Die Verletzungen des Jahres: Leider vergeht keine NFL-Saison, ohne dass sich Leistungsträger und Superstars verletzen. Da wäre vor allem Tony Romo zu nennen: Es besteht kaum ein Zweifel, dass Dallas mit seiner starken Front Seven und einer noch immer sehr guten Offensive Line eine äußerst schwache NFC East für sich entscheidet, wenn Romo mehr als nur vier Spiele absolviert.
Und wer weiß schon was in der AFC North passiert, wenn sich Steelers-Running-Back Le'Veon Bell nicht mitten in der Saison schwer verletzt und Ben Roethlisberger jedes Spiel bestreiten kann? Auch Baltimore hätte diese Division spannender gestalten können - die Ausfälle von Terrell Suggs, Steve Smith, Joe Flacco und Justin Forsett, um nur einige zu nennen, verhinderten selbiges.
Die Texans verloren Arian Foster, die Chiefs Jamaal Charles (auch wenn bei beiden Teams die Offense nach den jeweiligen Verletzungen erstaunlich gut funktionierte), die Cardinals Tyrann Mathieu. Und vielleicht findet das AFC-Championship-Game in Foxborough statt, wenn die Patriots nicht wochenlang ohne Dion Lewis, Julian Edelman und die halbe Offensive Line auskommen müssen. Aber an dieser Stelle scheint die Erinnerung wichtig: Das Leben ist nun mal kein Konjunktiv.
Der Feigling des Jahres: Johnny Hekker. Punters are People, too - eine Weisheit, welche die meisten Football-Fans längst gehört haben dürften. Mitunter sind Punter allerdings auch ziemliche Feiglinge, und dabei trotzdem ganz schön schmutzig unterwegs. Das Musterbeispiel war in Week 16 im Duell der St. Louis (inzwischen Los Angeles) Rams und der Seattle Seahawks zu beobachten.
Rams-Punter Johnny Hekker, der sich in der Hinsicht inzwischen einen gewissen Ruf "erarbeitet" hat, gab zunächst Cliff Avril einen klaren Cheap Shot in Form eines Schubsers von hinten mit. Doch die Revanche ließ nicht lange auf sich warten.
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Wenig später sah Hekker nach einem Punt Avril und dessen Teamkollegen Michael Bennett auf sich zurennen und traf kurzerhand eine Business-Entscheidung. Hekker warf sich auf den Boden, die Hawks-Spieler zogen kopfschüttelnd ab. Bennetts finales Urteil: "Er ist ein kleines ängstliches Mädchen."
Die Selbstzerstörung des Jahres: Die San Francisco 49ers. Es waren die kuriosesten Red-Zone-Minuten der Saison: Pass Interference, Illegal Use of Hands, Pass Interference, Pass Interference - die Niners bettelten Arizona in Week 12 an, nach einem ursprünglichen First and Goal von der 3-Yard-Line doch bitte endlich in die Endzone zu kommen!
Doch die Cardinals hatten es nicht gerade eilig. So musste San Francisco mehrfach bei Third Down die nächste Flagge einsammeln, um nicht etwa ein Field Goal zu kassieren. Vier (!) First Downs innerhalb der 2-Yard-Line bekam Arizona, ehe David Johnson, als niemand mehr damit gerechnet hatte, zum ersten Touchdown des Spiels über die Goal Line stolperte.
Es war rückblickend eine Situation, die in ihrer Absurdität irgendwo San Franciscos komplette Saison - von der Rücktrittswelle im Sommer über bittere Abgänge in der Free Agency bis hin zu Blaine Gabbert - wiederspiegelte.
Kurz vor dem Karriereende steht...Nick Foles. Was für eine grausame Saison für Foles: Der 27-Jährige, vor der Saison noch im spektakulären Quarterback-Tausch aus Philadelphia gekommen, verzeichnete letztlich in elf Spielen für die Rams nur knapp über 2.000 Passing-Yards, sieben Touchdowns und zehn Interceptions - und das, obwohl sich gegnerische Defenses schnell auf Running Back Todd Gurley konzentrierten. Ugh. Aber keine Angst, Nick: Die Eagles und deren neuer Coach Doug Pederson sollen für ihre West Coast Offense schon ein Auge auf Foles geworfen haben...
Schwieriger wird der Jobmarkt womöglich für Brian Hoyer. Nach seinem Playoff-Debakel gegen die Chiefs (vier Interceptions, ein Fumble) saß Hoyer wie ein Häufchen Elend vor der Presse und seufzte: "Ich muss einfach besser spielen. Es war der falsche Zeitpunkt, um das schlechteste Spiel abzuliefern." Wahre Worte, eine Erkenntnis machte aber schnell die Runde: You can take a Quarterback out of Cleveland - but you can't take Cleveland out of a Quarterback.
Colin Kaepernick hat sich seinen Markt offenbar schon ausgesucht, der 49ers-QB will angeblich zu den Jets. Man kann es ihm nach einer Saison, in der ihm Blaine Gabbert (!) nicht nur den Stammplatz wegnahm, sondern auch noch besser spielte, kaum verdenken. Eine allzu gute Verhandlungsposition hat er aber nicht: Kaeps Pässe waren in dieser Saison eine noch größere Katastrophe als seine Pocket Awareness, oft schien er komplett verloren. Chip Kellys Offense? Womöglich die letzte große Chance für Kaepernick. Wenn er sich denn darauf einlässt.
Die Improvisation des Jahres: Peyton Manning. Was wäre passender, als die Saison mit dem großen alten Mann abzuschließen? Wer weiß schon, ob wir dieses Jahr rückblickend als den Ursprung des "Peyton-Manning-Slides" betrachten werden? Wirklich gut war Mannings Leistung im Divisional-Playoff-Spiel gegen die Steelers nicht, zumindest aber blieb er fehlerfrei - und bot eine ganz neue Spielzug-Kreation.
Wie man es von Manning häufig sieht, rutschte er zu Boden, mutmaßlich um einen Hit zu verhindern. Für Pittsburghs Verteidiger war der Spielzug damit mental beendet, doch der 39-Jährige hatte andere Pläne: Manning stand plötzlich wieder auf und warf seinen Pass auf Emmanuel Sanders!
Es war das bis dato längste Play der Partie und Manning gab anschließend zu: "Ich habe gespürt, dass ein Pass-Rusher kam, bin nach vorne getreten und dann irgendwie gestolpert. Ich hatte Emmanuel gesagt, dass er aufpassen soll und sich für den Fall, dass ich zu Boden gehe und wieder aufstehe, frei laufen soll." Auf seine alten Tage wurde der frisch gebackene zweifache Super-Bowl-Champion also tatsächlich noch zum Schlitzohr.