G.R.O.N.K.

Stefan Petri
30. Januar 201514:22
Gronkowski und sein "Gronk Spike": Wie bringen die Pats ihren Tight End so oft in die Endzone?getty
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Viele halten ihn für den heimlichen MVP der New England Patriots: Wenn ein Spieler den Seattle Seahawks und deren Legion of Boom vor Super Bowl XLIX (Mo., 0.30 Uhr im LIVE-TICKER) Kopfschmerzen bereitet, dann ist es wohl Tight End Rob Gronkowski. SPOX nimmt Gronk unter die Lupe: Was macht ihn so gefährlich, wie setzen ihn die Pats in Szene - und wie kann man ihn stoppen?

SPOX

Jetzt mal Butter bei die Fische! Haben die New England Patriots beim 45:7 gegen die Indianapolis Colts an ihren Bällen (unerlaubt) herumgedoktert? Ùnd sich so einen unerlaubten Vorteil verschafft? So wirklich weiß es keiner.

Die Tatsache, dass die NFL das Thema äußerst behutsam angeht - bloß keinen Skandal vor dem Spiel der Spiele - und vor dem Super Bowl keinerlei Aufklärung zu erwarten ist, hat dazu geführt, dass sich mittlerweile so ziemlich jeder zu diesem Thema geäußert hat. Wissenschaftler ebenso wie Pseudo- und Hobby-Wissenschaftler, Spieler, Funktionäre, frühere Playoff- und Super-Bowl-Gegner der Pats, Comedians, Blogger, Hollywoodsternchen...

"Yo soy fiesta": Gronkowski im Porträt

Nur einer hatte auf die Farce um aufgepumpte, alte, perfekte oder auch verschrumpelte Bälle schon längst die wohl einzig angemessene Antwort gegeben. "Whoops lol" twitterte Rob Gronkowski schon zwei Tage nach der Partie. Darüber zu sehen: Ein Gronk Spike und die Worte: "Warnung: Gronking kann zu Luftverlust führen." Wie so vieles in seinem Leben nahm Gronk also auch diesen Skandal mit Humor.

Wer dem besten Tight End im American Football jedoch auf dem Gridiron von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, dem bleibt das Lachen buchstäblich im Hals stecken.

1. Perfekte körperliche Voraussetzungen

Die Tight-End-Position ist vielleicht die einzige Position in der NFL, die in den letzten Jahrzehnten stetig weiterentwickelt wurde. Bears-Legende Mike Ditka war der erste, der in den 60er Jahren aus dem ausschließlichen Blocker auch einen erfolgreichen Passfänger machte. Chiefs-Ikone Tony Gonzalez (111 Touchdowns) perfektionierte den Receiving Tight End. Und Gronk?

Der ist die nächste Stufe der Evolution. 120 Kilogramm, 1,98 Meter groß, ein Körper wie ein Kleiderschrank. Dazu schnell, beweglich, seine Routes perfekt absolvierend. Seine Hände sind mit knapp 28 Zentimetern Spannweite fast so groß wie ein Football selbst - wenn man die riesigen weißen Handschuhe mit einberechnet, ist es kein Wunder, dass so viele Pässe in seinen Pranken verschwinden und er kaum fumbelt (zwei Fumbles bei 308 gefangenen Pässen in der Regular Season).

"Die nächste Stufe muss schon 300 Pfund wiegen und in der Route trotzdem perfekt aus den Breaks kommen", lachte Gonzalez unlängst gegenüber der "Buffalo News". "Es ist schwer, sich nach ihm einen noch besseren Spieler vorzustellen."

Schon jetzt sicher in der Hall of Fame?

Kein Wunder, dass der 38-jährige zukünftige Hall of Famer seine Bestmarken bedroht sieht. 54 Receiving Touchdowns hat Gronkowski in fünf Jahren angesammelt - und von möglichen 80 Spielen nur 65 absolviert. Zählt man einen weiteren Rushing Touchdown dazu, bringt er es auf 5,08 Punkte pro Spiel. Der letzte Receiver, der einen besseren Schnitt vorzuweisen hat? Don Hutson (5,43) - anno 1935-1945.

"Ich will noch drei, vier weitere solche Jahre von ihm sehen", sagt Gonzalez. "Wenn ihm das gelingt, wird er die Bestmarken angreifen. Wenn er gesund bleibt, bricht er den Touchdown-Rekord auf jeden Fall." Hall-of-Fame-Tight-End Jackie Smith (1963-1978) sieht ihn bereits jetzt in Canton. "Wenn er sich nicht verletzt, beherrscht er alle. Er ist der Prototyp eines großartigen Tight Ends. Alle sollten so sein."

