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Browns-Hype, Jaguars-QB, Vikings, Bengals, Patriots - eure Fragen
Chris Hook, Dennis SK, Pingpong Penguine: Browns-Quarterback Baker Mayfield schockierend schwach oder die Titans-Defense so stark? Oder ist es doch einfach die Line der Browns, die sie möglicherweise diese Saison an Größerem hindern könnte? Ist Mayfield hinter dieser Line nur die Hälfte wert?
Für mich ein klassisches "Overreaction-Spiel" in Woche 1. Ja, wir haben bei den Browns die befürchteten Probleme in der Offensive Line immer wieder gesehen und das wird man in den kommenden Spielen beobachten müssen. Diese Probleme wurden natürlich mit dem völlig berechtigten Platzverweis von Greg Robinson noch größer, als Cleveland dann noch Spieler herumschieben musste. Das war ein Brandherd, gleichzeitig lag hier nicht der zentrale Grund für die Niederlage. Die O-Line ist nicht gut, aber sie ist auch nicht so schlecht, dass sie eine Saison versenken sollte.
Mein Eindruck nach dem Tape dieses Spiels: Mayfield wollte zu häufig zu viel. Immer wieder hat er den Ball lange gehalten und vor allem regelmäßig versucht, hochriskante Pässe in engste Fenster zu werfen. Das führte zu Turnovern sowie zu Pässen, die ebenfalls in Turnovern hätten enden können. Aber: Er war auch nicht so schlecht, wie die Highlight-Zusammenschnitte nahelegen könnten.
Das kann man zu einem gewissen Grad der Week-1-Aufregung zuschieben, genau wie auch die unglaubliche Masse an Strafen, die die Browns kassiert haben. Cleveland kassierte 18 Penalties, der Franchise-"Bestwert" seit 1951. Das allein macht es schwer, ein Spiel in der NFL zu gewinnen. Aber Mayfield hatte auch einige absolut sehenswerte Pässe, die defensive Front hatte dominante Phasen und an der individuellen Qualität des Waffenarsenals hat sich ebenfalls nichts geändert.
Clevelands Fehlstart war in meinen Augen, zumindest zu einem beträchtlichen Part, das Ergebnis von zu vielen Emotionen und daraus resultierend Undiszipliniertheiten sowie dem Willen, zu viel machen zu wollen. Nicht nur bei Mayfield, sondern generell. Das ist nichts, was ein Team über die gesamte Saison prägen sollte. Nach all dem Offseason-Hype war das natürlich ein Schlag in die Magengegend, für mich ist das aber eines der Spiele, bei dem man am meisten mit Woche-1-Überreaktionen aufpassen sollte.
Dennis Freese, dasweißichdochnicht, MT - Herbrum 7, Benjamin Moser: Wie werden die Jaguars nach der Verletzung von Foles mit ihrer Quarterback-Situation umgehen?
Foles wird den Jaguars mindestens bis Woche 11 fehlen. Aber die Jags suchen weder eine Alternative zu Foles - dem sie gerade erst viel Geld gezahlt haben - noch wollen sie Gardner Minshew als Backup ersetzen. Deshalb brauchten sie nicht mehr als einen Backup, der ihnen eine Base-Line gibt und der nicht viel Geld kostet. Ich dachte da etwa an die Kategorie Paxton Lynch; am Ende ist es der Ex-Steeler Josh Dobbs geworden.
Und das ergibt Sinn: Ich sehe keinen Grund, warum man Minshew jetzt nicht starten lassen sollte. Offensichtlich hat er in der Saisonvorbereitung als Late-Round-Pick so überzeugt, dass er der klare Backup-Quarterback war. Er hatte, das hat man immer wieder gehört, bereits ein hohes internes Standing und auch sein Debüt gegen die Chiefs kann sich absolut sehen lassen.
Er hatte einzelne Fehler, darunter ein Pass, der ein Pick Six hätte sein müssen, in der Summe aber sah man die Kurzpass-Accuracy, das Timing und das gute Pocket-Verhalten. Er hatte einige exzellente Pässe in engste Fenster und beherrschte die Offense schon erstaunlich gut. Das sah nach viel mehr als einem Late-Round-Rookie-Backup aus.
Minshew war mein Nummer-5-Quarterback vor dem Draft, und zumindest ich habe ihn nirgendwo sonst so hoch gesehen. Damit ist auch klar, dass ich bei ihm vermutlich positiver gestimmt bin als die meisten, wenn es darum geht, wer die nächsten zwei Monate für die Jaguars Quarterback spielen soll.
Was wir von der Offense gestern gesehen haben - kurze Route-Kombinationen, Screens, ein schneller Rhythmus im Passspiel und darauf aufbauend einige vertikale Shot-Plays - passt perfekt zu dem, was Minshew im College ausgezeichnet hat. Ich persönlich bin gespannt darauf, ihn über die nächsten Wochen auf NFL-Level zu studieren. Anhand meiner Analyse seines College-Tapes hätte es die Jaguars mit der bitteren Foles-Verletzung in meinen Augen deutlich schlimmer treffen können.
