Miami Dolphins
Neuer Head Coach: Brian Flores
Bisherige Coach-Erfahrung: Scouting Assistent Patriots (2004-05), Pro Scout Patriots (2006-07), Special Teams Assistent Patriots (2008-09), Assistent Offense und Special Teams Patriots (2010), Defensive Assistent Patriots (2011), Safeties-Coach Patriots (2012-15), LB-Coach Patriots (2016-18).
Was bringt Flores mit? Wann auch immer ein Assistent von Bill Belichick anderswo als Head Coach vorgestellt wird, ist die Skepsis zunächst einmal groß. Bislang sagt die Statistik schlicht, dass es schwer bis unmöglich ist, Belichicks Weg zum Erfolg nachzuahmen, egal wie lange der jeweilige Assistent unter und mit Belichick gearbeitet und von ihm gelernt hat.
Eine Ausnahme bei Flores: Im Gegensatz zu den meisten Coaches vor ihm hat er nicht nur als Position-Coach und Lehrer auf dem Feld Erfahrung gesammelt, sondern auch einerseits andere Bereiche des Balls (Assistent in der Offense und im Special Team) kennen gelernt, sowie als Scout über mehrere Jahre eine andere Seite des Geschäfts bearbeitet. Letztlich fand der einstige überaus erfolgreiche College-Linebacker den Weg zur Defense, wo er ebenfalls verschiedene Postionen betreut hat.
Flores gilt als ein Coach, der bei den Spielern ein sehr hohes Standing genießt, sowohl als Lehrer, als auch als Coach; der über ein hohes Maß an Spielverständnis verfügt und dennoch offen für äußere Einflüsse ist. Als defensiver Play-Caller bei den Pats in der vergangenen Saison - auch wenn er offiziell nie den Titel des Defensive Coordinators hatte - verbesserte Flores insbesondere die Pass-Defense im Vergleich zum Vorjahr unter Matt Patricia und im Laufe der Saison waren positive Entwicklungen erkennbar.
Miami hat defensives junges Talent - Raekwon McMillan und Jerome Baker direkt bei den Linebackern, Minkah Fitzpatrick, Xavien Howard - und hier dürfen die Dolphins positive Fortschritte erwarten. Flores' Qualitäten ganz praktisch als Coach werden beim Umbruch, der Miami bevorsteht, eine große Rolle spielen.
Wichtigste Baustelle: Der Ansatz für 2019. Aus Miami hört man aus Insider-Kreisen zuletzt immer wieder, dass die Dolphins intern einen Umbruch angehen wollen. 2019 könnte demnach als Übergangsjahr und Chance für junge Spieler, sich zu zeigen, abgehakt werden, um dann mit einem hohen Pick im 2020er Draft den Wunsch-Quarterback - glaubt man den Berichten, dürfte das am ehesten Alabamas Tua Tagovailoa sein - auswählt.
Das liest sich auf dem Papier zunächst gut und jahrelanges Mittelmaß, wie es die Dolphins jetzt seit einer Weile hatten, führt nirgendwo hin. Doch ein bewusst umgesetzter Umbruch geht sportlich in aller Regel mit vielen Niederlagen einher - für einen Rookie-Head-Coach eine schwere Hypothek, könnte er doch in der öffentlichen Betrachtung bei Fans und Medien nach der kommenden Saison bereits kräftig angezählt sein. Umbruch hin oder her.
Wie geht Flores damit um? Schafft er es, sportliche Niederlagen in langfristige Erfolge umzumünzen? Gelingt es ihm, das Team intern unangefochten anzuführen, auch wenn die erste Saison sportlich komplett in die Hose gehen sollte?
Laut ESPN-Informationen war Flores von allen in diesem Jahr neu angestellten Head Coaches der einzige, der einen vollen Fünfjahresvertrag - statt vier Jahre mit einer Team- oder anderweitigen Option auf das fünfte Jahr - erhalten hat. Es könnte ein Fingerzeig darauf sein, dass die Verantwortlichen den Umbruch akzeptiert haben und mit Flores bewusst durch diese sportlich potentiell schwere Phase gehen wollen.
Personelles Fragezeichen: Ryan Tannehill. Die Personalie schließt sich selbstredend nahtlos an den vorherigen Punkt an.
Tannehill hat es seit 2012 nicht geschafft, sich als wirkliche Antwort auf der Position zu etablieren. Teilweise spielten hier Verletzungen zur Unzeit eine Rolle, vor allem unter Gase, als er zwischendurch seine beste NFL-Phase hatte. Aber auch wenn er fit war hatte er zu wenige konstant gute Jahre, und viele Informationen aus Miami deuten darauf hin, dass jetzt auch die Verantwortlichen genug gesehen haben.
Tannehill zu traden oder zu entlassen könnte ein großer Schritt dahingehend sein, Cap Space für 2020 zu kreieren und den Umbruch einzuleiten. 2019 könnten die Dolphins mit einer günstigen Übergangslösung wie Ryan Fitzpatrick angehen, um sich dann 2020 neu auszurichten.
Sollte es zur Trennung von Tannehill kommen, ist Flores in der undankbaren Position, als Rookie-Head-Coach seinen Quarterback ersetzen zu müssen - und das mutmaßlich mit einem Spieler, der bei den Fans nicht allzu gut ankommt, nicht sein erster Wunschkandidat und auch nicht die langfristige Lösung ist.
Die Coordinators: Chad O'Shea (Offensive Coordinator), Patrick Graham (Defensive Coordinator). Flores hat mehrere Patriots-Coaches mit sich nach South Beach genommen. Co-Quarterbacks-Coach Jerry Schuplinski schließt sich Flores genauso an wie Cornerbacks-Coach und Defensive Pass Game Coordinator Josh Boyer, den manche als möglichen Flores-Nachfolger in Foxboro im Blick hatten. Auch Tight-Ends-Coach George Godsey war von 2011 bis 2013 bei den Pats.
Der wichtigste Name dürfte aber, angesichts der defensiven Prägung von Flores selbst, sein neuer Offensive Coordinator sein: Chad O'Shea, seit 2009 der Receiver-Coach in New England, galt bei den Pats als potentieller Nachfolger für Josh McDaniels, hätte der im Vorjahr den Head-Coach-Posten in Indianapolis angenommen. Stattdessen erhält er diesen Posten jetzt bei den Dolphins.
Für O'Shea, dessen Spezialität die Receiver sind, ist es der erste Posten als Offensive Coordinator in der NFL und es wird unheimlich spannend sein zu sehen, welches Scheme die Dolphins umsetzen wollen. Blickt man auf die tiefe Verwurzelung des 46-Jährigen in New England, könnte Flores ihn mit dem Ziel mitgenommen haben, die Erhardt-Perkins Offense in Miami zu installieren. Ein genereller Umbruch mit einem neuen Quarterback ein Jahr später wäre die ideale Voraussetzung dafür.
Auch Patrick Graham kennt Flores noch bestens von den Patriots, Graham war von 2009 bis 2015 in New England für Linebacker und Defensive Line zuständig. Nach zwei Jahren bei den Giants arbeitete er im Vorjahr unter Mike Pettine in Green Bay. Möglicher Takeaway: Flores hat in New England den Wert einer flexiblen Front mit kreativen Pressure- und Blitz-Paketen aus erster Hand erfahren.
Miami hat seine aktuellen Stärken in der Secondary und könnte seine Defense ähnlich aufbauen, wie die diesjährige Version der Patriots. Graham könnte dafür vom aggressiven Pettine noch einige Blitz-Designs mitbringen.