Leben in Gegensätzen: Ich gehe nochmal zurück nach Dallas, denn die aktuelle Prescott-Hype-Welle würde wohl deutlich geringer ausfallen, hätten die Cowboys nicht die beste Offensive Line in der NFL. Das wurde gegen Miami abermals überdeutlich: Die Pocket für die Quarterbacks ist ähnlich groß wie die Suite von Jerry Jones und im Running Game zerstören die Cowboys Gegner mitunter. Dallas wird Gegner im Run Game einmal mehr dominieren können - diese Offense sollte viel Spaß machen.
Ganz das Gegenteil dagegen die Dolphins: Miami will seinerseits endlich ein aggressives Running Game aufziehen, um so Ryan Tannehill unter die Arme zugreifen, die Dolphins haben wohl ihre beste O-Line seit Jahren zusammen. Zumindest in der Preseason sieht man davon aber wenig, daran änderten auch einige personelle Umstellungen im zweiten Spiel wenig. Die Konsequenz: Miamis Starter verzeichneten gegen Dallas 0,9 Yards pro Run. Niiiiiiicht gut.
Der Hangover zu Week 1 der Preseason: Come on, Man!
Kleiner Zusatz, um den Hangover nicht komplett zu einer Cowboys-Lobeshymne ausarten zu lassen: Der starke Auftritt von Alfred Morris hinter dieser Line gibt denjenigen neue Munition, die dem hohen Pick von Ezekiel Elliott kritisch gegenüberstehen. Es wirft die Frage auf, ob hinsichtlich der hohen Investitionen in die O-Line ein Elite-Running-Back wirklich nötig ist.
What are you doing ...? Dass die Seahawks in ihrer O-Line durchaus Probleme bekommen könnten, ist wahrlich kein Geheimnis mehr. Eine ohnehin schon unterdurchschnittlich besetzte Einheit hat in der Offseason noch zwei Starter verloren und voraussichtlich wird auf keiner O-Line-Position der gleiche Spieler starten, der hier auch im Vorjahr in der Startformation stand.
Die Hawks vertrauen auf die Magie von O-Line-Coach Tom Cable, und die vergangenen Jahre geben einem keinen Grund, daran zu zweifeln. Doch selbst Cable braucht Zeit und das wurde im Duell mit den Vikings am Donnerstag deutlich. Immer wieder kam der Pass-Rush durch - und immer wieder war Russell Wilson der Leidtragende!
Wilson steckte viel zu viele Hits für ein Preseason-Spiel ein, dennoch ließ ihn Pete Carroll die komplette erste Halbzeit spielen. Wilson konnte so vier Sacks zusammensammeln, doch man muss sich schon fragen: Warum genau musste Seattles Quarterback das über sich ergehen lassen? Ein Viertel hätte es doch wohl auch getan.
Ref-Moment der Woche: Es ist die Preseason - auch für die Refs. Und so gab es im dritten Viertel in Seattle eine kuriose Szene. Als die Vikings ein Timeout nahmen, erklärte Referee Ed Hochuli also selbstbewusst: "Timeout Baltimore". Sauber, Ed, diese lila Trikots sind aber auch verwirrend! Immerhin bemerkte er seinen Fehler selbst, warf ein schuldbewusstes "Minnesota" hinterher und schüttelte resignierend den Kopf. Vielleicht brauchtest du auch einfach einen Snack, Ed? Auch du bist nicht du selbst, wenn du hungrig bist...
Weitere Notizen:
- Bei den Denver Broncos ist Rookie-Hair-Week, die optisch ansprechende Phase, in der die erfahrenen Spieler den Rookies eine neue Frisur verpassen. Und man muss sagen: Einige Spieler in Denver haben womöglich eine zweite Karriere im Friseur-Business!
- Letzte Woche habe ich mehrfach erwähnt, wie aggressiv die Steelers-Defense gegen Detroit zu Werke gegangen ist: A-Gap-Blitzing, Hits im Backfield, solche Dinge. All das wirkt aber für jeden wie ein Kindergeburtstag, der Cards-Safety Deone Bucannon am Freitag beobachtet hat. Und ja, dem in Mitleidenschaft gezogenen Dontrelle Inman geht es gut.
- Hat noch jemand die zweite Hard-Knocks-Folge gesehen? Nachdem wir in der ersten Ausgabe erfahren haben, dass Rookie-QB Jared Goff nicht weiß, wo die Sonne auf- und untergeht (der Hangover berichtete), erhielten wir jetzt Einblicke in die wunderbare Welt von William Hayes. Der Defensive Tackle ist davon überzeugt, dass es Dinosaurier nie gab. Meerjungfrauen dagegen? Klaro! Er hat sich deswegen auch besonders auf den Umzug nach L.A. gefreut, immerhin ist er so schön nahe am Ozean! Kein Wunder, dass St. Louis keine Chance hatte.
- Roberto Aguayo - was machst du? In Week 1 einen Extra Point an den Goal Post gesemmelt, in Week 2 ein Missed Field Goal aus 32 Yards (und eines aus 49 Yards). Ja, er mag im College nie aus unter 40 Yards daneben gekickt haben. Aber der Druck auf den Zweitrunden-Pick wird nicht gerade kleiner.
- Niemandem will ich außerdem das herausragende Video mit Von Miller vorenthalten. Anschauen, lohnt sich garantiert!
Das Wort zum Schluss: Ja, Football ist endlich zurück und ja, darüber freue ich mich persönlich sehr und den meisten geneigten Lesern dürfte es ähnlich gehen. Aber Preseason-Overtime nach einer langen Nacht um 7 Uhr morgens? Puh, harte Kost. Insofern waren wir doch irgendwo alle froh, als sich der einmal mehr beeindruckende Hawks-Backup-QB Trevone Boykin erbarmte und einen Pick Six warf.
Den Vikings-Kommentatoren erging es offenbar ähnlich, die äußerten nämlich mehrfach live auf Sendung ihre Sorge darüber, den Flieger zu verpassen und hatten Mitleid mit den Fans in der Heimat, die bis in die Nacht wach bleiben mussten. Ist ja aber alles gut gegangen.