NFL

Power Ranking nach Woche 12: Wer sind die echten Super-Bowl-Anwärter?

Tom Brady und die Bucs rutschen im Power Ranking auf Platz 6.
© getty
Cookie-Einstellungen

16. San Francisco 49ers (5-6)

Platzierung nach Woche 8: 18.

Es ist extrem beeindruckend, was die Niners auch ohne Garoppolo, ohne Kittle, ohne Bosa und trotz Problemen in der Offensive Line noch Woche für Woche aufs Feld bringen. Und zumindest ein paar positive Nachrichten aus dem Lazarett gab es ja schon vor dem Sieg über die Rams, in Person der Rückkehrer Sherman, Samuel und Mostert. Die Niners sind noch immer ein gefährliches Team, das offensiv trotz der Ausfälle den Ball gegen jeden Gegner bewegen kann und defensiv schlicht ebenfalls exzellent gecoacht ist. Angeführt von Fred Warner und Arik Armstead haben die 49ers noch immer eine starke defensive Front, Jason Verrett bleibt endlich mal gesund und spielt eine exzellente Saison, mit Sherman zurück wird das San Francisco echten Spielraum in Coverage geben. Und schon jetzt blitzt Robert Saleh merklich vermehrt. Die Niners fallen mindestens in die "unangenehmer Gegner"-Kategorie, und wenn Garoppolo zurückkehrt, könnte San Francisco noch so einige Teams im Saison-Schlussspurt gehörig ärgern.

15. Cleveland Browns (8-3)

Platzierung nach Woche 8: 14.

Wenige Teams finde ich schwerer zu greifen. Die Browns stehen bei 8-3 und haben gerade ihre dritte Saison mit mindestens ausgeglichener Bilanz in diesem Jahrtausend - die erste Saison in dieser Kategorie seit 2007 - perfekt gemacht. Cleveland hat die beste Offensive Line und das beste Running-Back-Duo in der NFL, sowie ein offensives Scheme, das aus beidem das Maximum rausholt. Anders gesagt: Cleveland hat ein exzellentes Run Game, individuell, aber auch schematisch. Stefanski hat hier eine wirklich gute Rookie-Head-Coach-Saison. Ab dann aber werden die Fragezeichen größer. Ohne Odell Beckham fehlt ein echter X-Faktor im Wide Receiver Corps, Baker Mayfield war zuletzt leicht verbessert, wirkt aber noch immer wacklig, wenn er das Spiel mehr selbst machen muss, und die Defense ist eben im Liga-Mittelfeld. Und potenziell darunter, wenn Denzel Ward jetzt erstmal fehlt. Zumindest Myles Garrett kommt jetzt ja wieder zurück. Die Browns sind ein gutes Team, zur nächsten Stufe fehlt aber noch ein wenig.

14. Las Vegas Raiders (6-5)

Platzierung nach Woche 8: 13.

Das Spiel gegen Atlanta war ein Ausrutscher, der noch teuer werden könnte - im Endeffekt aber kein Spiel, das man überbewerten sollte. Die Raiders schlugen sich mit einer Vielzahl an individuellen Fehlern maßgeblich selbst. Derek Carr spielt unter dem Strich eine wirklich gute Saison, Jon Gruden holt viel aus der Offense raus, mit Waller, Renfrow, Agholor, Jacobs und Ruggs haben die Raiders ein vielseitiges Waffenarsenal, das gut zu Carr passt. Und das macht Las Vegas zu einem Team, das es auch mit besseren Gegnern aufnehmen und diese mindestens mal ärgern kann. Das Problem ist eben, dass die Offense das Team auch komplett tragen muss, denn die Defense ist eine der ligaweit anfälligsten. Die teuren Verpflichtungen der jüngeren Vergangenheit in Littleton und Joyner funktionieren weiterhin so gar nicht, die jungen Cornerbacks sind erwartungsgemäß inkonstant und individuell dominante Pass-Rusher sind auch weiterhin schwer zu finden.

13. Minnesota Vikings (5-6)

Platzierung nach Woche 8: 21.

Die Vikings-Offense muss man längst wieder in die Top-10 einsortieren - mindestens. Es ist eine der explosivsten Offenses der Liga, natürlich auch bedingt durch ein unheimlich vertikales Play-Action-Passspiel, doch auch im normalen Dropback Passing Game gehen die Vikings gerne tief. Thielen und Jefferson sind eines der zwei, drei besten Wide-Receiver-Duos dieser Saison, wenn nicht sogar ganz oben anzusiedeln, Cousins spielt eine sehr gute Saison und es gibt kaum einen Running Back, der es in puncto Explosivität mit Dalvin Cook aufnehmen kann. Und selbst die Defense, die mit so vielen Fragezeichen in die Saison gegangen war und dann noch Ngakoue nach kurzem Gastspiel wieder abgab und außerdem klar wurde, dass Hunter dieses Jahr nicht spielen würde, hat einigermaßen die Kurve zumindest Richtung Liga-Mittelfeld bekommen. Die Vikings haben nach wie vor ihre Schwachstellen, angefangen mit der Interior Offensive Line sowie phasenweise dem offensiven Play-Calling, über die Cornerbacks bis hin zum Pass-Rush. Aber Minnesota ist näher an den Top-10-Teams dran, als die Bilanz vermuten lassen würde.

12. Indianapolis Colts (7-4)

Platzierung nach Woche 8: 10.

