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NFL Preseason Third and Long: Quarterback-Analyse und Tape-Watch zu Week 1

SPOX blickt auf einige der interessanteren Plays der Preseason.
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Panthers-Offense, Überraschungen, Lions, Trades - eure Fragen

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Luke: Nach der Verletzung von Guice: Denkst du, die Redskins holen jetzt noch einen der verbliebenen Free Agents oder traden sogar (eventuell für Ameer Abdullah)? Oder geht man jetzt einfach mit Kelly/Perine/Thompson in die Saison?

Jay Gruden hat hier natürlich direkt mal auf die Bremse getreten und meine Vermutung ist auch, dass man es über die nächsten Wochen und in der Preseason erst einmal mit Kelly und Perine versuchen wird. Abdullah wäre definitiv interessant, hinter der Line und mit Thompson als Receiving-Back.

Adrian Peterson würde mich eher wundern, die Chiefs waren letztes Jahr mit Alex Smith eines der Shotgun-lastigsten Teams der Liga (72 Prozent) und auch die Redskins waren häufiger in Shotgun als Under Center - und wir wissen, dass eine Shotgun-Offense nicht gerade Petersons Stärken betont.

Washington war gleichzeitig aber letztes Jahr eines der Run-lastigsten Teams bei First Down, will Gruden das beibehalten, brauchen sie einen guten First-Down-Back.

Eric Deseyve: Welche fünf Spieler haben dich in der Preseason bisher am positivsten überrascht?

Kerryon Johnson, RB, Lions: Ich war vor dem Draft kritisch bei ihm, der erste Preseason-Eindruck war aber gut. Ein eleganter Runner mit langen Schritten, der auch als Receiver eingesetzt werden kann. Aus dem Training Camp hört man zudem, dass er auch etwa bei Blitz-Pickups klare Fortschritte macht. Riddick wird seine Receptions und Blount seine Goal-Line-Carries bekommen, aber ich bin zunehmend sicher, dass Johnson einem 3-Down-Back in Detroit noch am nächsten kommen wird.

Teddy Bridgewater, QB, Jets: So richtig wusste man ja nicht, was man erwarten soll - trotz positiver Berichte aus dem Training Camp. Der Auftritt war dann überzeugender als erhofft: Gute Bewegungen in der Pocket, das von Bridgewater gewohnt gute Timing in Kombination mit seiner Antizipation und eine schon wieder beachtliche Sicherheit, bedenkt man die schwere Verletzung und die lange Pause. Bridgewater ist bereit für mehr.

P.J. Hall, DT, Raiders: Die Raiders brauchen dringend mehr Interior-Pass-Rush und haben das im Draft auch adressiert - allerdings teilweise auch mit ziemlichen Wildcards. Gruden dürfte hier am Freitagabend aufgeatmet haben, als Maurice Hurst mehrfach im Backfield zu sehen war und P.J. Hall einen Pass blockte und seinen ersten NFL-Sack verzeichnete.

D.J. Moore, WR, Panthers: Der Move nach dem Catch war eines der Highlights aus Week 1 und auch wenn Moore etwas Zeit brauchte: Er ist genau der Receiver-Typ, der Carolina seit Jahren fehlte und der auch Newton das Leben leichter machen kann. Der erste Eindruck war super. Rookie-Receiver hatten in den vergangenen Jahren häufiger mal eine eher schwierige erste NFL-Saison, Moore könnte hier mal wieder den Trend etwas umkehren.

Rasheem Green, DE, Seahawks: Noch ein Rookie, den ich noch nicht so weit erwartet hatte. In Abwesenheit des verletzten Dion Jordan und natürlich nach den Abgängen von Bennett und Avril rückt Green - einer der jüngsten Spieler im diesjährigen Draft - näher Richtung Starting-Formation. Und gegen die Colts bestätigte er die positiven Sommer-Berichte: Sieben Tackles und 1,5 Sacks, darunter einer gegen Andrew Luck, standen am Ende auf seinem Arbeitsnachweis, Green war regelmäßig im Backfield zu finden.

