Spiele mit eigenem TD-Pass endete gegen Buffalo am vergangenen Sonntag nach 51 Spielen - drei Spiele fehlten ihm, um den Rekord von Drew Brees zu knacken. Dass sich die Zahlen aus Sicht des Routiniers, der hinter einer der statistisch besten Pass-Blocking-O-Line werfen darf, noch immer beeindruckend lesen (3.910 YDS, 36 TDs, 11 INTs) steht außer Frage - wenngleich die Turnover für Manning durchaus ungewöhnlich sind.
Klar ist aber auch: Gegen die Chiefs hatte Manning vor zwei Wochen seine schlechteste Completion Percentage (50 Prozent) seit fünf Jahren und gegen die Bills sein schlechtestes QB-Rating seit sechs Jahren (56.9). Doch für den fünffachen MVP dürfte es an diesem Punkt seiner Karriere ohnehin nur noch um den zweiten Ring gehen - selbst wenn er selbst dabei nicht im Fokus stehen würde.
4. Le'Veon Bell, RB, Pittsburgh Steelers
Vor allem in der zweiten Saisonhälfte hat Bell ordentlich die MVP-Werbetrommel gerührt. Der 22-Jährige ist der Hauptgrund dafür, dass die Steelers noch ernsthafte Playoff-Chancen haben - 1.924 Scrimmage-Yards sowie acht Touchdowns stehen insgesamt zu Buche. Bell läuft extrem hart und ist außerdem die Absicherung im Passspiel für Quarterback Ben Roethlisberger. Die einfache Formel in Steel City: Wenn Pittsburghs Offense strauchelt, kann sie sich auf Bell verlassen.
Gegen die Bengals etwa erhielt er den letzten Drive vor der Halbzeit mit einem sensationellen Move gegen Wallace Gilberry aufrecht. Über die letzten drei Spiele verzeichnete Bell je über 200 Yards from Scrimmage, eine Marke, die zuvor nur der große Walter Payton erreicht hatte. Gegen Atlanta könnte der Rekord also endgültig fallen. "Als O-Line liebst du einen solchen Running Back. Er wartet auf die Blocks und sieht das Feld super. Er lässt Gegner dumm aussehen und macht es uns wirklich leicht", lobte Steelers-Center Maurkice Pouncey jüngst.
Dabei hat Bell zwar wie Murray eine der besten O-Lines zur Verfügung (Top-4 was Run-Blocking angeht), allerdings ist er, verglichen mit dem Cowboys-RB, als Passempfänger noch deutlich gefährlicher - und hat darüber hinaus in der laufenden Saison noch keinen einzigen Fumble auf seinem Konto. Somit konnte sich Bell über die vergangenen Wochen vor Murray katapultieren.
3. Tom Brady, QB, New England Patriots
Zehn Wochen in der NFL sind mehr als nur eine Ewigkeit. Rückblick gefällig? In Week 4 wurden die New England Patriots am Montagabend in Kansas City mit 41:14 verprügelt und Tom Brady stand nach seinem durchwachsenen Saisonstart in der Kritik - Pats-Coach Bill Belichick wurde anschließend auf einer PK sogar gefragt, ob die QB-Position intern diskutiert werde. Fehlende Waffen, eine schwache O-Line und Bradys beginnender Abstieg aus der Elite wurden medial ausgiebig thematisiert.
Es scheint, als wäre das zwei Jahre her. Aus deutlich weniger Offensiv-Talent als etwa Peyton Manning oder Aaron Rodgers hat Brady enorm viel gemacht, und das obwohl seine O-Line noch immer ihre Probleme hat und er sich auf keinen Elite-WR verlassen kann. Brady steht bei 3.560 Yards, 30 Touchdowns und sieben Interceptions. Vor allem sein Feuer und seine Leidenschaft für das Spiel sind dabei ungebrochen.
Noch immer ist kaum ein Quarterback so gut darin, seine Mitspieler an der Seitenlinie während eines Spiels neu einzustellen, wie Brady. Zuletzt zu bewundern am Sonntagabend in San Diego, als Brady mehrfach offensichtlich "Fuck" brüllte. "Ich wünschte, ich hätte da manchmal eine bessere Wortwahl. Aber nichts drückt meine Emotionen in dem Moment besser aus als dieses Wort", grinste Brady anschließend, nur um hinzuzufügen: "Natürlich verwende ich es nicht zuhause."
