Die wichtigste Position im Football ist nach wie vor der Quarterback und fünf Teams haben - so ist die Hoffnung - ihre QBs für die Zukunft in Runde 1 des diesjährigen NFL Drafts gefunden. Die ersten drei Picks gingen dabei noch relativ planmäßig vonstatten - selbst die 49ers hatten nach Auskunft von Head Coach Kyle Shanahan entgegen aller Gerüchte nach ihrem Trade nie einen anderen Mann in Sicht als Trey Lance. Dessen Wahl jedoch dürfte auch die andauernden Gerüchte beenden, dass Jimmy Garoppolo getradet werden wird.
Lance hat großes Potenzial, ist aber noch sehr roh und würde wohl davon profitieren, im ersten Jahr noch ins zweite Glied zu rücken und hinter einem gestandenen QB zu lernen. Insofern macht das Festhalten an Jimmy G eventuell doch mehr Sinn als zunächst gedacht.
Die Draft-Geschichten von Justin Fields und Mac Jones wiederum involvierten eine gehörige Portion Glück und Zufall.
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Die New England Patriots an Position 15 und die Chicago Bears ursprünglich an 20 waren zwar im Vorfeld des Drafts mit etwaigen Trade-Szenarien in Verbindung gebracht worden, doch kaum jemand hätte damit gerechnet, dass beide Franchises auch außerhalb der Top 10 noch an ihre Quarterbacks herankommen würden.
Im Vorfeld des Drafts wurden gemeinhin fünf Top-Quarterbacks mit mehr oder minder hohen Grades auserkoren. Trevor Lawrence, Zach Wilson und Lance gingen von 1 bis 3 und danach wurden mit Spannung die potenziellen Trade-Kandidaten beobachtet. An 4 wären es die Atlanta Falcons gewesen, die sich dann aber doch für Super-Prospect Kyle Pitts (Tight End) entschieden. Und danach machten sowohl die Lions an Position 7 (Penei Sewell, OT) als auch die Panthers an 8 (Jaycee Horn, CB) und die Broncos (Patrick Surtain II, CB) ihre Picks.
NFL Draft 2021: Broncos verzichten auf Quarterback
Und hier kam die Geschichte dann ins Rollen, denn dadurch, dass die Broncos auf einen QB verzichteten und sogar den Dallas Cowboys an 10 ihren Wunschpick vor der Nase wegschnappten, waren letztlich auch jene zum Trade bereit. Sie tauschten mit den Eagles, die dann mit DeVonta Smith den letzten der Top-Wide-Receiver wiederum den New York Giants wegschnappten. Jene hatten dann auch keinen Grund mehr, selbst zu picken und es kam zur Premiere für General Manager Dave Gettleman, der erstmals für Big Blue in Runde 1 zurück tradete. Die Bears durften ran und zogen Justin Fields, den manche gar als zweitbesten QB der Klasse ansahen.
Der Preis für ihn war freilich hoch - die Bears schickten insgesamt vier Picks - davon zwei Erstrundenpicks - nach New York. Doch mit Fields entfachen sie neue Hoffnung in einer gebeutelten Fan-Base, die in Sachen Quarterback bislang nicht unbedingt verwöhnt wurde. Zugleich könnte eine gute Rookie-Saison von Fields die wackeligen Jobsituationen von GM Ryan Pace und Head Coach Matt Nagy ein wenig sicherer machen. Beide sitzen auf recht heißen Stühlen mit Blick auf die kommende Saison.
Läuft alles normal, dürfte Fields schon sehr früh starten und "QB1" Andy Dalton ganz schnell zum QB2 machen - Nick Foles wiederum könnte auch noch abgegeben werden.
Dass die Broncos wiederum keinen QB an Position 9 zogen, hält die vor dem Draft aufgekommenen Spekulationen um einen möglichen Trade für Aaron Rodgers am Leben. Jener hat offenbar genug von den Green Bay Packers, nachdem es in den vergangenen Wochen nicht zu einer Vertragsverlängerung kam - Rodgers hat noch einen Vertrag bis 2023, doch nichts davon ist nach einer Bonus-Zahlung in dieser Offseason noch garantiert. Und auch in dieser ersten Draft-Runde bekam er erneut keinen zweiten, verlässlichen Wide Receiver an die Hand.
