Oakland Raiders
Stat to Know 2018: Kein Quarterback mit mindestens 200 Pässen warf den Ball im Schnitt kürzer als Derek Carr (6,7 Average Intended Air Yards), der zudem die ligaweit drittniedrigste Play-Action-Quote (17,8 Prozent seiner Pässe) hatte.
Offense-Grundlage 2019: West Coast Offense.
Vielleicht die zentralste Frage bei den Raiders lautet: In wie weit kann man die vergangene Saison überhaupt als Maßstab verwenden? Die Offense wirkte über weite Strecken extrem vereinfacht, Derek Carr spielte wahnsinnig vorsichtig und individuell fehlte jegliche Feuerkraft. Mit einem aggressiven Frühjahr, nach dem unter anderem Antonio Brown, Josh Jacobs, Trent Brown und Tyrell Williams den neuen Kern dieser Offense bilden sollen, ist vielleicht auch Gruden eher gewillt, aggressiver zu Werke zu gehen. Seine Prägung ist glasklar die West Coast Offense, und das wird sich auch nicht ändern. Aber kann Gruden beispielsweise eine vertikalere Offense aufziehen, die Carr aber gleichzeitig auch umsetzen kann?
Philadelphia Eagles
Stat to Know 2018: Weder bei Second (39,3 Prozent) noch bei Third Down (11,2 Prozent) warf irgendein Team in der vergangenen Saison prozentual mehr Play-Action-Pässe als die Eagles.
Offense-Grundlage 2019: Flexible West Coast Offense mit Option-Elementen.
Doug Pederson hat im vergangenen Jahr die Abgänge seiner Assistenten Frank Reich und John DeFilippo fraglos gemerkt; insbesondere in puncto Play-Scripting zum Start in eine Partie hatten die Eagles merkliche Defizite. Doch im Laufe der Saison fand die Offense zunehmend ihren Rhythmus, und im Kern ist es nach wie vor eine der am besten designten Offenses in der NFL. Run Pass Options, Motion, Misdirection, sehr viel Play Action, Screens - kurzum: Die Arbeit des Quarterbacks soll erleichtert werden. 2018 gab es dann zudem noch einen massiven Anstieg was den Einsatz von 12-Personnel, also zwei Tight Ends gleichzeitig auf dem Feld, angeht; mit Dallas Goedert als Ergänzung zu Zach Ertz dürfte sich das eher noch erweitern. Gleichzeitig haben die Eagles aber auch ein extrem tiefes Wide Receiver Corps und können Defenses hieraus ebenfalls auf unterschiedlichste Arten attackieren.
Pittsburgh Steelers
Stat to Know 2018: Die Steelers führten die Liga in Spielzügen aus Empty Formations - also mit dem Quarterback alleine im Backfield - an. 18 Prozent der Steelers-Plays kamen aus solchen Aufstellungen.
Offense-Grundlage 2019: Flexible Spread/Air Coryell Offense.
Im ersten Jahr unter dem neuen Offensive Coordinator Randy Fichtner warf ligaweit kein Team mehr Pässe als die Steelers (713) und nur die Packers (32 Prozent) liefen im Verhältnis seltener als Pittsburgh (33 Prozent). Die Offense agierte schnell, sie setzte Defenses konstant durch die Luft unter Druck und Ben Roethlisberger erhielt, nicht zuletzt durch zahlreiche Empty Sets, mehr Flexibilität an der Line of Scrimmage. Angesichts der vielen 5-Wide-Formationen wurde er den Ball auch häufiger in weniger als 2,5 Sekunden los (60,3 Prozent seiner Dropbacks) als irgendein anderer Quarterback. Zu großen Teilen waren das die Aspekte, die man sich in Pittsburgh aus taktischer Sicht vor der Saison erhofft hatte, lediglich das vertikale Element im Passspiel war nicht so ausgeprägt, wie im Vorfeld vermutet. Kurios ist ansonsten nach wie vor der Umgang mit Play Action: Seit Jahren verwendet kein Team dieses Mittel seltener als die Steelers, und wenn sie Play Action Pässe werfen, sind sie damit im Liga-Vergleich äußerst ineffizient.
San Francisco 49ers
Stat to Know 2018: Die einzige Offense in der NFL, deren Basis-Formation nicht 11-Personnel ist: Die 49ers agieren primär aus 21-Personnel, also mit zwei Running Backs gleichzeitig auf dem Feld, gemeinsam mit einem Tight End und einem Wide Receiver. Das aber kommt nicht auf Kosten der Flexibilität, im Gegenteil: Nur vier Teams spielten mehr Empty Sets als San Francisco (11 Prozent).
Offense-Grundlage 2019: West Coast mit Outside Zone Blocking.
An den Kernelementen der Shanahan-Offense hat sich nichts geändert: Play Action, der Fullback als Matchup-Waffe im Passspiel, Stack- und Bunch-Formations, um Receivern an der Line of Scrimmage einen freien Release zu geben, Run- und Pass-Formations sind extrem gut miteinander verbunden und so für die Defense schwer zu lesen. Letzteres funktioniert über das Outside Zone Blocking, aus dem San Franciscos Run Game genau wie das Play-Action-Passspiel entsteht. Hier haben die 49ers in George Kittle eine neue Elite-Waffe gefunden, seine Fähigkeiten als Blocker bei Run Plays und mit seiner Geschwindigkeit nach dem Catch bei Passspielzügen machen ihn zum idealen Tight End für Shanahans Play-Action-Passspiel. Die Rückkehr von Jimmy Garoppolo in Kombination mit Kittle, Dante Pettis, Neuzugang Tevin Coleman und Zweitrunden-Pick Deebo Samuel sorgt für berechtigten Optimismus. Shanahans Offense nämlich funktionierte schematisch auch im Vorjahr mit Nick Mullens und Backup-Receivern.