2. J.J. Watt, DE, Houston Texans
Dass Watt der mit Abstand beste Verteidiger der Liga ist, dürfte niemand auch nur ansatzweise in Frage stellen - und somit nimmer er hier eine Art "Best-of-the-Rest"-Stellung ein. Seit Lawrence Taylor 1986 hat kein Defensiv-Spieler mehr den MVP-Award gewonnen. Es ist einfach brutal schwer, in der heutigen NFL defensiv einen vergleichbaren Einfluss auf das Spiel zu haben wie ein Quarterback - auch wenn Watt großen Anteil daran hat, dass die Texans schon jetzt mehr als dreimal so viele Siege wie in der Vorsaison auf dem Konto haben.
Gleichzeitig bleibt festzuhalten: Fünf Touchdowns hat Watt insgesamt schon auf dem Konto, drei davon per Catch als Tight End in der Offense. Kein Wunder: In der High School war er ein All-State-TE. Klar ist außerdem: Watt wird nicht um Stimmen betteln: "Wenn die Leute für mich stimmen, ist das toll. Aber ich werde keine Werbung für mich machen gehen oder darum bitten. Ich will mir den Titel verdienen. Meine Leistungen auf dem Platz sind das, was zählen sollte." Diese sprechen zweifellos für sich: 14,5 Sacks, 41 QB-Hits, 20 Tackles for Loss und drei erzwungene Fumbles - Watt ist trotz Sonderbewachung der Gegner der mit Abstand dominanteste Verteidiger der Liga.
Er ist kaum konstant zu blocken und hat maßgeblichen Einfluss auf die komplette gegnerische Offense sowie deren Game Plan, zumal Houston ihn längst überall an der Line aufbietet und seine enorme Vielseitigkeit so nutzt. Gleichzeitig wird Watt, im Gegensatz etwa zu Aaron Rodgers, der Team-Aspekt im MVP-Rennen zum Hindernis. Egal, wie dominant er Woche für Woche auftritt - Houstons Defense insgesamt ist bestenfalls mittelmäßig und der Defensive End allein kann das nicht ändern.
1. Aaron Rodgers, QB, Green Bay Packers
Der Most Valuable Player, also der wertvollste Spieler, muss in einem absoluten Teamsport ein Spieler sein, dessen Ausfall für sein Team unersetzlich ist und der sein Team maßgeblich zum Erfolg führt. Im Football ist die Quarterback-Position hierfür schlicht prädestiniert, was ein Rückblick auf die MVPs der vergangenen Jahre bestätigt - und deshalb bekommt Rodgers hier den Vorzug vor Watt. A-Rod ist schlicht der unersetzbarste Spieler der Liga und aktuell auch der beste Quarterback der NFL.
Ohne Rodgers stünde Green Bay zweifellos nicht an der Spitze der NFC North und wäre kein Titelkandidat - die Defense konnte Atlanta am Montag jedenfalls nicht bezwingen. Was Rodgers mit dem Ball in der Hand macht, Verteidigern ausweicht und Woche für Woche an spektakulären Plays raus haut, ist schlicht unglaublich - vor allem zuhause: Im Lambeau Field hat er nunmehr saisonübergreifend 396 Pässe und 34 TD-Pässe ohne Interception geworfen, insgesamt steht er bei 35 TDs und nur drei Picks in dieser Saison. Zudem ist er enorm beweglich - fast die Hälfte seiner Runs erzielten ein neues First Down.
Rodgers spielt auf der wichtigsten Position im Football aktuell die vielleicht beste Saison aller Zeiten, auch wenn die Zahlen Peyton Mannings Vorjahresleistung wohl nicht erreichen werden. Dennoch zur Einordnung: Als Rodgers 2011 den MVP-Award gewann, hatte er ein Passer Rating von 122.5 (4.643 YDS, 45 TDs, 6 INTs), es war bislang das beste Saison-Passer-Rating in der Geschichte der NFL.
Diese Marke könnte in diesem Jahr fallen - die Packers treffen noch auf Buffalo, Tampa Bay und Detroit, Rodgers steht aktuel bei einem Rating von 119.0. Oder, um es in den Worten von Packers-Coach Mike McCarthy zu sagen: "Ich habe noch nie einen Quarterback auf diesem Level spielen sehen. Seine Verantwortung ist höher als je zuvor und für mich sind auch seine Leistungen besser als jemals zuvor."
Knapp hinter den Top Ten: Philip Rivers, Antonio Brown, Arian Foster, Justin Houston, Von Miller
Seite 1: Wilson, Luck, Gronk: Platz 10 bis 6
Seite 2: Manning, Rodgers, Watt: Platz 5 bis 1
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