SPOX: Haben Sie eine Erklärung dafür, warum Sie sich in der NFL so schnell anpassen konnten? Normalerweise brauchen ja gerade Receiver Zeit dafür.
Beckham: Es ist eine große Lernkurve, das stimmt. Man hat immer eine Lernkurve, wenn man von einem bestimmten Level auf ein höheres Level kommt. Die Tatsache, dass ich aus der SEC kam, hat mir enorm dabei geholfen: Ich habe drei Jahre lang Woche für Woche gegen einige der besten College-Spieler gespielt. Das hat es mir erlaubt, ohne größere Nervosität in die NFL zu kommen. Ich wusste, dass es nicht wahnsinnig anders als im College sein würde. Klar, jeder mag etwas größer, etwas stärker und etwas schneller sein. Aber in der NFL sind unter dem Strich auch nur die besten Spieler ihres Colleges, auf welchem sie auch immer waren. Der einzige Unterschied bei den Profis ist die Mentalität, die Denkweise. Ich musste lernen, das zu nutzen und ich musste lernen, ohne dabei für mich selbst oder für mein Team eine Ablenkung zu werden, produktiv zu sein. Ich habe es durch diese ersten beiden Jahre geschafft und dafür bin ich sehr dankbar.
Die Vikings im Training Camp - Der SPOX-Ticker zu Moritz Böhringer
SPOX: Welche ist denn in Ihren Augen Ihre beste Qualität auf dem Platz?
Beckham: Meine beste Qualität auf dem Platz...das ist wahrscheinlich mein Wille. Ich glaube, dass ich es mehr will, als derjenige, der sich gegenüber von mir aufstellt. In meinen Augen will ich es mehr, als irgendwer sonst. Ich will Dinge erreichen, die vorher noch niemand erreicht hat. Ich will auf meiner Position einer der Größten aller Zeiten werden. Wege zu finden, diese Ziele jeden einzelnen Tag zu verfolgen, ist schwer. Aber am Ende erlaubt es dir, immer weiter zu pushen.
SPOX: Das ist tatsächlich ein guter Übergang. Der sensationelle Catch in Ihrer ersten Saison gegen die Dallas Cowboys: Wann haben Sie gemerkt, dass dieser Catch komplett durch die Decke gegangen ist?
Beckham: Ich würde sagen etwa zwei oder drei Tage danach. Klar, direkt nach dem Spiel explodiert dein Handy fast. Am Tag darauf war es noch immer so. Und am Tag danach ebenfalls. Ich dachte, dass es irgendwann schon weniger werden muss, doch das war nicht der Fall. Mein Leben hat sich dadurch verändert - ob zum Besseren oder zum Schlechteren. Ich denke, zum Besseren. Aber es hat sich dadurch verändert.
SPOX: Auch die Aufmerksamkeit wuchs enorm, zumal Sie im größten Medien-Markt der USA spielen. Haben Sie dadurch Ihren Umgang mit den Medien und den sozialen Medien verändert?
Beckham: Nicht wirklich, nein. In den sozialen Medien haben die Leute einfach ihre Meinung, egal was du sagst, machst oder sogar denkst: Sie werden ihre Meinung haben, und sie haben ein Recht darauf. Ich komme aus Louisiana und du kannst ins L'Auberge gehen, das ist das Casino unten in Baton Rouge, etwas Geld gewinnen und die Leute werden irgendwas denken. Auch wenn du selbst weißt, dass du einfach etwas Geld gewonnen oder was auch immer gemacht hast. Es gibt in dieser Welt viele Vermutungen. Man muss den Kreis um sich herum etwas kleiner halten und es den Leuten, die darin sind, erlauben, dir helfen zu können.
SPOX: Zurück auf den Platz: Haben Sie schon während Ihrem ersten Jahr in der NFL eine steigende Aufmerksamkeit gegnerischer Defenses bemerkt? Heute ist es ja meistens ein Cornerback mit Safety-Hilfe dahinter...