Und: "Er hätte in jede verdammte Ära gepasst." Denn der größte Pluspunkt von Gronkowski ist nicht allein seine Fähigkeiten als Passfänger, sondern seine Vielseitigkeit.

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2. Doppelt gefährlich

Das Besondere an der Tight-End-Position ist ihre Hybrid-Funktion: Entweder man blockt für das Laufspiel, oder man läuft eine Route als potenzieller Passfänger. Wo früher vor allem geblockt wurde, gibt es jetzt Tight Ends, die fast exklusiv als Receiver eingesetzt werden - sodass die Grenzen zum Wideout fast verschwimmen (siehe Jimmy Graham von den New Orleans Saints oder Julius Thomas in Denver). Andererseits sind diese Tight Ends als Blocker für den Running Back oder gegen den Pass Rush häufig kaum zu gebrauchen.

Deshalb setzen einige Teams auf Tight-End-Duos, je nach Spielsituation. Buffalo etwa bietet Scott Chandler als Receiver und Lee Smith als Blocker auf. Das Problem: Der Gegner kann sich darauf einstellen und die Coverage anpassen. Bei Gronkowski jedoch regiert der Überraschungseffekt - der 25 Jahre alte Koloss ist nämlich auch ein ausgezeichneter Blocker. "Das hebt ihn heraus, das liebe ich an ihm", lobt Gonzalez. "Gronkowski ist der beste Tight End der Liga, weil er als Blocker so vielseitig ist. Es macht ihm Spaß."

Red Zone "Brady trotzdem nicht der GOAT"

Resultat: Gronkowski kann eigentlich immer auf dem Spielfeld bleiben und gehört, sieht man von den ersten vier Wochen der Saison ab, in denen er sich nach seiner Verletzung langsam herantastete, zu den Tight Ends mit den meisten Snaps. In seinen letzten fünf Einsätzen spielte er immer mindestens 92 Prozent der Snaps. Zum Vergleich: Graham absolviert für die Saints nicht einmal 68 Prozent aller Spielzüge.

Im No-Huddle bedeutet das, dass Gronk immer eine doppelte Gefahr ausstrahlt: Agiert er nun als Blocker oder Receiver? Die Defense kann gegen das No-Huddle jedoch nicht auswechseln - so ergibt sich fast zwangsläufig irgendwann ein Mismatch.

Wobei dieses eigentlich sowieso immer besteht, wenn der Hüne über die Line of Scrimmage prescht.

Als Receiver nicht zu stoppen

Es gibt zwei Möglichkeiten, Gronk unter Bewachung zu stellen - und beide sind eigentlich keine Lösung. Linebacker oder Strong Safeties sind oft nicht schnell oder beweglich genug, um ihn auf seiner Route eng zu beschatten - ganz zu schweigen davon, dass auch sie noch körperlich unterlegen sind. "Die schweren Jungs brauchen meist eine Weile, um in Schwung oder zum Stillstand zu kommen", erklärt Backup-QB Jimmy Garoppolo. "Er ist eigentlich ein Offensive Tackle mit der Geschwindigkeit eines Wide Receivers."

Diesen Vorteil macht sich Gronk, der seine gute Fußarbeit auch auf sein Hobby "Tanzen" zurückführt, mit vielen cleveren Routen zunutze, die auf schnelle Cuts oder Comebacks setzen - zu schnell für seine Bewacher. Von seinen 82 Catches in der abgelaufenen Saison entfallen laut "footballoutsiders.com" 35 auf "In-Routes" oder "Out-Routes", also Spielzüge, in denen der Receiver eine schnelle Drehung in Richtung Seitenlinie oder Feldmitte einschlägt. Weitere 27 sind entweder "Crossing Routes" schräg über das Spielfeld oder "Curl-Routes", in denen Gronk nach einem kurzen Sprint kehrtmacht und zum QB zurückkommt.

Diese Catches spielen sich vor allem in einem 15-Yard-Fenster hinter der Line of Scrimmage ab. Nur zehn der 82 Pässe segelten weiter als 15 Yards. Heißt: Die Pässe kommen schnell, sind auf Bradys Stärken zugeschnitten, der vor allem mit seinem "Fastball", nicht aber mit dem Deep Ball glänzt. Meist reicht Gronk so ein Cut oder eine Körpertäuschung, um sich den nötigen Platz zu schaffen - und durch den schnellen Pass entgeht er dem Double-Team, mit dem sich ein Receiver der Marke Calvin Johnson so oft herumschlagen muss (Corner plus Safety).