Green Bay Packers: "Werden Aaron Rodgers nicht traden"
Und auch wenn Packers-GM Brian Gutekunst allen Spekulationen schnell einen Riegel vorschob (O-Ton: "Wir werden Aaron Rodgers nicht traden"), dürfte das Thema noch länger eines sein, wenn auch nicht unbedingt am Draft-Wochenende. Für Denver wiederum bedeutet das, dass sie aktuell mit Drew Lock und dem aus Carolina geholten Teddy Bridgewater in die Saison gehen und damit sehr wahrscheinlich die schwächste QB-Situation aller AFC-West-Teams vorweisen. Ein Rodgers-Trade - wahrscheinlich oder nicht - würde die Lage natürlich deutlich verbessern.
Und dann wären da ja noch die Patriots. Diese wurden sicherlich mit allen möglichen Trades in Verbindung gebracht - an die 4, an die 7, an die 8. Doch letztlich waren sie nicht bereit, einen potenziell enormen Preis für einen zukünftigen QB zu zahlen. Sie saßen die Sache aus und warteten geduldig ab - gewissermaßen so wie Head Coach Bill Belichick eben in allen Lebenslagen zu agieren scheint.
Doch auch bei ihnen spielte gehöriges Glück mit. Was für die Bears galt, galt nämlich auch für die Patriots. Hinzu kam, dass wenigstens durch die Vikings an Position 14 noch Gefahr drohte in Sachen Mac Jones. Nicht etwa, weil sie ihn hätten ziehen können, sondern vielmehr, weil jene selbst bereit waren für einen Trade. Und der kam dann auch, allerdings zum zweifelhaften Glück der Patriots durch die Jets, die offenbar ihren Division-Rivalen dem Vernehmen nach zum Glück gezwungen haben.
Die Jets sprangen direkt vor New England und sicherten sich mit Alijah Vera-Tucker den wohl besten Guard im Draft. Und jener soll laut Patriots-nahen Medien auch für die Patriots interessant gewesen sein, schließlich verloren sie Joe Thuney in der Free Agency an die Chiefs. Mit AVT vom Board jedoch war die Entscheidung für die Patriots ganz offenkundig eine leichte: Sie verschwendeten keine Zeit, reichten sehr schnell ihren Pick Nummer 15 ein und zogen Jones.
NFL Draft 2021: Patriots bekommen ihren Wunsch-Quarterback
Für die Patriots heißt das nun wiederum, dass sie wohl ihren Wunsch-Quarterback - oder war dieser eigentlich doch Trey Lance, der unerreichbar war? - bekommen haben. Das kolportierte Interesse an Fields hingegen war wohl doch nur eine Nebelkerze. Für die Zukunft bedeutet Jones vor allem eine Rückkehr zu Altbewährtem, denn er ist einer der wenigen noch vorhandenen Pocket-Passer. Eine geringfügig athletisch bessere Version des frühen Tom Bradys, der aber schon jetzt sehr präzise passt und schnelle, gute Entscheidungen trifft.
Vor allem aber bedeutet dies wohl auch auf Sicht das Ende, was das Konzept mit einem mobilen QB und einem Fokus aufs Run Game angeht, auf das zahlreiche andere Teams setzen. Und auf das die Patriots notgedrungen auch mit Cam Newton setzten - das lag 2020 aber auch am bescheidenen Waffenarsenal, das nun deutlich aufgerüstet wurde.
Die spannende Frage für den kommenden Sommer dürfte sein, welcher der beiden als Starter in die Saison geht. Sprich: Ist Jones schon so weit, dass er direkt übernehmen kann? Oder bekommt Newton tatsächlich noch seine erste reelle Bewährungschance in Foxborough mit verbessertem Spielermaterial um sich herum?
Wer sich letztlich als Glücksgriff oder Fehlgriff von diesen ersten fünf Quarterbacks im Draft herausstellt, lässt sich wenige Stunden nach Runde 1 kaum beurteilen. Die Entwicklung dieser QBs wird jedoch einmal mehr die Antwort auf die Frage liefern, wie sinnvoll es ist, für Quarterbacks nach oben zu traden. Die Bears selbst zahlten vor nicht allzu langer Zeit einen noch höheren Preis für das Recht, Mitchell Trubisky zu ziehen. Das war übrigens Chicagos vorletzter Erstrundenpick - bis dem Team letzte Nacht Fields in den Schoß fiel. Vielleicht liegen sie ja dieses Mal richtig.
NFL Draft 2021: Die Quarterbacks in Runde 1
Position | Spieler | College | Team |
1 | Trevor Lawrence | Clemson | Jacksonville Jaguars |
2 | Zach Wilson | BYU | New York Jets |
3 | Trey Lance | North Dakota State | San Francisco 49ers |
11 | Justin Fields | Ohio State | Chicago Bears |
15 | Mac Jones | Alabama | New England Patriots |