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Brady? "Normale Regeln gelten nicht"

Sebastian Vollmer spielt seit 2009 für die Patriots
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SPOX: Ebenfalls ein sehr aktuelles Thema ist der Trade von Jamie Collins zu den Browns: Wie reagiert das Team intern auf derartige Trades, wo es in der Berichterstattung gerne "typisch Patriots" und "Belichick weiß, was er macht" heißt?

Vollmer: Wir haben es als Team von dem Trade erst erfahren, als die Medien darüber berichtet haben - also es ist nicht so, dass da vorher jemand nach unserer Meinung fragt, wir erfahren es wie alle anderen Leute auch. Dann ist man schon ein wenig geschockt, keine Frage. Man rechnet irgendwie nicht damit. Gerade wenn es um einen Spieler vom Kaliber wie Jamie, einer der besten Defense-Spieler, die wir hatten, geht. Man ist also wie gesagt ein wenig geschockt, aber dann kehrt auch relativ schnell der Alltag wieder ein - vor allem eben, weil man als Spieler damit relativ wenig zu tun und wenig Einfluss darauf hat. Abgesehen davon, dass man seine beste Leistung abruft, um am Ende nicht einer der Spieler zu sein, die abgegeben werden.

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SPOX: Also wird in der Kabine noch ein paar Tage darüber gesprochen, aber dann ist es auch abgehakt und man schaut nach vorne?

Vollmer: Ja, im Prinzip ist es genau so. Trotzdem ist es schade und schwierig, einerseits war er ein Mitspieler und Kollege, der einem auf dem Platz hilft, andererseits aber auch ein Freund, mit dem man jahrelang zusammengearbeitet hat und der auf einmal weg ist - ohne, dass man die Chance hatte, sich irgendwie größer zu verabschieden. Das gilt auch für den Spieler selbst, der einen Anruf erhält und dann gesagt bekommt, dass er in zwei Stunden am Flughafen sein wird, um nach Cleveland zu fliegen. Aber das ist einfach alles so schnell passiert.

SPOX: Jetzt könnten Sie es irgendwann mit ihm als Gegner zu tun bekommen. Gibt es einen bestimmten Gegenspieler, an den Sie sich ganz speziell erinnern? Gegen wen war es am schwierigsten, zu blocken?

Vollmer: Ich glaube, da gibt es viele, die sehr schwer zu blocken sind. Von Miller, Cameron Wake, Freeney, Mathis - all die Leute, die in der AFC jahrelang wirklich gut waren. Und natürlich mit Miller der große neue Star.

SPOX: Dafür gab es auch in der Patriots-O-Line eine neue "Waffe": O-Line-Coach Dante Scarnecchia wurde im Frühjahr zurückgeholt. Was macht ihn aus? Bill Belichick lobt ja nicht häufig öffentlich, aber bei ihm hat man das Gefühl, dass Belichick nicht nur höchsten Respekt hat, sondern irgendwo fast auch ein Fan ist.

Vollmer: Ja, das trifft es eigentlich ganz gut. Ich glaube, dass alle hier großen Respekt vor dem Mann haben, aber gleichzeitig auch ein bisschen Fan sind. Er hat einen riesigen Erfahrungsschatz, macht das seit 30, 40 Jahren und es ist ihm gelungen, egal mit wem er gearbeitet hat, eine O-Line aufzubieten, die in der Lage war, eine gute Leistung abzuliefern. Für mich persönlich steht seine Detailverliebtheit besonders heraus, er lässt nichts durchgehen. Wenn ein Schritt nicht stimmt, die Hände falsch angelegt sind, oder man irgendeine Kleinigkeit falsch macht, dann wird das eben auch verbessert. Und über die Jahre hinweg weiß man, wie er es sehen möchte und das ist glaube ich ein sehr wichtiger Grund. Man hat fast keine Chance, als besser zu werden.

SPOX: Ein ganz anderes Thema: Football in Deutschland! Ich bekomme im Moment mit, dass die GFL im Aufwind ist, der German Bowl erfreut sich zunehmend großer Beliebtheit und auch die NFL wird hier immer populärer. Bekommen Sie das in den USA auch mit?