Panik in der Defense

Für Linebacker zu schnell, für Defensive Backs zu groß und stark - Manndeckung ist gegen Gronk nahezu unmöglich. "Bei seiner Größe und seinen Fähigkeiten ist es egal, wer an ihm dranhängt", bestätigt Gonzalez. "Gegen Man-to-man-Coverage gibt es niemanden in der Liga, der ihn covern kann. Niemanden." Was ein Problem ist, schließlich ist Gronk auch immer wieder im Slot oder sogar an der Seitenlinie zu finden.

Gegen die vorherrschenden Zone Defenses kommen dem Patriots-Star seine Beweglichkeit und seine guten Hände zu Gute. Immer wieder findet er eine Lücke, in der die Verteidiger den Receiver eigentlich an den Mitspieler übergeben, und nutzt sie für enormen Raumgewinn. Und sollte es doch zur Manndeckung kommen - sei es, weil eine Defense mutig, unaufmerksam, oder einfach nur überfordert ist - packen die Pats gerne ihren Lieblingsspielzug aus.

Tom Brady beschreibt das Dilemma der Defenses am besten: "Er ist zwei Meter groß, 120 Kilo schwer. Wenn er die richtige Position auf seiner Route hat und gut zum Verteidiger steht, dann kann der einfach nichts mehr tun. Und das wissen die auch, deswegen geraten sie in Panik. Und wenn sie in Panik geraten, dann ist unser Vorteil noch größer."

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3. Play-Action-Monster

Neben den genannten Spielzügen gibt es noch eine beliebte Variante der Pats, um Gronk zu enormem Raumgewinn zu verhelfen. Die sogenannte "Seam-Route", in welcher der Tight End einfach die "Nähte" des Spielfeldes heruntersprintet. Das funktioniert am besten gegen Single Coverage - und ganz besonders gut aus der Play-Action-Variante heraus.

Laut "Pro Football Focus" spielte Brady 2014 über 26 Prozent seiner Pässe aus der Play-Action-Variante heraus. Das ist der fünftbeste Wert der Liga - die 101 gefangenen Pässe über 1366 Yards sind allerdings Ligaspitze. Am Beispiel wird klar warum.

Bei dieser Variante schicken die Patriots zwei Receiver auf eine Seite des Feldes und bieten neben der O-Line auf der anderen Seite gleich zwei Tight Ends auf, z.B. Gronkowski und außerhalb von ihm Tim Wright. Es spricht also einiges für einen Run-Spielzug nach links, weswegen die Linebacker aufrücken und nur ein einziger Safety zurückbleibt, der sich zudem eher in Richtung der zwei Wideouts bewegt.

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Nach dem Snap zieht Wright seinen Corner zur Seitenlinie weg, per Play-Action werden die Linebacker zudem noch näher an die Line herangesogen. Gronkowski dagegen startet nach angetäuschtem Block durch - und hat plötzlich nur noch einen überraschten Linebacker gegen sich, der im Eins-gegen-eins keine Chance hat. Resultat: Ein langer Pass von Brady und viel Platz für seinen Tight End. Würde man z.B. einen Slot-Corner gegen Gronkowski stellen, hätte der gegen den Run keine Chance - und die Nummer 87 als Lead-Blocker ihren Spaß.

Elf Pässe fing Gronk 2014 auf einer Seam-Route, fünf davon waren länger als 15 Yards in der Luft. Gerade über links ist es die bevorzugte Deep-Ball-Variante für den Tight End. Und einen gefährlicheren Deep Threat haben die Pats nicht auf Lager: Brandon LaFell und Julian Edelman rangieren in dieser Statistik in der Liga gerade mal auf Platz 53 und 58.

Unmöglich zu Boden zu bringen

So oder so: Belichick und Brady schaffen es, den Ball immer wieder in die Hände ihres Multitalents zu bringen. Doch dabei hören die Probleme der Defense nicht auf - denn diesen Schrank auf zwei Beinen muss man erst einmal zu Boden bringen. Und wie zahllose Highlight-Videos beweisen, ist das alles andere als einfach.