Seattle Seahawks
Stat to Know 2018: Kein Team lief ansatzweise so viel bei First Down wie die Seahawks (64 Prozent) und selbst bei Second Down landete Seattle (53 Prozent) nur knapp hinter Spitzenreiter Buffalo (54 Prozent).
Offense-Grundlage 2019: Run-Heavy Air Coryell.
Brian Schottenheimer hat in seinem ersten Jahr in Seattle genau das umgesetzt, was man im Vorfeld erwartet hatte. Schottenheimer setzte mit beeindruckender Hartnäckigkeit auf das Run Game, geprägt von einer Mischung aus Power und Zone Blocking - sowie jeder Menge Yards nach Kontakt vor allem von Cris Carson. Auch Russell Wilson war mit 39 designten Runs zusätzlich zu 31 Scrambles Teil des Run Games. Die Pass-Quote von gerade einmal 48 Prozent bedeutete den abgeschlagenen letzten Platz, Seattle spielte keine 3-Play-Sequenz häufiger als Run-Run-Pass. Das kombinierte er mit einem vertikalen Passspiel, und so trug Russell Wilson diese Offense mit 1.108 Passing-Yards, 15 Touchdowns und nur einer Interception bei Pässen über mindestens 20 Yards in die Playoffs. Das Problem dabei? Während sich Ersteres - also der Fokus auf das Run Game - definitiv fortsetzen wird, ist Letzteres - also das unheimlich erfolgreiche vertikale Passspiel - so nur schwer wiederholbar. Auch für Russell Wilson, der neben Tyler Lockett noch D.K. Metcalf als vertikale Waffe für sein Arsenal bekommen hat.
Tampa Bay Buccaneers
Stat to Know 2018: Komplizierte Pässe in enge Fenster - das war das Thema der Bucs-Offense 2018. Winston (10,8 Average Intended Air Yards) und Fitzpatrick (10,2) warfen den Ball im Schnitt am zweit- beziehungsweise drittweitesten. Gleichzeitig hatten beide prozentual die dritt- (Fitzpatrick) und viertmeisten (Winston) Pässe in enge Fenster.
Offense-Grundlage 2019: Flexible Air Coryell Interpretation.
Bruce Arians ist zurück in der NFL, und das wird in Tampa Bay einige Dinge verändern. Die Offense bleibt zwar sicher eine der vertikalsten der Liga, trotzdem geht auch das Quarterback-freundlicher als zuletzt unter Dirk Koetter. Einfache Dinge wie Pre-Snap-Motion, Running Backs als Waffen im Passspiel, zusammenarbeitende Routes oder auch das gezielte Attackieren einzelner Verteidiger durch Play-Designs werden Jameis Winston die Arbeit erleichtern. Dabei könnte Chris Godwin vermehrt eine Big-Slot-Rolle erhalten, womöglich mit einer vertikaleren Rolle für Tight End O.J. Howard. Eine ausführliche Vorschau auf die neue Buccaneers-Offense findet ihr hier.
Tennessee Titans
Stat to Know 2018: Die Titans hatten, auf einem geteilten vorletzten Platz gemeinsam mit Washington und Houston, die zweitniedrigste Pass-Quote bei First Down (41 Prozent).
Offense-Grundlage 2019: Run-Heavy West Coast/Erhardt-Perkins Hybrid.
Die Titans haben zwar schon wieder einen neuen Offensive Coordinator - Arthur Smith übernimmt für Matt LaFleur -, doch am grundlegenden Ansatz wird sich nichts ändern. Smith arbeitet bereits seit 2011 in Tennessee und hat über die letzten drei Jahre die Tight Ends trainiert, er hat bereits bestätigt, dass die Offense im Kern gleichbleiben soll und auch die gleiche Terminologie haben wird wie im Vorjahr unter LaFleur. In dem Zusammenhang bleibt festzuhalten, dass die Titans 2018 nicht den erhofften Fortschritt machten; Tennessee war extrem Run-lastig, spielte nach wie vor viele 3-TE-Formationen und war auch hieraus sehr eindimensional auf den Run ausgerichtet und spielte ligaweit mit die wenigsten Shotgun-Formationen. Also keine Spread Option Offense, wie man sie bei Mariota eigentlich, angelehnt an seine College-Karriere, gerne einmal sehen würde. Die wird es wohl auch 2019 nicht geben.
Washington Redskins
Stat to Know 2018: 11-Personnel ist die neue Basis-Formation in der NFL, Washington gehörte mit einer 11-Personnel-Quote von 71 Prozent zur Liga-Spitze. Doch nur Arizona, die Jets, Denver und Buffalo verzeichneten im Schnitt weniger Yards pro Pass aus 11-Personnel als die Redskins (6,3).
Offense-Grundlage 2019: West Coast Offense.
Letztlich stand die Offense genau wie die gesamte Saison in der Hauptstadt im Zeichen der Verletzung von Alex Smith. Im Kern ist Jay Grudens Offense eine nah an die West Coast Offense angelegte Idee, tendenziell mit kurzen Dropbacks und schnellen Pässen, um vor allem via Play Action dann Defenses tief zu attackieren. Dafür haben sie in Dwayne Haskins einen potenziell sehr gut passenden Quarterback im Draft gefunden. Doch auch das Run Game spielt in Grudens Variante eine vergleichsweise große Rolle. Sollte der Zwist mit Left Tackle Trent Williams tatsächlich in einer Trennung enden, wäre das nicht nur für den Rookie-Quarterback, sondern auch für Grudens Idee vom Run Game ein empfindlicher Rückschlag.