4. Die New York Jets müssen Adam Gase feuern
Diesen Punkt kann man vergleichsweise kurz halten. Eine taktische Analyse gab es bereits letzte Woche, aber hier ist die ganz simple Wahrheit: Es ist schwer, Argumente zu finden, warum Adam Gase nicht noch diese Woche von den New York Jets entlassen werden sollte. Selbst in die Richtung zu gehen, dass Kontinuität wichtig ist, auch für Darnolds Entwicklung, hilft ihm hier nicht - lieber keine Kontinuität als Woche für Woche das Gefühl, dass das Endergebnis noch geringer ist als die Summe der Teile.
Den Eindruck hatte man auch wieder gegen die 49ers. Und das war nicht irgendein Spiel: San Francisco war unter anderem bereits ohne George Kittle, Deebo Samuel, Weston Richburg und Richard Sherman in die Partie gegangen und verlor dann im Laufe des Spiels die Pass-Rusher Nick Bosa und Solomon Thomas, sowie Quarterback Jimmy Garoppolo und Running Back Raheem Mostert verletzungsbedingt. Und trotzdem war es nicht einmal knapp.
Die Jets ließen Big Plays im Run Game zu, wurden immer wieder von Shanahans Play-Designs überrumpelt und fanden trotz all der Ausfälle offensiv lange überhaupt nicht statt. Egal ob über das Run Game oder mit kurzen Pässen bei langen Third Downs, ob bei unkreativen offensiven Play-Designs oder ängstlichen In-Game-Entscheidungen wie dem absurden Field Goal spät im Spiel, weil Gase im dritten Viertel ein paar positive Vibes kreieren wollte. Bei 3:24 im Rückstand macht ein Field Goal aber nun einmal vor allem aus einem 3-Possession-Rückstand einen - nun, 3-Possession-Rückstand.
Adam Gase hat als Head Coach jetzt eine Bilanz von 30 Siegen und 37 Niederlagen, die 13:31-Pleite am Sonntag war für ihn die 29. Niederlage mit zweistelligem Rückstand sowie die 24. Niederlage mit mindestens zwei Touchdowns weniger als der Gegner. So wie sich Gang Green über die ersten beiden Spiele präsentiert hat, lässt sich nur eine Schlussfolgerung ernsthaft ziehen: Dieses Team ist auf der Überholspur Richtung Nummer-1-Pick und Gase hat kein gewichtiges Argument auf seiner Seite. Die Jets brauchen einen Neustart, und ein Aufschub hilft niemandem.
5. Für welche Playoff-Anwärter hängt die Saison am seidenen Faden?
Minnesota Vikings (0-2): Gegen die Packers war es eine extrem anfällige Defense mit einer konservativen, sich selbst limitierenden Offense, die erst zu Stats kam, als Green Bay mit deutlicher Führung defensiv passiver wurde. Gegen Indianapolis war es eine wacklige Defense, die bei einem Drop von T.Y. Hilton Glück hatte - vor allem aber eine, und das kann man nicht deutlich genug sagen, desolate Offense. Ultra-konservativ, keine Flexibilität im Play-Calling, Cousins mit großen Problemen in der Pocket und mit seinen Reads. Stefanski scheint hier deutlich mehr zu fehlen als erwartet. Dass Minnesota in der Secondary jung ist und hinter Adam Thielen Receiver-Fragezeichen hat, war klar - nach zwei Wochen muss man konstatieren, das selbst "Liga-Mittelmaß" womöglich ein zu optimistisches Ziel für dieses Vikings-Team ist. Es ist der erste 0-2-Start für Minnesota seit 2013, dem letzten Jahr unter Leslie Frazier.
Philadelphia Eagles (0-2): Es fühlt sich an wie letztes Jahr - eine Bilanz, die in anderen Divisions schon ernsthafter Grund zur Sorge wäre, ist in der NFC East ein Stück davon entfernt. So bleiben auch die Eagles im Rennen, und dennoch ist der 0-2-Start mit drei der nächsten vier Spiele gegen die 49ers, Steelers und Ravens (dazu Cincinnati) mehr als nur ein Warnschuss. Insbesondere mit Blick auf eine Personalie: Carson Wentz. Wentz hatte schon gegen Washington eine teilweise üble Vorstellung und verfehlte auch gegen die Rams einfach viele Würfe, dazu kam ein horrender Pick in glasklare Coverage in die Endzone. Ich hatte letzte Woche als Week-1-Overreaction einen QB-Tausch in Philly im Laufe der Saison prognostiziert. Ich bin mir nicht sicher, wie gewagt die These noch ist.
Houston Texans (0-2): Natürlich war das Auftaktprogramm mit den Chiefs und Ravens denkbar übel - aber die Art und Weise, wie Houston sich dabei präsentierte, ist der besorgniserregende Part. Bill O'Brien zeigt bislang keinen Plan, wie er den Speed in seinem Wide Receiver Corps auch effizient aufs Feld bringt, die Offensive Line präsentiert sich bisher wackliger als letztes Jahr und dann gibt es immer wieder gravierende individuelle Fehler wie der Play-Call bei Fourth Down gegen die Ravens mit einem Bootleg in die attackierende Ravens-Front, oder auch der Fumble von Coutee. Houston hat Talent und einen Top-5-Quarterback, wirkt auf dem Feld aktuell aber ein wenig verloren und ohne übergreifenden Plan.
Detroit Lions (0-2): Letzte Woche war fraglos bitter, genau wie selbstverschuldet. Und gegen Green Bay? Die Defense war dieses Mal gegen den Lauf extrem wacklig, Detroit verspielte wieder eine solide Führung, Matt Stafford warf einen furchtbaren Pick Six und selbst konnten die Lions - obwohl sie es versuchten - nie ein eigenes Run Game aufziehen. Letztes Jahr verlor Detroit beide Spiele gegen die Packers, obwohl man jeweils nie zurück lag - außer eben am Ende. Eine kuriose Stat, die aber auch die Vorsaison versinnbildlicht: Detroit war oft eng mit dabei und hatte auch Pech. Trotz der bitteren Auftaktpleite gegen Chicago fühlt sich diese Lions-Saison anders an. Die Packers derweil sind das klar beste Team in dieser Division.
Denver Broncos (0-2): Es scheint einfach nicht die Saison für die Broncos zu sein. Erst die Verletzung von Von Miller, in Woche 1 dann die Verletzungen von Lindsay und Bouye, Sutton hatte den Auftakt verpasst - und dann verletzte sich gegen Pittsburgh am Sonntag auch noch Quarterback Drew Lock. Wie schwer dessen Schulterverletzung ist, bleibt vorerst abzuwarten, die vorsichtige Prognose schwankt zwischen zwei und sechs Wochen Pause. Was Denver mit Backup Jeff Driskel - begünstigt durch zahlreiche kritische Steelers-Strafen - noch ablieferte, war aller Ehren wert. Doch selbst falls Lock, dessen Entwicklung im Vordergrund steht, nur zwei Wochen ausfällt und auch Sutton, der erneut verletzt raus musste, schnell wieder spielen kann, ist der Spielraum für Fehler absolut minimal geworden. Die Personallage bleibt dünn und als nächstes warten Brady und die Bucs.