"Was is mit de Kohlen?"

Stefan Petri
03. Februar 201609:17
Johnny Manziel kümmerte sich vor dem Spiel gegen San Francisco liebevoll um de Kohlengetty
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Ja, das interessiert! Star Wars dominiert die Schlagzeilen, doch diese Woche feiert der Hangover andere Helden unserer Kindheit - nämlich die mit flotten Sprüchen, dicken Bohnen und 'nem gepflegten Satz heißer Ohren für alle stotternden Bösewichte. Mit dabei: "Landvogt" Khalil Mack, Colts-Schrottarbeiter und ein bäriger Supermann Cam Newton. Außerdem: Russell Wilson kneift Ärsche, Blaine Gabbert stürzt ab - und bei Johnny Manziel dreht sich mal wieder alles nur um das Eine.

"Mach schon Platz, ich bin der Landvogt."

Für Khalil Mack, Pass-Rusher der Oakland Raiders. Es ist nicht überliefert, ob er die bemitleidenswerte Offensive Line der Broncos mit dieser Zeile begrüßte, sie schien sich das Motto aber zu Herzen zu nehmen. Fünf Sacks, darunter einen zur Safety, sammelte Mack in Denver ein, allesamt in der zweiten Halbzeit. Franchise-Rekord, außerdem führt er die Liga nun mit 14 Sacks an. Seit 2012 hatte kein Spieler mehr fünf Sacks in einer Partie geschafft.

"Er war unglaublich", lobte Head Coach Jack Del Rio. "Er wird einfach immer besser, er ist ein toller junger Mann." Brandon Marshall von den Broncos drückte es etwas drastischer aus: "Der Typ ist ein Tier." Und mit erst 24 Jahren in seiner zweiten Saison in der NFL noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt.

"Ja wie soll ich sagen ..." "Lass aus der Lippe fallen!"

Für LeSean McCoy, Running Back der Bills. Der hatte nach seinem überraschenden Abgang - Eagles-Coach Chip Kelly hatte ihn ohne Vorwarnung getradet - nur böses Blut für Kelly übrig. Ein Rassist sei dieser, ließ er gleich mehrmals durchblicken, die Beziehung sei nie wirklich gut gewesen, und miteinander gesprochen hätten sie nach dem Trade auch nicht.

Während sich Kelly seinerseits für sein Verhalten in Bezug auf den Trade entschuldigte, schmollte Shady fleißig vor sich hin. Das brachte ihm bei seiner Rückkehr nach Philly laute Buhrufe ein, als er sich nach der knappen Niederlage schnell in die Kabine verkrümelte. Dort soll es dann zu einem Wutanfall gekommen sein. Für die Presse hatte er schließlich nur folgendes Bonmot übrig: "Ich habe euch nichts zu sagen."

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Kelly dementierte nach dem Spiel übrigens einen Bericht des Inquirer, wonach McCoy einfach aufgelegt hatte, als dieser ihn anrief, um die Wogen zu glätten. Es hätte wohl ohnehin nicht viel gebracht - schließlich antwortete McCoy auf die Frage, ob Kelly ihm die Hand schütteln könnte, mit: "Eine Scheiß kann Chip."

Das Roundup zum Sonntag: Cam siegt weiter - Dalton verletzt

"Ein Spiel in enger Freundesrunde soll Freude bringen zu jeder Stunde!"

Für die Cincinnati Bengals und die Pittsburgh Steelers, die sich ja offensichtlich so richtig sympathisch finden. Man kennt sich in der AFC North. Und schätzt sich ganz und gar nicht. Schon vor dem Kickoff hatten sich beide Teams in der Aufwärmphase an der Mittellinie zu einer Rudelbildung entschlossen, auch wenn wohl keine Fäuste flogen. Die Stimmung während des Spiels war dann nicht weniger aufgeladen.

Der Grund sollen, wenn man Bengals-OT Andrew Whitworth glauben will, Drohungen von Steelers-Linebacker Vince Williams gewesen. "Ich kriege jetzt Ärger, aber daran ist die NFL Schuld", so Whitworth. "Ich mag die Steelers und Mike Tomlin, aber sie hatten einen Spieler, der nach unserem letzten Spiel Todesdrohungen ausgestoßen hatte, er wollte Blut auf den Straßen vergießen. Alle haben es gesehen, nichts ist passiert."

