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"Wie Ringen gegen einen Kraken"

Auf dem Weg zum fünften Ring? Patriots-Quarterback Tom Brady
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These: Beim Suh-Deal und Graham-Trade gibt es nur Verlierer

Adrian Franke (SPOX): Natürlich ist es für abschließende Beobachtungen zu früh, doch blickt man auf die ersten fünf Spiele, gibt es viele Verlierer. Die Seahawks gaben für Graham Center Max Unger ab und bauten darauf, dass ihr herausragender Line-Coach Tom Cable aus der O-Line trotzdem etwas raus holen kann. Im Running Game funktioniert das bislang halbwegs. In Pass Protection ist keine Line auch nur ansatzweise so schwach wie die der Hawks. Umgekehrt hat es Seattle nicht geschafft, die Offense so anzupassen, dass Graham einen vernünftigen Beitrag leisten könnte. Daran wird zu arbeiten sein. Auf der anderen Seite des Deals standen die Saints - doch eine Line braucht schlicht Zeit. Der Suh-Deal sieht für die Dolphins bislang bitter aus. Miami ist das schwächste Team in der Run-Defense und die D-Line erzeugt keinen Pass-Rush. Suh, dessen Abgang Detroit mit Ngata und Walker (beide mittlerweile verletzt) zunächst gut aufgefangen hat, ist ein dominanter Spieler und ich bin gespannt, wie sich der Trainer-Wechsel bemerkbar macht. Doch kann ein Defensive Linemen keinen so großen Einfluss auf das Spiel haben kann, dass er Quarterback-Geld bekommen sollte - 114 Millionen über sechs Jahre? Kategorisch verurteilen würde ich teure Verpflichtungen deshalb aber nicht, wenn ein gut gecoachtes Team auf dem Weg zum Contender nur eine Baustelle zu schließen hat. Aber es ist keine Überraschung, dass sich die Top-Teams auf dem Free-Agency-Markt oft zurückhalten und sich kontinuierlich über den Draft aufbauen. Das ist der schwere aber richtige Weg.

Marcus Blumberg (SPOX): Ich will Suh noch nicht mit dem Desastervertrag von Albert Haynesworth anno 2009 vergleichen, wobei der Vergleich nach dem bisher Gesehenen durchaus naheliegt. Die Dolphins sind nicht dominanter geworden. Im Gegenteil: Sie lassen mit über 160 Yards im Schnitt die meisten Lauf-Yards zu. Beim Graham-Trade verloren die Seahawks mit Max Unger den Anker ihrer ohnehin schon fragwürdigen O-Line, während die Saints ihren besten Skill-Player abgegeben haben. Also ja, ein Sieger findet sich nicht. Aber das Konzept, viel Geld für einen Free Agent auszugeben, ist nicht per se schlecht. Es gibt auch positive Beispiele. Nehmen wir Peyton Manning, der in seinen ersten zwei Spielzeiten in Denver einmal den Super Bowl und letztes Jahr erneut ein First-Round-Bye erreicht hat. Oder, wo wir schon bei den Saints sind: Drew Brees! Er hat zusammen mit Sean Payton diese Organisation wieder relevant gemacht! Es ist nicht grundsätzlich falsch, großes Geld in Free Agents zu stecken - man muss eben nur die richtigen finden.

Stefan Petri (SPOX): Richtig, Blumi. wobei das natürlich auch Extrembeispiele sind: Selbst semi-kompentete QBs bekommen ja derzeit massenhaft Geld in ihre Schlüpfer gesteckt, sodass Free Agents auf dieser Position entweder richtig schlecht oder mit einem Warnhinweis versehen sind (Brees hatte ja auch Schulterprobleme). Der Suh-Deal ist bisher eine Katastrophe, keine Frage. Ein Defensivspieler mit eher zweifelhaftem Charakter - man betrachte nur seine wiederholten Aussetzer - bekommt einen solchen Vertrag? Das hätte in einem gefestigten Locker Room voller Führungsspieler vielleicht funktionieren können, aber davon sind die Dolphins ja so weit entfernt wie von den Playoffs. Den Graham-Trade will ich noch nicht abschließend beurteilen, außer dass die Saints angesichts ihrer Lage gut beraten waren, ihn abzugeben. Sollten die Seahawks ihre Line in den Griff bekommen, kann er immer noch zur Waffe werden - aber sein Geld fehlt nun eben beim neuen Chancellor-Vertrag. Generell ist es eben oft so, dass vor allem die schlechten Teams eine Menge Cap Room haben, weil eben die großen Stars bzw. die Tiefe im Kader fehlt. Dieses Geld dann für die ganz teuren Trade-Ziele oder Free Agents rauszuhauen, macht wenig Sinn, denn die wirklichen "Difference Maker", die Quarterbacks, bekommt man eben nur so selten.

mySPOX-User Lattenknaller: Der Graham-Trade hat meines Erachtens auf dem Papier Sinn gemacht. Er und die Saints lagen in den Verhandlungen weit auseinander und es war keine Einigung in Sicht. Den Seahawks hat ein Tight End von Format gefehlt, um wieder ein heißer Super-Bowl-Anwärter zu sein. Graham ist aber noch nicht angekommen. Ob das daran liegt, dass er das System noch nicht verinnerlicht hat, oder ob er da nie hin wollte, kann ich nicht abschätzen - er bleibt hinter den hohen Erwartungen zurück, aber ich würde ihn noch nicht abschreiben. Aber, als ich vom Suh-Deal erfahren hab, musste ich erstmal laut lachen. Die Dolphins wollten einen Star mit dem sie sich schmücken können und Suh wollte Geld - keine Konstellation, die sportlichen Erfolg verspricht. Manchmal frage ich mich bei einigen Trades wirklich, ob da sportliche Gründe Hauptgrund waren, oder ob das Front Office einfach Bonuspunkte bei den Fans sammeln wollte. Grade dieses Wettbieten beim Start der Free Agency hab ich noch nie verstanden. Wenn man den Cap Room hat und nur noch eine Schwachstelle im Roster ausgebessert werden muss um ein Contender zu sein UND wenn der entsprechende Spieler dann auch noch in das eigene Scheme passt (wird am häufigsten ignoriert) - dann könnte ein großer Deal Sinn machen.

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