Die Colts sind ein relativ rundes Team, im Sinne von: es gibt keine überdeutliche Schwachstelle, wie sie die meisten anderen Teams haben. Indianapolis hat eine starke Defensive Line, eine solide Secondary, eine gute Offensive Line, mit Pittman und Hines inzwischen mehr im Fokus eine solide Receiving-Gruppe und Rivers spielt in Ordnung. Aber die Formulierungen verraten es schon: Es ist viel "solide", viel "in Ordnung" - und wenig Spitzenqualität, gerade in der Offense. Und dann bekommt man unter dem Strich ein Team, das zumeist sehr unangenehm zu spielen ist, aber eben nach oben auch überschaubares Potenzial sowie wenig Spielraum für Fehler hat, und die Ausfälle der wenigen Schlüsselspieler nicht anderweitig kompensieren kann. Das ist nicht falsch zu verstehen, die Colts sind damit immer noch besser aufgestellt als die meisten anderen Teams. Nur für die Spitzengruppe reicht es in der Gesamtrechnung nicht.

11. Arizona Cardinals (6-5)

Platzierung nach Woche 8: 8.

Die Pleite gegen die Patriots dürfte auch den größten Optimisten in die Realität zurückgeholt haben. Die Cardinals sind - wenn man sieht, wo das Team vor zwei Jahren stand - in ihrer Entwicklung auf einem guten Weg, aber es gibt klar definierbare Baustellen, die man nicht mal eben so schließt. Offensiv fehlt noch immer zu häufig der Plan B, es fehlt die Explosivität im Passspiel, nur in manchen Spielen blitzt das auf. Zu viel stützt sich hier noch auf die individuelle Qualität von Hopkins sowie auf die Playmaker-Fähigkeiten von Kyler Murray. Dabei müsste mit einer guten Offensive Line und zumindest soliden Waffen hinter Hopkins für Kingsbury eigentlich mehr möglich sein. Wie groß sind die Schulterprobleme bei Murray wirklich? Defensiv muss man eine Lanze für Vance Joseph brechen. Nach dem ersten Saisonviertel wirkte Joseph wie ein sicherer Abschusskandidat, seitdem aber hat er sich merklich angepasst und leistet gute Arbeit. Die Cardinals spielen defensiv flexibler und aggressiver, und das obwohl die Defensive Line am Stock geht und ihren wichtigsten Spieler in Chandler Jones ohnehin schon seit einer Weile vermisst - und obwohl die Outside-Cornerbacks ein echtes Problem darstellen. Simmons findet zunehmend eine Rolle, Budda Baker spielt eine exzellente Saison. Arizonas Defense ist im oberen Liga-Mittelfeld, und das schon seit einer Weile. Viel mehr kann man angesichts der personellen Baustellen nicht verlangen.

10. Tennessee Titans (8-3)

Platzierung nach Woche 8: 11.

Der Sieg in Indianapolis war genauso wichtig wie eindrucksvoll, und unterstrich einmal mehr: Wenn Tennessee die Line of Scrimmage dominiert, dann ist dieses Team wahnsinnig schwer zu stoppen. Dass das mit Quessenberry auf Left Tackle gelang, war umso beeindruckender. Das ist die physische Identität dieses Teams, die ja nicht nur die Line, sondern gerade A.J. Brown und Derrick Henry ebenfalls verkörpern. Tennessee ist dann am besten, wenn die Passing-Offense selbst möglichst simpel ist: Kein Quarterback nutzt mehr Play Action als Ryan Tannehill, kein Quarterback holt mehr Yards pro Play-Action-Pass heraus als Tannehill und kein Wide Receiver mit mindestens 40 Targets holt mehr Yards nach dem Catch pro Reception als A.J. Brown (7,9). Tannehill hat sich im Dropback-Passspiel im Vergleich zum Saisonstart etwas stabilisiert, aber das ist der klare Plan A für die Titans, und wenn der funktioniert, ist Tennessee gefährlich. Problematisch wird es eben, wenn dieser Plan nicht klappt und wenn das Spiel mehr in Tannehills Hände gelegt wird. Dann muss man schnell über Tannehill selbst, über das offensive Play-Calling und natürlich über die Defense reden. Die Coverage ist und bleibt ein großes Problem, wer weiß, ob Adoree' Jackson das alleine reparieren kann - falls der überhaupt noch zurückkommt dieses Jahr. Für Jayon Brown, Tennessees besten Cover-Linebacker, ist die Saison bereits verletzungsbedingt beendet. Vor allem aber haben die Titans all diese Ressourcen in die Defensive Line gesteckt, und der Ertrag gerade im Pass-Rush ist dafür einfach zu gering.

9. Baltimore Ravens (6-5)

Platzierung nach Woche 8: 7.

Wirklich starker Auftritt der Ravens-Defense gegen Pittsburgh am Mittwochabend. Baltimore hat nach wie vor eine der klaren Elite-Defenses in der NFL, doch selbst das reicht eben nur, um die eigene Offense im Spiel zu halten. Und hier lautet die große Frage: Wie weit kann es für Lamar Jackson und Co. dieses Jahr gehen? Die Probleme in der Ravens-Offense wurden ja ausführlich diskutiert und abgehandelt: Das Passspiel ist zu limitiert, einerseits weil die Outside-Waffen fehlen, andererseits weil auch Lamar Jackson schlechter spielt als letztes Jahr. Gleichzeitig ist die Offensive Line deutlich schwächer als im Vorjahr, durch die Verletzung von Ronnie Stanley ist zusätzlich dazu die größte Säule weggebrochen. Und in der Gesamtrechnung ergibt das dann eine Offense, die sehr in der Mitte des Feldes spielen muss, gleichzeitig aber deutlich weniger an der Line of Scrimmage gewinnt und weniger explosive Plays am Boden von Lamar Jackson bekommt. Anders gesagt, Baltimore ist hier merklich limitiert, und falls die Ravens keinen funktionierenden Plan B entwickeln, müssen sie offensiv Woche für Woche komplett fehlerfrei spielen, um dann enge Partien für sich zu entscheiden. Und das ist schwer.