Ist Gronkowski den Linebackern in dem Bereich hinter der Line of Scrimmage erst einmal entwischt, liegt es oft an Defensive Backs, ihn zu tackeln. "Würde ich ihn als Defensive Back covern, ich könnte in der Nacht zuvor nicht schlafen", so Jackie Smith. "Und wenn, dann hätte ich Alpträume."

Gronks 1124 Receiving Yards in der abgelaufenen Saison bedeuteten laut "ESPN" Platz eins unter Tight Ends (Rang 15 insgesamt), die 13,7 Yards pro Reception Platz drei, 130 Targets Rang eins. Qualität und Quantität gehen bei ihm Hand in Hand, und hätte er sich in den ersten vier Wochen nicht zurückhalten müssen, die Zahlen wären noch deutlicher ausgefallen.

Doch damit nicht genug: In Sachen "Yards after Catch" belegt er Platz elf in der Liga (475 Yards), in einer Reihe mit Elite-Receivern wie Julio Jones (553) oder Jordy Nelson (481). Und in der Kategorie "Yards after Contact" führt er die komplette Receiver-Riege an - bei Running Backs liegt übrigens Marshawn Lynch in Front. "Selbst wenn man direkt neben ihm ist: Er ist einfach zu groß", sagt Gonzalez. "Der Verteidiger kann einfach nichts tun." 19 Tackles hatte Gronk 2014 durchbrochen, Platz zwei in der Liga hinter Martellus Bennett (25) und persönlicher Rekord.

"Jemand, der so groß ist, so schnell, so stark, das ist einfach nicht fair", staunt Garoppolo über den gutmütigen Giganten. Er könnte in Zukunft von Gronk profitieren, noch ist das jedoch Tom Brady vorbehalten.

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4. Brady profitiert

Eine wichtige Statistik vorweg: Tom Brady wirft kaum noch einen tiefen Ball - und wenn, dann wirft er ihn nicht besonders gut. 48 seiner Pässe waren 2014 länger als 20 Yards in der Luft. Davon kamen zwölf an, also 25 Prozent. Das ist Platz 16 unter den 20 QBs mit mindestens 14 Einsätzen. Bei Pässen über 30+ Yards schrumpelt die Quote auf knapp 19 Prozent.

Die Frage nach Gründen dafür ist wohl ein Mittelding aus Armstärke/fehlender Zeit in der Pocket/keine Deep Threats im Team. Aber Fakt ist: Die Gründe dafür, dass Brady immer noch einer der besten QBs ist, liegen in der kurzen und Mitteldistanz. Und damit auch bei Gronk. Er und Brady sind das perfekte Beispiel dafür, wie sich ein QB-Receiver-Duo gegenseitig befruchten kann.

Bradys kurze, schnelle Anspiele mit enormem Zug dahinter sind die perfekte Waffe, um einen beweglichen Tight End in der Mitte einer Zone Defense zu finden - je länger der Ball in der Hand des QBs und in der Luft ist, desto mehr Zeit bleibt den übrigen Verteidigern, auf Gronks Routen zu reagieren.

Gleichzeitig beweisen die Zahlen, dass Gronk aus Brady einen "neuen Menschen" macht. Schaut man sich die Spielzeiten 2010 bis 2013 an, ist der Unterschied erstaunlich: Mit seinem Tight End auf dem Feld legte der QB ein Total Quarterback Rating (QBR) von 78 auf, ohne Gronk sank dieser Wert auf 60. In der Red Zone war der Unterschied noch gravierender (94:67).

Gronk wichtiger als Brady?

2014 wurde Gronkowski nach seinem Kreuzbandriss in den ersten vier Partien noch oft geschont. Resultat: Bradys QBR belegte Platz 28 in der Liga, bei Yards pro Attempt lag er auf Rang 33. Dann war der "alte Gronk" zurück - und Brady spielte plötzlich auf MVP-Level.

Natürlich spielen hier andere Faktoren ebenfalls eine Rolle, etwa die umgebaute O-Line in der abgelaufenen Saison. Dennoch lässt sich nach fünf Jahren zweifelsfrei feststellen: Gronk macht aus einem "guten QB" einen "Elite-QB". Das zeigt sich auch auf dem Scoreboard: Mit einem fitten Gronk im Lineup 34,5 Punkte pro Partie, ohne/mit einem angeschlagenen Gronk gerade einmal 17,8 Punkte.

