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Wer darf mitspielen?

Bei den Patriots versuchen Vollmer und Kuhn ihr Glück - Böhringer hofft auf einen Vikings-Kaderplatz
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Markus Kuhn, Defensive Tackle, New England Patriots

So lief die Vorsaison: 10 Spiele, 20 Tackles, 0,5 Sacks - Kuhns Zahlen lassen erahnen, warum sich die New York Giants nach der vergangenen Spielzeit von dem 30-Jährigen trennten. Dazu kamen Probleme in der Run-Defense, trotzdem gaben die Pats dem Routinier im April einen Einjahresvertrag über etwas mehr als eine Million Dollar.

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Im Special Team für die Giants kam Kuhn nur vereinzelt zum Einsatz, brachte es 2015 aber auf immerhin 68 Snaps.

Die Situation im Team: Die Patriots sind im Bereich des Defensive Tackle mit Alan Branch, Malcom Brown, Terrance Knighton und Vincent Valentine, dahinter kämpft auch Frank Kearse um seinen Platz, sehr gut aufgestellt.

Kuhn stand im zweiten Preseason-Spiel der Pats zwar in der Startformation, mit Anthony Johnson spielte sich aber ein weiterer Defensive Tackle in den Vordergrund.

Dennoch auffällig: Kuhn erhielt deutlich mehr Trainingseinheiten mit dem ersten Team, als zuvor vermutet wurde und der sonst so wortkarge Head Coach Bill Belichick verriet: "Markus ist ein junger Spieler, was seine Erfahrung angeht. Er wird noch besser, arbeitet hart, ist schlau und ein guter, harter Junge."

Der SPOX-Tipp: Belichicks öffentliche lobende Worte sind ungewöhnlich, Kuhns Einsatz und Mentalität wurden auch in New York nie in Frage gestellt. Doch selbst wenn die Pats auf eine tiefe DT-Rotation setzen und mehr Tackle mit in den finalen Kader nehmen, als anzunehmen ist, wird es für Kuhn extrem schwer. Aber: Die Trainingseinheiten und Einsätze mit den Startern geben Grund zur Hoffnung. Kader-Chance: 25 Prozent.

Kasim Edebali, Defensive End, New Orleans Saints

So lief die Vorsaison: Die zweite NFL-Saison war für Edebali ein weiterer Schritt nach vorne: Der 27-Jährige kam in allen 16 Spielen zum Einsatz und aus seiner Rotations-Rolle heraus sammelte er neben 21 Tackles vor allem fünf Sacks und sorgte für vereinzelte Lichtblicke in einer sehr schwachen Saints-Defense.

Die Situation im Team: Mit Cameron Jordan auf der einen Seite geht es bei den Saints, was die Starter betrifft, um die Besetzung des zweiten Defensive-End-Posten. Die Verletzung von Hau'oli Kikaha macht den Weg hier endgültig frei für Edebali.

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Die Saints führen den Deutschen in ihrer ersten Preseason-Depth-Chart - die immer mit Vorsicht zu genießen ist - bereits als Starter und auch Rotoworld vermeldete jüngst, dass Edebali die Führung im internen Duell um den Startplatz übernommen habe. Im Training Camp war es ein offenes Duell zwischen Edebali, Davis Tull und Obum Gwacham.

Doch Edebali beeindruckte unter anderem im ersten Preseason-Spiel, als er bei 24 Snaps gegen die Patriots zwei Sacks verzeichnete. Jordan lobte anschließend laut dem New Orleans Advocate: "Ich habe es euch doch gesagt: Kasim ist talentiert."

Der erste Sack gelang ihm bereits beim dritten Play, so dass er dem Advocate erklärte: "Ich glaube, dass das war wichtig. Du musst früh klar machen, was Sache ist und das Spiel auf die richtige Art und Weise starten. Wir haben Einsatz gezeigt und mit jeder Menge Energie gespielt."

Der SPOX-Tipp: Ob es für einen Platz im finalen Kader reicht, ist bei Edebali nicht das Thema. Vielmehr muss die Frage gestellt werden: Kann er sich als Starter festbeißen? Alle Chancen dafür hat er jedenfalls und durch die Verletzung von Rookie-Defensive-Tackle Sheldon Rankins brauchen die Saints umso mehr jeden Playmaker an der Defensive Line. Kader-Chance: 100 Prozent.

Moritz Böhringer, Wide Receiver, Minnesota Vikings

So lief die Vorsaison: Bei Böhringer ist die Lage selbstverständlich etwas anders: Der Receiver, der selbst erst seit wenigen Jahren überhaupt Football spielt, hat in der German Football League mit den Schwäbisch Hall Unicorns eine herausragende Saison hingelegt - mit Blick auf seine NFL-Zukunft verrät das allerdings nicht allzu viel.

Und dennoch hat Böhringer bereits Historisches geschafft: Er ist nicht nur der erste deutsche Receiver in der NFL, der 22-Jährige, der in der sechsten Runde von den Minnesota Vikings gedraftet wurde, ist auch der erste Spieler, der ohne jemals in den USA Football gespielt zu haben, überhaupt im Draft gewählt wurde.

Die Umstellung machte Böhringer durchaus zu schaffen. So gab er etwa zu, dass ihm das Playbook Probleme bereitet, das Niveau ist in den USA selbstredend um ein Vielfaches höher und die Gegner somit entschieden stärker als noch in Deutschland. Die physischen Voraussetzungen bringt Böhringer mit, doch was das Spielverständnis und technische Feinheiten angeht, muss er in kürzester Zeit viel nachholen.

Die Situation im Team: Im Laufe des Training Camps hat sich bei den Vikes eine relativ eindeutige Hackordnung herausgebildet. Stefon Diggs und Charles Johnson gehen aller Voraussicht nach als Starting-Receiver in die Saison, gefolgt vom diesjährigen Top-Draft-Pick Laquon Treadwell und Cordarrelle Patterson, der in das letzte Jahr seines Vertrages geht und sich für einen neuen Kontrakt empfehlen will. Dazu kommt der aktuell noch verletzte Jarius Wright

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Dahinter hat sich über die letzten Wochen Adam Thielen als sehr gute Option etabliert, Thielen erhielt in den letzten Tagen des Training Camps mehrere Snaps mit den Startern und auch im Preseason-Spiel gegen Seattle am vergangenen Donnerstag hinterließ er einen guten Eindruck.

Der SPOX-Tipp: Liest man die aktuellen Vorzeichen, so wird zunehmend deutlich: Es wird für Böhringer wohl nicht reichen. Die Vikings haben zu viele Receiver-Optionen vor ihm und im Special Team, mutmaßlich seine größte Chance auf einen Kaderplatz, konnte er bisher auch nicht überzeugen. Der Idealfall für Böhringer könnte Minnesotas Practice Squad sein, wo er ein Jahr lang am Playbook und den technischen Nuancen arbeiten kann, um dann 2017 einen neuen Versuch zu starten. Kader-Chance: 5 Prozent.

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