Markus: Die Pats haben in Week 1 oft mit 20-Personnel gespielt und haben mit AB jetzt auch effektiv sieben Wide Receiver im Kader für den zweiten Spieltag. Denkst du, dass wir in den nächsten Spielen auch Air Raid Ansätze sehen werden, da James White auch oft als Receiver genutzt wird?
Sehr gute Beobachtung - und ja, das ist genau das, was ich erwarte. Als wir vor der Saison spekuliert haben, wie die Patriots ihre Offense - insbesondere angesichts der Tight-End-Fragezeichen - anpassen könnten, war das auch für mich der logische Schritt.
Die Pats haben sich in der Offseason mehrere große Wide Receiver geholt, die gewissermaßen die Rolle eines Receiving-Tight-Ends ausfüllen können; und mit zwei Running Backs, beziehungsweise einem Running Back und einem Fullback auf dem Feld, spielten schon letztes Jahr nur die 49ers häufiger als New England. Die Patriots kreieren so Matchup-Vorteile und schaffen es, die Defense ins Base-Personnel zu bekommen.
Insbesondere 20-Personnel, also zwei Running Backs und keinen Tight End auf dem Feld, sieht man in Air Raid Offenses häufiger: Der zweite Running Back gibt einem mehr Möglichkeiten für Blitz-Pickups, gleichzeitig müssen beide aber auch in der Lage sein, Routes zu laufen. New England hat die Spieler dafür und hat genauso gespielt. 20-Personnel war so etwas wie die Basis ihrer Offense in Week 1.
Die Patriots werden dieses Jahr eine Top-5-Offense haben, daran besteht für mich kein Zweifel. Pittsburghs Defense zum Auftakt war zwar desolat und auch hier gilt, dass man nicht überreagieren darf. Doch der Ansatz der Patriots, viel mit Play Action zu agieren, die Steelers in der tiefen Mitte des Feldes zu attackieren und mit den Wide Receivern und Running Backs die gewohnten Mismatches im Passspiel zu kreieren, wird mit Antonio Brown auf dem Feld nur noch gefährlicher werden.
Max G.: Welche Gründe gibt es für die schwache Offensivleistung der Falcons?
Protection, Protection, Protection. Zwei Themen prägten die Offseason der Falcons aus Offense-Sicht: Die Investitionen in die Offensive Line auf der einen sowie die Rückkehr von Offensive Coordinator Dirk Koetter auf der anderen Seite.
Diese beiden Dinge gehen Hand in Hand. Die Falcons hatten letztes Jahr schon Probleme in der Offensive Line, diese wurden im Saisonverlauf immer größer. Diese Baustelle musste also so oder so adressiert werden. Gleichzeitig steht Koetter für eine deutlich vertikalere Passing-Offense als das, was Atlanta letztes Jahr gespielt hat. Das bedeutet unweigerlich auch, dass der Quarterback den Ball länger halten muss, tiefe Dropbacks hat und die Route-Kombinationen mehr Zeit brauchen.
Matt Ryan hatte am Sonntag ein grausames Spiel gegen Pressure. Quarterbacks haben gegen Pressure grundsätzlich naturgemäß schlechtere Stats als aus einer sauberen Pocket heraus, aber auch mit dem Maßstab war Ryan am Sonntag schlecht, wenn er unter Druck stand. Und vereinfacht gesagt: Wenn Ryan gegen Pressure so schlecht aussieht, wird Koetters Offense vermutlich immer gehörig Sand im Getriebe haben, weil dann aus erhofften Big Plays eher Turnover werden. Wenn er dann aber auch noch konstant unter Druck steht, ist das Spiel offensiv so gut wie verloren.
Für Atlanta war das Spiel am Sonntag gegen eine Starke Vikings-Front eine sehr gute erste Standortbestimmung, und die ging - angefangen mit Rookie-Tackle Kaleb McGary - gehörig in die Hose.
Wie bei jedem Team gilt auch hier, dass man Woche 1 nicht zu hoch hängen sollte. Aber da es bei Atlanta ein Thema ist, das sich von der Vorsaison über die Starter-Einsätze der Preseason bis in Woche 1 durchgezogen hat, ist ein höheres Maß an Skepsis hier durchaus angebracht. Mit der Verletzung von Rookie-Guard Chris Lindstrom obendrauf ist drastische Besserung auch nicht abzusehen.
Der Ortegajäger: Wie sehr bist du von der Leistung der Bengals überrascht und lassen sich im Laufe der Saison konstant ähnliche Spiele abliefern?
Zunächst einmal: Respekt vor dem Auftritt der Bengals in Seattle. Ich dachte nicht, dass dieses Spiel so eng werden würde, weil ich davon ausging, dass die Seahawks-Offense dieses Spiel durch die Luft besser kontrolliert (was bei besserem Play-Calling womöglich auch machbar gewesen wäre, herzlich willkommen zurück bei dieser Storyline! Seattle war hier wieder ein absolutes Desaster!); vor allem aber ging ich davon aus, dass Seattles Front eine schon jetzt absolut dezimierte Bengals-Line auseinandernehmen würde.
