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Die Quarterback-Luxusedition

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© getty
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In einem Zeitalter, in dem sich das Spiel in der National Football League rasant weiterentwickelt und Rekorde, gerade die von Quarterbacks, beinahe stündlich gebrochen werden, ist bei nackten Zahlen immer Vorsicht geboten. Ein Großteil der Rekorde könnte schon in naher Zukunft von Andrew Luck gebrochen werden, und dahinter stehen bereits die nächsten QB-Talente in den Startlöchern.

Trotzdem: Wenn man sich einen Quarterback schnitzen könnte, er würde Rodgers wohl verdächtig ähnlich sehen. Schwächen muss man bei ihm mit der Lupe suchen: Vielleicht ist er manchmal ein wenig zu vorsichtig, gerade wenn sein Team in der Schlussphase zurückliegt. Seine Art, einen Spielzug bis zur letzten Sekunde auszudehnen und immer wieder die Flucht nach vorn anzutreten, macht ihn anfällig für harte Hits - im vergangenen Jahr musste er nach einem Schlüsselbeinbruch sieben Spiele pausieren.

Ändern will er sich nicht. "So spiele ich eben. Ich verlängere Plays gerne, auch zu Fuß, und so will ich das auch in Zukunft machen - so lange wie irgend möglich", betont er. Das hat er mit seinem Vorgänger Favre gemein, auch der zeigte sich allergisch dagegen, den Ball einfach mal in die Zuschauer zu werfen.

Titel, dann Durststrecke

Favre gewann in Green Bay einen Titel, in seiner fünften Saison in Wisconsin. In dieser Hinsicht hat ihn Rodgers bereits überflügelt, wenn man so will: Bereits nach seiner dritten Spielzeit als Starter durfte er die Vince Lombardy Trophy in die Höhe recken - spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte er Favre, der mit mehrfachen Pseudo-Rücktritten viel Kredit verspielt hatte, in der Gunst der Cheeseheads überflügelt. In den Playoffs Anfang 2011 legten die Packers einen unglaublichen Run hin, gewannen drei Auswärtsspiele und schließlich den Titel gegen die Pittsburgh Steelers. Super-Bowl-MVP Rodgers war in der Postseason einfach brillant: Insgesamt elf TDs, nur zwei Picks, über 68 Prozent angekommene Pässe.

Adam Vinatieri: Mister Clutch

Danach hatten die titelhungrigen Fans in Grün-Gelb einige Rückschläge zu verkraften: Drei der nächsten vier Playoff-Partien wurden verloren, darunter zwei Heimspiele. Rodgers bekleckerte sich nicht mit Ruhm, war allenfalls guter Durchschnitt. Auch er hat also Nachholbedarf: "Ich will der Beste sein. Ich will, dass sich meine Teamkollegen, das Team und die Fans auf mich verlassen können", sagte er gegenüber "mmqb.com". "Die Vorbereitung, das Training in der Offseason - das alles dient nur diesem Ziel."

Werbestar und Hollywood-Freundin

Wenn er gerade nicht trainiert - von Tom Brady hat er sich dazu inspirieren lassen, jedes Jahr ganz besonders an einem Aspekt seines Spiels zu arbeiten - vertreibt sich der gläubige Christ die Zeit auf dem Golfkurs, am Strand oder mit der Gitarre in der Hand. Wo er vor wenigen Jahren noch auf Privatsphäre bestand, hat er sich mittlerweile jedoch mit dem Interesse der Öffentlichkeit abgefunden. Spätestens seit er mit Hollywood-Star Olivia Munn zusammen ist - denn die plaudert auch schon mal ungeniert über das Sexleben der beiden.

Die vielen Schlagzeilen auf und abseits des Platzes machen sich auch im Portemonnaie bemerkbar. Rodgers' Bekanntheitsgrad ist zu dem von Brady und Manning aufgerückt, letzterem macht er in Sachen Werbespots mittlerweile Konkurrenz: Keine NFL-Übertragung mehr ohne den Superstar. Wobei ihm Peyton dann in punkto Witz vor der Kamera doch noch eine Schippe voraus zu sein scheint...

Was daran liegen könnte, dass Rodgers' Humor eher spezieller Natur ist. "Wir nennen seine Witze 'fortgeschrittene Algebra'. Viele verstehen sie einfach nicht", so sein früherer Teamkollege Daryn Colledge. Da werden Präsidentennamen abgefragt, obskure Filmzitate in Unterhaltungen eingebunden oder wenig schmeichelhafte Fotos der Mitspieler in Meetings eingebunden.

"R-E-L-A-X"

Am witzigsten findet das Rodgers selbst. Und wenn er sich wohl fühlt, wird der Locker Room angesteckt. "Er ist so ruhig und relaxed wie nur möglich", verriet Offensive Tackle Bryan Bulaga dem "Wall Street Journal". "Das wirkt sich auch auf uns aus. In der Kabine ist von Panik keine Spur." Apropos "relaxed". Das empfahl Rodgers übrigens auch den Fans nach dem Saison-Fehlstart mit nur einem Sieg aus drei Spielen: "R-E-L-A-X. Wir werden das schon hinkriegen."

Haben sie - und Rodgers ist Favorit auf seinen zweiten MVP-Award. Trotz der lädierten Wade, die auch in einem eventuellen Super-Bowl-Auftritt noch schmerzen wird, wie er verriet: "Ich dachte zuerst, dass ich mir die Achillessehne gerissen habe." Den Physios sei Dank ging es gegen die Cowboys gut, in der NFC Championship wartet jedoch ein ungleich größerer Stolperstein: der Titelverteidiger aus Seattle.

Nur noch 120 Minuten

Kein gutes Omen für die Packers, die auswärts antreten müssen. Den Saisonstart im September hatte man im CenturyLink Field sang- und klanglos mit 16:36 vergeigt. Die Seahawks haben darüber hinaus pünktlich zu den Playoffs ihre absolute Bestform erreicht. Kann der beste Deep-Ball-Thrower der NFL gegen die Legion of Boom etwas ausrichten - auf einem Bein? In der Regular Season visierte er kein einziges Mal die Seite von Richard Sherman an. Geht er diesmal mehr Risiko?

Rodgers wird die Herausforderung angehen, so wie er vor neun Jahren die Herausforderung hinter Brett Favre anging. Mit dem versteht er sich mittlerweile übrigens blendend. Vielleicht hat er Favre am 1. Februar endgültig distanziert: "Ich denke, ich kann noch weitere 120 Minuten gehen." Und mit einem zweiten Ring wären die Schmerzen um einiges leichter zu ertragen.

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