Offenbar hatte Bengals-Linebacker Vontaze Burfict im Hinspiel seinen Hit gegen Running Back Le'Veon Bell zu sehr gefeiert - Bell hatte sich dabei bekanntlich eine schwere Verletzung zugezogen. Williams hatte sich dann auf Twitter mehr als ominös geäußert. Wir halten es da mit Tackle Marcus Gilbert, der tweetete: "Zu Weihnachten wünsche ich mir nur die Bengals. Würde sie gerne in den Playoffs sehen, wo sie ja immer versagen." Shots fired - aber eben zivilisierter Natur!

"Sie sind eine richtige Supermann, Wilbur!" "Und tanzen tut er wie ein Bär!"

Für Cam Newton, Quarterback der Carolina Panthers. Unglaublich, mit welcher Leichtigkeit sich der 26-Jährige an die Spitze des MVP-Leaderboards geschoben hat. Längst glänzt er nicht mehr nur als Athlet, sondern als Pocket Passer, der das Leder scheinbar mühelos sowohl durch die ganz engen Fenster feuern kann - siehe sein Touchdown-Pass zu Ed Dickson -, sondern auch den Deep Ball an den Mann bringt. Newton scheint sogar aus Flutschfinger Ted Ginn Jr. einen kompetenten Receiver gemacht zu haben. Allein das ist einen Award wert!

Mit saisonübergreifend nun schon 17 Siegen in Folge haben "Superman" Newton und die Panthers bereits ein Freilos in der ersten Playoff-Runde sicher, die perfekte Saison ist mehr als greifbar. Cam schickt sich derweil an, America's QB-Darling der neuen Generation zu werden: Blitzendes Zahnpasta-Lächeln, seine Routine, den Touchdown-Ball an kleine Kinder weiterzureichen - und natürlich die auffälligen Tänzchen.

Wobei das Rumgehopse gegen die Falcons vielleicht doch eher einem Bären glich. Ob Chicago ihn wohl gegen Jay Cutler tauschen würde? Kleiner Scherz...

"Gar nichts? Das ist nicht viel. Und danach?"

Für die Atlanta Falcons, die sich gegen Papa-Bär Cam Newton 60 Minuten lang zusammenkauerten und das Schauspiel widerspruchslos über sich ergehen ließen. "Kein Zweifel", es sei die schlechteste Vorstellung der laufenden Saison gewesen, polterte Coach Dan Quinn. Alle müssten sich mehr reinhängen, und irgendwie sei seine Message ans Team wohl nicht durchgedrungen.

Er hat nicht ganz unrecht - wobei man bemängeln könnte, dass es nicht das schlechteste Spiel des Jahres wahr, sondern des Jahrzehnts. Zum ersten Mal in 41 Spielen gegen Carolina blieb man ohne Punkt, in der Liga zum ersten Mal seit 2004 - und hätten die Panthers nicht den Fuß vom Gas genommen, es wäre noch viel schlimmer gekommen. Hey, immerhin gibt es für Matt Ryan und Co. eine Chance im Rückspiel in zwei Wochen. Da ist die Freude sicher extrem groß in der Umkleide...

"Hat er Bums gemacht und unten isser. Nun siehst du mal, wie leicht man abstürzen kann."

Für Blaine Gabbert, Quarterback der San Francisco 49ers. Der fand sich gegen die Browns nämlich unangenehm oft auf seinem Hosenboden nieder. Erst 17 Sacks hatte Cleveland vor diesem Spiel in der kompletten Saison geschafft, gegen die Niners kamen mal eben neun dazu! Mehr hatten die Niners in der Franchise-Geschichte noch nie zugelassen. "Peinlich, die Art und Weise wie wir verloren haben", redete NaVorro Bowman nicht um den heißen Brei herum. "Vielleicht haben wir sie auf die leichte Schulter genommen", gab Linebacker Ahmad Brooks zu.

Es war zumindest eine schmerzhafte Bruchlandung auf dem Boden der Realität für Gabbert. Er hatte seit seiner Beförderung zum Starter phasenweise geglänzt und Siege gegen die Falcons und Bears in Overtime gesichert. Immerhin fasste sich der 26-Jährige an die eigene Nase: "Ich muss den Ball einfach schneller loswerden. Ich muss vorne einen besseren Job machen, keine Frage." Gegen die Bengals wird es kommende Woche nicht gerade einfacher.