Beckham: ...so ist es. In meinem Rookie-Jahr hatte ich meistens eher einen Gegenspieler, der versucht hat, mich im Griff und unter dem Radar zu behalten.
SPOX: Viele Rookies sprechen nach ihrer ersten Saison vom physischen und mentalen Stress, verglichen mit einer Saison im College. Ging es Ihnen genauso?
Beckham: Ja. Vom College in die NFL zu kommen ist hart, vor allem wenn deine Medizin, deine Klassen oder was auch immer nicht richtig ausgerichtet sind, damit du fokussiert bleibst und deine Ziele erreichst. Das College ist nicht einfach und ich glaube nicht, dass es der bestmögliche Ort ist, wenn du gute Noten willst - es gibt einfach viele Verlockungen und es gibt viele Gelegenheiten, um in Schwierigkeiten zu kommen, wenn ich ehrlich bin.
10 Fragen zur Preseason: Raus aus dem Schatten?
SPOX: Ich habe schon mehrfach gesehen, dass Sie eine Art Pre-Game-Ritual entwickelt haben. Stimmt es, dass Sie sich gerne ungenaue Pässe zuwerfen lassen...
Beckham: ...nur für den Fall, ja. Ed Skiba (Stellvertretender Equipment-Manager der Giants, d.Red.) wirft mir diese Bälle jetzt schon seit einer Weile so zu. Primär geht es allerdings darum, die Quarterbacks aufzuwärmen, damit sie ihr Gefühl bekommen, den Ball in der Hand halten und ihn werfen, was auch immer sie brauchen.
SPOX: Die Josh-Norman-Situatiom (Beckham und Norman gerieten im Duell in der Vorsaison mehrfach auf dem Platz aneinander, d. Red.): Was haben Sie gedacht, als er nach Washington und damit in die NFC East wechselte, wodurch Sie jetzt zwei Mal pro Jahr gegen ihn spielen werden?
Beckham: Ehrlich gesagt: Als er zu den Redskins kam, habe ich einfach eine Gelegenheit gesehen. Eine Gelegenheit, gegen einen Spieler anzutreten, der ein sehr guter Cornerback ist, egal was irgendwer sagt. Aber es wird niemals Gnade geben. Ich werde nie auch nur ein einziges Play aus der vergangenen Saison bereuen. Ich werde keinen einzigen Call, keinen Blick, nichts bereuen. Ich will nicht unbedingt sagen, dass es Krieg ist - aber es ist Krieg.
SPOX: Es ist Krieg auf dem Feld?
Beckham: Es ist Krieg auf dem Feld. Aber wenn du mit mir spielen willst...Man sagt ja: Wenn du mit dem Bullen spielst, bekommst du den Bullen. Wenn du mit den Hörnern spielst, bekommst du die Hörner. Also spiel nicht mit den Hörnern, denn ich weiß garantiert: Die Hörner sind bereit, zu spielen.
SPOX: Gab es irgendeinen Kontakt zu Norman? Hat er sich vielleicht bei Ihnen gemeldet?
Beckham: Nein. Während dem Spiel gab es vielleicht Kontakt. (lacht) Aber davon abgesehen gab es keinen Kontakt, nein.
SPOX: Bleiben wir doch bei dem Cornerback-Thema: Wer ist in Ihren Augen aktuell der beste Cornerback in der NFL?
Beckham: In Arizona gibt es diesen Typen, der heißt Patrick...Patrick Peterson oder so?
SPOX: Ich hab von ihm gehört!
Beckham: Er hat für LSU gespielt! (lacht) Im Ernst, er ist einer der Besten in der NFL. Er kann dich überall covern. Wenn du mit deinem Hund zur Seitenlinie läufst, dann folgt er dir und hält wahrscheinlich noch die Leine. Er folgt dir überall hin, bei jedem Play. Er erlaubt es dir, im Idealfall, nicht, auf irgendeine Art und Weise Schaden anzurichten.