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Preseason Week 1: Rookie Quarterback Analyse
In jeder Preseason sind sie mit die Hauptattraktion: Rookie-Quarterbacks! In jedem Jahr hoffen mehrere Teams, dass sie im gerade vor einigen Monaten durchgeführten Draft ihren Franchise-Quarterback für die nächsten 15 Jahre gefunden haben.
Selbstverständlich ist das am Ende nur selten der Fall, umso spannender aber ist es, die neuen Spieler auf der wichtigsten Position auf dem Feld im neuen Team unter die Lupe zu nehmen.
Der Schnelldurchlauf nach Week 1:
Baker Mayfield, Browns (vs. Giants)
Stats: 11/20, 212 YDS, 2 TD
- Mayfield hatte einiges an Pressure gegen sich, zeigte aber das schon auf College-Tape immer wieder sichtbare glänzende Pocket-Movement. Mit subtilen Bewegungen verschafft er sich Platz und Zeit und ist dann schnell wieder in der Position für den Pass.
- Er warf mehrere Pässe sehr präzise in enge Fenster und weg vom Verteidiger, dabei sah man in mehreren Szenen - abgesehen von einem vielleicht durch Nervosität bedingten ersten Pass - seine Passgenauigkeit, welche in dieser Draft-Klasse die beste sein dürfte.
- Einige Male aber warf er auch in den Rücken seines Receivers oder überwarf ihn.
- Der erste Touchdown zu Njoku war großartig. Die Browns spielen ein Mesh/Wheel-Konzept, und Mayfield spielt es perfekt: Er liest erst die Wheel-Route, dann das Mesh-Konzept.
- Die Giants halten mit Man Coverage dagegen (die "Coverage-Pärchen" sind im Bild farblich gekennzeichnet) und verteidigen das Play gut. Mayfield behält die Ruhe und findet schließlich Njoku im richtigen Moment mit dem perfekten Pass.
- Generell ging Mayfield konstant geduldig durch seine Reads. Es war das auffälligste Rookie-Debüt dieser Woche.
Josh Allen, Bills (vs. Panthers)
Stats: 9/19, 116 YDS, TD; 3 ATT, 29 YDS
- Ganz ähnlich wie bei Mayfield - das Thema zog sich durch eigentlich alle Rookie-Quarterback-Auftritte - war der erste Preseason-Eindruck eine Bestätigung des College-Tapes. In guter wie in schlechter Hinsicht.
- Bei Allen bedeutet das enorme Hochs und Tiefs: Sein Touchdown-Pass zu McCloud war ein Strahl von einem Pass, den so auch in der NFL nur wenige Quarterbacks anbringen können. Hier sah man die eine Eigenschaft, die Allen bei vielen Experten im Ranking eine hohe Platzierung beschert hatte.
- Diese Armstärke hatte er schon früh im Spiel mit völlig mühelosen Downfield-Raketen unter Beweis gestellt, auch feuerte er einige Bälle zwischen Zone Coverage über die Mitte und zeigte seine Fähigkeiten als Scrambler. Aber ebenfalls sichtbar: Die Accuracy wird ein Thema bleiben, das Allen begleitet. Einige Pässe flogen auch schlicht in die Coverage.
- Auf der anderen Seite des Spektrums: Ein zerstörtes Play bei Fourth Down, das Allen mit einer Beinahe-Interception um ein Haar in ein Desaster verwandelt hätte. Einige völlig verfehlte kurze Pässe, teilweise wirkte sein Spiel so etwas wild.
- Die Überraschung im Quarterback-Room der Bills ist eher, dass Nathan Peterman tatsächlich aktuell vor A.J. McCarron rangiert. Das hatte sich im Training abgezeichnet und mit Petermans insgesamt gutem Auftritt gegen die Panthers - ebenfalls mit den Startern - könnte diese Reihenfolge noch stärker zementiert sein. Es bleibt abzuwarten, wie lange die Bills-Coaches Allen in der Regular Season dann tatsächlich an der Seitenlinie halten.
Sam Darnold, Jets (vs. Falcons)
Stats: 13/18, 96 YDS, TD
- Verteilte den Ball gut und zeigte vor allem eine für einen Rookie ungewöhnlich große Ruhe in der Pocket. Das erlaubte es ihm auch, durch seine Reads zu lesen. Darnold agierte in keinster Weise überhastet, ganz im Gegenteil.