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"Und wer darf nun als Erster?" "Das ist mir schnuppe - solange ich nicht der Zweite bin!"

Für die New England Patriots. Vor einer Woche noch hatte man die zweite Niederlage in Serie kassiert und war in der AFC hinter die Bengals und Steelers zurückgefallen. Und nun? Plötzlich stehen die Bengals ohne Andy Dalton da und müssen sogar um die Division-Krone der AFC North zittern. Die Broncos haben ihrerseits zum zweiten Mal in Folge keinen einzigen Punkt in der zweiten Halbzeit erzielt, Brock Osweiler besteht wohl doch nicht aus purem Gold - und jetzt wartet die Luftwaffe der Steelers.

New England dagegen hat Rob Gronkowski wieder an Bord, LeGarrette Blount und James White ergänzen sich als Running Backs gut, und auch Julian Edelman trainiert wieder. Titans, Jets, Dolphins - das Restprogramm ist überschaubar, und die Konkurrenz muss ja auch noch gegeneinander ran. Es riecht plötzlich wieder nach der AFC-Krone in Foxborough.

"Was ist mit de Kohlen?"

Für Johnny Manziel von den Browns. "Johnny Football" bot gegen die Niners eine gute Partie, 21/31, 270 Yards, nur ein einziger richtig dummer Wurf, wofür ihn sein Tablet auf der Bank ja auch bestrafte. Schlagzeilen machte er aber mal wieder abseits des Feldes. An der Seitenlinie nämlich, wo er vor Spielbeginn einem... "speziellen" Fan eine Unterschrift auf einem waschechten 100-Dollar-Schein gab. "Money Manziel" steht nun quer über Benjamin Franklin.

Was sich der Fan wohl dabei gedacht hat? Und ob Manziel daraus eine Tradition machen wird? "Money Manziel" als Geheimwaffe der Browns? Frei nach Cicero: Keine Festung ist so stark, das Geld sie nicht einnehmen kann.

Außer Terry Bradshaw vielleicht. Der vierfache Super-Bowl-Sieger hatte keine Lust auf die Manziel-Lobhudelei: "Hier sehen wir jemanden, der noch nichts geleistet hat, aber wir konzentrieren uns immer nur auf ihn", ätzte er, als Manziels Autogramm gezeigt wurde. Hast ja Recht, Terry. Weiter zum nächsten Punkt!

"Du sollst machen dass du schleunigst hier rauskommst, sonst kann er sich nicht mehr halten und wird dich wie eine Ratte zermalmen, bis du den Ar*** zukneifst."

Für Russell Wilson. Beziehungsweise: Für die armen, armen Gegner von "DangeRuss" derzeit. Der QB der Seahawks brennt derzeit ein Feuerwerk ab, dass vielleicht sogar Cam Newton höchstpersönlich die Schamesröte ins Gesicht treiben könnte. Dabei hat der in den letzten fünf Wochen spektakuläre 17 Touchdowns bei nur einer Interception aufgelegt.

Die NFL-Grundlagen-Übersicht: Offenses, Defenses und vieles mehr erklärt

Wilson dagegen spielt einfach nur surreal, seit die Seahawks gegen Arizona in Week 10 verloren. 16 Touchdowns bei keiner einzigen Interception, 75,4 Prozent seiner Pässe kommen an, fast zehn Yards Raumgewinn pro Passversuch. Bill Barnwell von ESPN bemühte die Statistiken und fand heraus: Vier Spiele in Serie mit einem Passer Rating von 145,9 im Schnitt - das hat es in den letzten 60 Jahren nicht gegeben. Und das ohne Jimmy Graham und Marshawn Lynch. OK, die Gegner waren nicht überragend, und auch die O-Line ist im Vergleich zum Saisonbeginn besser geworden. Aber Wilson schwingt derzeit den Dampfhammer wie kein anderer Quarterback.

"Du triffst mich und schon hat dein Leben einen ganz neuen Wert!"

Für Doug Baldwin. In den letzten drei Spielen an der Seite von Russell Wilson? 17 Catches, 321 Yards, acht (!) Touchdowns.

"Wie Dr. Bones von der orthopädischen Klinik sich ausdrückte: Es wäre leichter, geschnetzelte Leber in ihren ursprünglichen Zustand zurück zu verwandeln."