Lukas W: Welche Quarterbacks werden in der Offseason noch das Team wechseln - und wohin?

Teddy Bridgewaters Auftritt war, wie oben angesprochen, eine positive Überraschung und für mich noch mehr die Bestätigung, dass er ein wertvolles Trade-Asset für die Jets sein wird. Das gilt umso mehr, da Sam Darnold einen guten ersten Eindruck hinterließ und es bei ihm immer mehr danach aussieht, dass er in Week 1 tatsächlich starten könnte. Sollte das nicht passieren, dann hat man Josh McCown als idealen Bridge-Guy.

Bridgewater hat vor der Free Agency bereits gesagt, dass er zu einem Team will, bei dem er eine echte Starter-Chance hat und aktuell gibt es gar nicht so viele Teams, die diese Gelegenheit bieten; die Quarterback-Situation in der NFL ist aktuell bemerkenswert, nahezu jedes Team hat einen klaren Franchise-Quarterback oder einen früh gepickten jungen QB beziehungsweise Rookie.

Buffalo wäre ein logischer Kandidat, nachdem die Bills aber McCarron gerade bezahlt haben und Peterman aktuell besser zu sein scheint, sehe ich das nicht passieren. Vielleicht sehen wir hier eine Überraschung und ein Team wie die Giants oder die Patriots holt ihn, um ihn perspektivisch zum Nachfolger aufzubauen.

Lord: Wie fandest du die O-Line der Panthers im ersten Preseason-Spiel?

Die O-Line war nicht gut, gerade bei "einfachen" Run Plays (also ohne eingebaute Ablenkung oder dergleichen) und bei Matt Kalil sah man Probleme. Allerdings ist das nach so wenigen Snaps für die Starter auch nur schwer zu bewerten. Stattdessen auffällig fand ich in dem Zusammenhang einige andere Dinge bei den Panthers:

  • Play Action, Screens - wir haben direkt gesehen, inwiefern Norv Turner bereit ist, seiner Line zu helfen. Panthers-Fans müssen also nicht einen 7-Step-Dropback nach dem anderen befürchten.
  • Christian McCaffrey scheint tatsächlich die Nase vorne zu haben, wurde als Inside- und Goal-Line-Runner eingesetzt.
  • Vor allem aber hat Norv Turner zu seiner Offense Run Pass Options hinzugefügt. Es gab davon mehrere, oft in Kombination mit Pre-Snap-Motion durch den Tight End, um einen ersten Hinweis auf die Coverage zu erhalten.
  • Eine große Frage war ja, wie Turner Newtons Fähigkeiten als Runner einsetzen würde - nimmt man ihm die, wird die Offense deutlich schlechter, das hat man letztes Jahr einige Male gesehen. Neben den RPOs schien auch zumindest ein Zone Read dabei zu sein, Turner ist also ganz offensichtlich gewillt, seine Air Coryell Offense mit Option-Elementen zu vermischen. Ein gutes Signal für Panthers-Fans und ein eigentlich unverzichtbarer Weg angesichts der Line.

Muetze7: Wie aussagekräftig sind die Spiele in der Preseason (vor allem Week 1) wirklich? Sowohl was die Form der Teams, als auch Leistung einzelner Spieler angeht? Wenn beispielsweise ein Receiver (z.B. St. Brown) gut performt, liegt das dann nicht vielleicht eher an der "C"-Defense, also dem Gegenspieler?

Gute Frage, weil es wichtig ist, das noch einmal zu betonen: In der Preseason sind die äußeren Umstände ein völlig unkalkulierbarer Faktor, schnell steht man mit Spielern auf dem Feld, die in der Regular Season nicht in der Nähe eines NFL-Kaders sein werden. Gleiches gilt natürlich auch für den Gegner, manchmal kommt es dann noch zum Starter-gegen-Backups-Desaster, kurzum: die Preseason ist mit Vorsicht zu genießen.