Vollmer: Auf jeden Fall, ja. Ich bin jetzt hier seit etwa zwölf Jahren, und als ich Deutschland verlassen habe, war es noch relativ gering. Sowohl von den Medien her, als auch was Zuschauerzahlen und dergleichen angeht. Daher bin ich froh, dass man jetzt eine Entwicklung sieht und dass sich die Öffentlichkeit dafür stärker interessiert. Ich will jetzt zusammen mit der NFL auch dabei helfen, Football in Deutschland etwas mehr zu verbreiten und eventuell bekommen wir dann bald auch mehr deutsche Spieler in die NFL. Statistisch gesehen ist Deutschland schon jetzt glaube ich der am schnellsten wachsende Markt für die NFL. Das bekommt man hier auf jeden Fall mit und das Interesse der NFL ist definitiv geweckt, um dort auch Spiele auszutragen und den Fans ein bisschen das zu geben, was sie wollen, gleichzeitig aber auch neue Fans zu gewinnen und das Spiel einfach voranzubringen und zu erklären.

SPOX: Haben Sie in der täglichen Arbeit eigentlich Kontakt mit den anderen deutschen Spielern in der NFL?

Vollmer: Schon, doch. Markus Kuhn war ja hier, da ist definitiv eine Freundschaft gewachsen. Mit Björn (Werner, d. Red) telefoniere ich ab und zu, wir kennen uns natürlich. Mo (Böhringer, d. Red.) habe ich noch nicht getroffen, aber im Moment sind ja glaube ich nur drei deutsche Spieler bei einem Team. Die Anzahl der deutschen Spieler in der Liga ist also noch sehr gering. Aber ich hoffe, dass weitere deutsche Spieler her kommen und hier in der NFL spielen können.

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SPOX: Vielleicht ein paar Worte noch zu Ihrer Zukunft: Es ist ja kein Geheimnis, dass Ihr Vertrag ausläuft - denken Sie darüber nach, beschäftigen Sie sich damit? Vielleicht umso mehr, weil Sie gerade nicht spielen können?

Vollmer: Die typische Antwort ist natürlich immer: Nein. (lacht) Aber selbstverständlich hat man das irgendwo immer im Hinterkopf. Im Moment kann ich an meiner Situation nichts ändern. Alles was ich machen kann, ist, gesund zu werden und weiter hart in der Reha zu schuften, um dann bald wieder auf dem Platz zu stehen. Letztlich hängt es aber ja auch nicht nur an mir - wir werden sehen, was passiert.

SPOX: Und die NFL ist nun mal letztlich extrem schnelllebig, wie wir gerade beim Collins-Trade wieder gesehen haben. Man weiß nie genau, was in vier Monaten sein wird ...

Vollmer: ... ganz genau.

SPOX: Zum Abschluss: Wo sehen Sie die stärksten Gegner für die Patriots in der AFC im Kampf um das Super-Bowl-Ticket?

Vollmer: Unsere persönliche Ausgangssituation mit 7-1 ist natürlich ganz gut, aber davon können wir uns auch nichts kaufen - mit sieben Siegen kommt man nicht in die Playoffs. Aber wir hoffen natürlich, dass wir unser Leistungsniveau halten und uns dann noch verbessern können. Was die Konkurrenz angeht: Das ist immer sehr schwer zu sagen. Nehmen wir mal die Giants als Beispiel, gegen die wir im Super Bowl 2011 verloren haben. Deren Regular Season war damals gar nicht so gut, aber dann kamen sie in die Playoffs, haben jedes Spiel gewonnen und sich den Titel geholt. Deshalb denke ich, dass es immer schwer ist, das vorherzusagen. Konkret ist Denver immer ein Kandidat, aber es geht darum, in der bestmöglichen Position in die Playoffs zu kommen - und da dann alles zu gewinnen. Wichtig ist es erst einmal, rein zu kommen. Jeder, der in die Playoffs kommt, ist irgendwo auch zu Recht da. Und dann spielt auch die Tagesform eine wichtige Rolle.

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