- Das spielte auch eine Rolle beim Touchdown-Drive. Darnold behielt die Augen Downfield und er nahm wenn nötig auch den kurzen Checkdown-Pass mit, statt - wie so häufig im College - unnötige Risiken einzugehen.
- Das führte in der Summe zu einem guten Debüt mit einigen Momenten, in denen man sein volles Potential sehen konnte. Darnold musste dabei allerdings quasi keine schwierigen Würfe nehmen, im Downfield-Game lief bei den Jets ohnehin kaum etwas zusammen.
- Auf der anderen Seite arbeitete er sich aber verlässlich das Feld runter und war vor allem ruhig und fehlerfrei sowie sehr stark in der Pocket, auch gegen Pressure. Zum jetzigen Zeitpunkt in seiner Entwicklung nehmen die Jets das allemal sehr gerne so mit.
Lamar Jackson, Ravens (vs. Rams)
Stats: 7/18, 119 YDS; 5 ATT, 21 YDS, TD
- Ganz ähnlich wie schon im Hall of Fame Game: Lamar Jackson könnte schon jetzt der gefährlichste Scrambling-Runner in der NFL sein - gleichzeitig muss er als Passer viel konstanter und akkurater werden.
- Als Scrambler kam Jackson zu seinem einzigen Touchdown des Abends, und das zeigt die Gefahr und den Stress für eine Defense, die der Rookie in dieser Rolle mitbringt: Bei Third Down waren die Rams in Man Coverage und hatten alle Optionen komplett zugestellt. Jackson las zuerst das Feld und wich dem Pass-Rush aus, ehe er in die Endzone sprintete. Eine ähnliche Szene gab es später noch einmal - extrem unangenehm für eine Defense. Allerdings darf Jackson nicht so viele Hits einstecken, wie es aktuell der Fall ist.
- Wozu er als Passer in der Lage sein kann, sah man früh, bei einer langen Completion zu Moore. Da passte die Beinarbeit in der Pocket und der Ball landete am perfekten Spot, weg vom Verteidiger.
- Das ist allerdings noch immer entschieden zu inkonstant, wenngleich sich seine Beinarbeit insgesamt über den Sommer merklich verbessert hat. Jackson ist schneller wieder in Position für den Pass, nach wie vor aber sieht man auch die Accuracy-Probleme, mitunter deutlich. Die bisherigen Fortschritte sollten Ravens-Fans aber optimistisch stimmen.
Josh Rosen, Cardinals (vs. Chargers)
Stats: 6/13, 41 YDS
- Das unscheinbarste Debüt der fünf Erstrunden-Quarterbacks, Rosen hatte eine vergleichsweise kürzere Einsatzzeit und erwischte nicht seinen besten Tag.
- Wirklich schlecht aber war nur ein Pass, ein mutmaßlicher Pre-Determined-Read, der nur mit viel Glück nicht in einer Interception (und dann wohl in einem Pick Six) endete. Dazu kam ein Clock-Management-Fehler, der in einer Delay-of-Game-Strafe resultierte.
- Davon abgesehen sah man einige seiner Qualitäten: Die schon sehr gute Beinarbeit und Balance in der Pocket, er las die Defense immer wieder, bediente verschiedene Bereiche des Feldes akkurat und verhielt sowie bewegte sich immer wieder gut gegen Pressure.
- Das Problem dabei: Pressure war ein viel zu großes Thema. Rosen kam hinter der (sehr schlechten) zweiten Offensive Line teilweise noch gegen die Chargers-Starter zum Einsatz, sodass selbst Screens und Snaps zu einem Abenteuer wurden und fast jeder Pass unter Druck gespielt werden musste. Das war zwar eine gute Übung - und für Rosen ein kleiner Throwback Richtung College - gleichzeitig waren es aber auch keine leichten Bedingungen.
- Head Coach Steve Wilks erklärte bereits unmittelbar nach dem Spiel, dass Rosen im weiteren Verlauf der Preseason auch mit der Starting-Line zum Einsatz kommen soll. Für Rosens weitere Evaluierung sollte das mehr Aufschluss geben.