Das gilt auch für Stats, ganz besonders der Box Score kann einem in der Preseason ein ganz falsches Bild vermitteln. Der Tipp ist daher: sich selbst ein Bild verschaffen, und den Spieler so gut es geht im Vakuum betrachten. Hat der Receiver gute Cuts und eine gute Chemie mit dem Quarterback? Läuft er seine Routes schnell und präzise? Wie fängt er den Ball? Und für den Quarterback: Wie geht er mit Pressure um? Geht er durch seine Reads? Kommen seine Pässe akkurat?

Diese Dinge kann man zumindest einigermaßen auch trotz der komplizierten Umstände beurteilen, sie geben einem ein Gefühl für bestimmte Spieler. Und dabei nie vergessen: DeShone Kizer und die Cleveland Browns haben letztes Jahr alle vier Preseason-Spiele gewonnen.

Marc Brauch: Das Run Game der Lions sah ausnahmsweise mal gut aus. Siehst du Chancen, dass der Pass-Rush irgendwie besser wird? Ein Ziggy Ansah ist wohl zu wenig...

Dass Ansah nicht dabei war, hat man sofort gemerkt - aber ja, selbst wenn man das Handicap einrechnet, war das vom Pass-Rush der Lions schon eine extrem dürftige Vorstellung. Hier ist meine Prognose: Detroit wird auch in der kommenden Saison keinen konstant gefährlichen Pass-Rush haben - im Gegensatz zu vergangenen Jahren wird das aber nicht ganz so schwer ins Gewicht fallen.

Wer sich mit der Patriots-Defense der vergangenen Jahre, die Matt Patricia natürlich zumindest in ihrer grundsätzlichen Struktur nach Detroit mitbringt, beschäftigt, der weiß: New England arbeitet meist ohne dominanten Pass-Rusher und setzt stattdessen auf eine Bend-but-don't-Break-Defense. Das bedeutet an der Line of Scrimmage: Die Gaps kontrollieren, statt die Line of Scrimmage zu dominieren.

Also mehr diszipliniertes Verteidigen der Gaps und die Offense konstant in (möglichst lange) Third Downs zwingen, und das dann in Kombination mit der individuell stark besetzten Secondary, um Richtung eigener Red Zone auf engerem Raum möglichst die Stops kreieren zu können. Ob das aufgeht, wird sich zeigen, zumindest sehe ich so aber die Basis für die Defense.

Herr Bert: Viele Teams versuchen ihre D-Line und ihre Secondary stark zu machen. Wie wichtig ist heutzutage noch ein starkes Linebacker-Corps? Gerade auch in Hinsicht auf Play Action und Run Pass Options?

Bei den Linebackern hat über die letzten fünf bis zehn Jahre eine drastische Veränderung stattgefunden. Der klassische Hard-Hitting-Inside-Linebacker wurde zunächst zum 2-Down-Spieler degradiert und inzwischen verschwindet er zunehmend von der Bildfläche - bei den meisten Teams jedenfalls.

Das Linebacker-Corps ist aber immer noch extrem wichtig, und das vor allem mit zwei Dingen im Sinn: Teams passen immer häufiger schnell und kurz. Bei diesen Pässen sind Linebacker umso häufiger in Coverage gefragt. Außerdem haben Teams immer häufiger Mismatch-Waffen vor allem im Backfield, um Defenses im Passspiel zu attackieren. Hier sind Linebacker ob in Zone oder in Man Coverage beliebte Ziele für eine Offense - kann ein Linebacker hier in Coverage standhalten, gibt das einer Defense einen großen Vorteil.

Deshalb ist ein ganz anderer Linebacker-Typ heute in der NFL gefragt, und der ist auch extrem wichtig. Dion Jones von den Falcons ist ein Paradebeispiel dafür: ein explosiver Sideline-to-Sideline-Verteidiger, der problemlos in Coverage arbeiten kann.