Besonders wertvoll ist der Tight End in der Red Zone - als Touchdown-Threat ist er schlicht und ergreifend nicht zu verteidigen. Slant, Fade-Route in der Ecke - oder einfach durch die Mitte. Ihm ist es zum Großteil zu verdanken, dass Brady in der Red Zone 30 TDs bei nur zwei Picks gelangen. 17 Touchdown-Pässe auf Tight Ends sind ebenfalls Liga-Höchstwert.

Gronk ist so gut, dass ihn einige Fans und Experten für den heimlichen MVP des Teams halten - und für noch wichtiger als Brady höchstpersönlich. Er macht das Running Game besser, er macht das Passing Game besser, er macht seinen Quarterback besser.

Doch wie macht man ihn schlechter?

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5. Gronk aufhalten - nur wie?

Für den Tight End gilt das berühmte Stichwort: "Man kann ihn nicht stoppen, man kann lediglich darauf hoffen, ihn in Schach zu halten." Beim Gegner aus Seattle gehen die Meinungen auseinander. "Ehrlich gesagt halte ich ihn für nicht besonders gut", tönte Corner Jeremy Lane, der es im Slot mit Gronk zu tun bekommen könnte. "Er ist in Ordnung, ziemlich groß. Aber wenn wir ihn hart rannehmen und ihn ein bisschen durchrütteln, wird er nicht so viele Bälle fangen."

Das vierköpfige Monster: Die Legion of Boom in der Datenanalyse

Das sieht DE Michaell Bennet dagegen ganz anders ("Er ist ein großartiger Spieler"), und Pete Carroll schnaubte nur: "Jeremy hat einfach noch nicht genügend Material gesehen." Der Coaching Staff der Seahawks stellt sich die Frage, was schwerer wiegt: System oder Spieler. Setzt man auf das eigene System, dann wird Gronk keinerlei Sonderbewachung zuteil.

Stattdessen vertraut man darauf, dass die eigenen Linebacker lange genug am Tight End dranbleiben und die Defensive Backs die Lücken schnell genug schließen können. Dank der außerordentlich talentierten Legion of Boom könnte das gelingen - in der letzten Postseason wurden Jimmy Graham und Julius Thomas auf diese Weise abgemeldet.

Lernen von Rex Ryan

Sollte sich Gronkowski jedoch als ein zu großes Kaliber erweisen, könnte man sich ein Beispiel an den New York Jets nehmen. Die hatten Gronk in Week 16 die Ehre einer Sonderbewachung erwiesen und ihn mit nur sechs Catches und 31 Yards gut im Griff. Einfach ist es allerdings nicht.

"Man muss ganz genau auf ihn achten", erklärt Denis Thurman, Defensive Coordinator der Jets, gegenüber "mmqb", das Rezept gegen den mobilen Tight End, der sich an der Line immer wieder bewegt und so für Verwirrung sorgt. "Man muss ihn ablenken und immer wieder kleine Hits anbringen: ein Stoß hier, ein Stoß da."

Das gelang zum Beispiel dadurch, dass der Pass Rusher gegenüber von Gronkowski sich immer erst kurz gegen diesen richtete, so einen frühen "Jam" anbrachte und dessen Timing zumindest kurz störte, bevor er sich auf Brady stürzte. Dahinter wartete bereits der Linebacker, der sich innerhalb der erlaubten Fünf-Yard-Zone mit Gronk anlegte - und dahinter dann ein Safety. "Man muss ihn von seiner Route abbringen", so Thurman.

Was macht die Legion of Boom?

In Zone Coverage plädiert der DC dafür, die Deckmuster zu wechseln, "manchmal innen und außen, manchmal vor und hinter ihm". Entscheidend jedoch: Es darf keinen "Free Release" für Gronk geben. Kommt der Tight End problemlos in seine Route, ist er kaum zu stoppen. Ebenfalls wichtig ist ein effektiver Pass Rush, um gleichzeitig Druck auf Brady auszuüben.

Die Seahawks haben das Personal, um diese Muster in die Tat umzusetzen, so sie denn wollen. Gleichzeitig entstünden durch diese Sonderbehandlung allerdings auch Lücken für Edelman, LaFell und Co. Gut für Carroll: Um einem Double-Team zu entgehen, stiehlt sich Gronkowski hin und wieder auch an die Seitenlinie. Dort sind die Seahahwks mit Sherman und Maxwell jedoch perfekt aufgestellt.

Schlecht für Carroll: Er ist und bleibt eben Gronk. Und der ist, um es mit den Worten von Sherman zu sagen, "ganz schön gut".

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Der Super Bowl im Überblick