Teilweise haben wir das auch gesehen. Im Run Game war für die Bengals nicht viel zu holen, Clowney und Jefferson dominierten an der Line of Scrimmage. Aber Head Coach Zac Taylor und Andy Dalton zogen ein gutes Kurzpassspiel auf und Seattle hatte keine Antworten auf John Ross. Hier wurden die Schwachstellen in Seattles Secondary, die sowohl die Cornerbacks als auch Safety betreffen, überdeutlich.
Cincinnati gelang es in der Summe, Seattles Schwachstellen - ganz besonders die Secondary, aber auch die Underneath-Coverage einer Seahawks-Defense, die extrem viel mit Base-Personnel und extrem wenig im Sub-Package auf dem Feld war - zu attackieren, während die Seahawks-Offense ihren Teil dazu beitrug, dass das Spiel eng blieb.
Und da müssen sich die Bengals auch an die eigene Nase packen, dass sie das nicht besser ausgenutzt haben. Cincinnati hatte fast 200 Yards mehr als Seattle, blieb aber mehrfach in der Red Zone ohne Punkte. Fumbles, dazu ein Field-Goal-Fehlschuss - die Seahawks hätten sich in keinster Weise über eine Niederlage beschweren dürfen.
Was sagt uns das aus Bengals-Sicht? Es war ein ermutigendes Debüt für Zac Taylor und die Passing-Offense, auch wenn man bei John Ross und seiner Vorgeschichte mit Verletzungen und Inkonstanz natürlich auf die Euphoriebremse treten muss. Aber die defensive Front war stark, die O-Line-Problemen wurden kaschiert und die Taylor/Dalton-Kombination lässt hoffen.
Sascha Steinfeldt: Haben die Vikings tatsächlich die Offense zum Laufen gebracht (sogar im wahrsten Sinne des Wortes), indem die O-Line stabiler ist? Oder lag es am Unvermögen der Falcons?
Am ehesten liegt die Antwort in der Mitte. Dass Minnesotas Run Game im Kubiak-Scheme aber effizienter werden würde, war absehbar; und genau diesen Effekt sahen wir am Sonntag: Minnesota war mit seinen Outside-Zone-Runs konstant gefährlich und hat in Dalvin Cook dafür auch den perfekten Running Back. Einige explosive Runs über außen, einige explosive Runs durch die eingebauten Cutbacks nach innen. Das war kein Zufall, und das wird auch ein konstantes Thema für die Vikings-Offense bleiben.
Ein ganz großes Aber: Die Vikings haben dieses Spiel auf eine Art und Weise gewonnen, auf die sie - da muss man sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen - nicht wahnsinnig viele Spiele gewinnen werden. Nicht nur weil Cousins gerade einmal zehn (!) Pässe warf; vor allem die Pass-Protection war gegen einen nicht gerade furchteinflößenden Falcons-Pass-Rush ein echtes Problem. Wieder einmal.
In der Folge passierte das, was wir letztes Jahr auch einige Male gesehen haben: Cousins hatte ein gutes, vor allem nahezu fehlerfreies Spiel gegen Pressure. Nur ist das nicht konstant wiederholbar und Minnesota könnte in gewisser Weise Gefahr laufen, in der Offense ähnliche Probleme wie im letzten Jahr zu bekommen; mit einem besseren Run Game für einen leicht erhöhten Floor.
football-pillsen: Die größte Überraschung für dich sind nicht die Ravens, weil ...?
... ich nicht erwartet hätte, dass wir diesen Auftritt der Redskins-Offense in der ersten Hälfte bei den Eagles sehen würden. Dass Washingtons Defense den Eagles einige Probleme bereiten konnte, war nicht allzu überraschend - zumal Philly im Laufe des Spiels hier ja klar das Zepter übernahm und insbesondere über DeSean Jackson zu Big Plays kam.
Case Keenum musste nur einen Sack einstecken, er warf einige perfekte Deep Balls; und all das ohne auch nur den Ansatz eines Run Games. Keenums Inkonstanz, die untrennbar mit seinen Hochs verbunden ist, war im Laufe des Spiels ebenfalls zu sehen. Die Redskins waren nicht in der Lage, weitere Big Plays nachzulegen oder kontrollierende, lange Drives hinzulegen.
Aber die Hochs in diesem Spiel waren schon deutlich mehr, als ich für den Auftakt bei den Eagles erwartet hatte, und in Person von Terry McLaurin hatte Washington ein sehr vielversprechendes Wide-Receiver-Debüt. Nichts davon hatte ich am Sonntag kommen gesehen.
Die andere große Überraschung ist Oakland. Dass die Raiders, umso mehr natürlich ohne Antonio Brown, gegen diese Broncos-Defense unter Vic Fangio ein solches Spiel hinlegen würden, hatte ich absolut nicht erwartet. Wenn ich einen Spieler individuell als Überraschung in Week 1 herausstellen würde, wäre es vielleicht sogar Derek Carr.