Für die Verletzungsseuche, die Woche für Woche durch die NFL zieht und Schellen links und rechts verteilt. Andy "Hast du schon trainiert, deinen Lastwagen im Gipskorsett zu fahren?" Dalton hat einen gebrochenen Daumen davongetragen und fällt womöglich für den Rest der Saison aus.

Thomas Rawls von den Seahakws trägt ebenfalls Gips und kann schon mal den Urlaub buchen. Blount, Brian Hoyer, Matt Hasselbeck, Tyler Eifert, Kam Chancellor, Devin McCourty, Vincent Jackson... die Liste ließe sich allein für Week 14 beliebig lange fortsetzen. Man kann nur hoffen, dass die zuletzt genannten möglichst schnell wieder zurückkehren.

"Ach so ist das! Ein Schrottarbeiter wird hier gebraucht. Hättest ja auch einen Ton sagen können!"

Die Gegner der Indianapolis Colts. 96 Punkte markierten sie (Steelers und Jaguars) in den letzten zwei Spielen. Die Jags legten einen 48:3-Run hin, Matt Hasselbeck verletzte sich, Andrew Lucks Rückkehr ist weiter ungewiss - ebenso wie die Zukunft von Coach Chuck Pagano. "Sie können dich nicht auffressen", gab der sich betont optimistisch. "Feuern vielleicht, aber nicht auffressen. Wenn ich nächstes Jahr in Boise mit meinen Enkeltöchtern spiele, ist das auch in Ordnung."

"Wir müssen den Schalter finden und umlegen", forderte Defensive End Robert Mathis. Schließlich ist das Team - so unglaublich es klingt - immer noch mitten im Playoff-Rennen. Trotzdem: Gegen Houston geht es am 20. Dezember um alles.

"Du machst mir Angst, wenn du so bedeutsam läufst, Locke!"

Für Odell Beckham Junior, der die Miami Dolphins mit sieben Catches und 166 Yards fast im Alleingang erlegte. Beinahe jedes Spiel sorgt OBJ für absolute Highlights, seien es unfassbare Catches oder einfach nur seine irre Geschwindigkeit. Der Mann mit der extravaganten Frisur hat nun 24 Touchdown-Catches in nur 25 NFL-Spielen auf dem Konto. Das ist Platz zwei All-Time. In Sachen Catches (176) und Yards (2.625) war niemand besser.

Nach seinem Game-Winner - ein 84-Yard-TD im Schlussviertel - legte Beckham dann auch noch eine flotte Sohle aufs Parkett und zeigte den Ray-Lewis-Eichhörnchen-Tanz. Die beiden hatten sich bereits vor dem Spiel unterhalten. "Ich habe ihm lange zugesehen. Ich weiß, dass du das Spiel liebst und Spaß hast, und das hat sich auf dem Feld gezeigt", lobte OBJ sein Idol. Er ist also nicht nur Touchdown-Maschine, sondern auch ein guter Tänzer. Achtung, Cam - da kommt jemand und will deinen Thron!

Junge, wenn die Versicherungsfritzen dahinter kommen, dann gehen wir für mindestens acht Sonntage in den Knast - aber Totensonntage!

Für Brandon Browner, Cornerback der New Orleans Saints und extraordinärer Flaggenfreund. Der hatte gegen die Bucs am Sonntag die 22. Strafe gegen sich gezogen - und damit den NFL-Rekord für eine Saison eingestellt. Browner lebt ganz eindeutig extrem gefährlich, und hat sogar noch drei Spiele Zeit, um die Bestmarke in kaum erreichbare Höhen zu schrauben. Zufall? Absicht?

Für den 31-Jährigen ist die Sache klar. "Gegnerische Teams kommen damit durch, ich aber nicht", beschwerte er sich vor einigen Wochen. Manchmal sind die Referees einfach nicht konstant. Wenn ich mir anschaue, was andere so machen ..." Soso, Verschwörungstheorien und nicht konstant. Gleichzeitig gab er aber auch folgendes zu Protokoll: "Das ist nichts Neues für mich. Ich habe die Liga schon in den letzten Jahren [in dieser Kategorie] angeführt." Also vielleicht doch konstant - und vielleiiiiiicht liegt es dann auch an ihm. Nur so ein Gedanke."

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Der Schedule: Week 14 im Überblick