25. Jacksonville Jaguars (via LAR) - Christian Barmore, DT, Alabama
Der neue Jaguars-Coach Urban Meyer hat bereits darüber gesprochen, dass er sein Team über die Offensive und die Defensive Line aufbauen will. Jacksonvile hat defensiv insbesondere in der Interior Line noch jede Menge Luft nach oben, und Barmore ist in einer insgesamt schwach besetzten Klasse auf der Position für viele die klare Nummer 1. Allein diese Knappheit auf der Position wird ihn oben halten.
26. Cleveland Browns - Jaelan Phillips, Edge, Miami
Die Browns sind weiter an Jadeveon Clowney interessiert, würde mich nicht wundern, wenn hier vor dem Draft noch etwas passiert. Doch meine Herangehensweise für diesen Pick ändert das nicht wirklich: Die Browns haben wenige klare Baustellen, für Cleveland geht es darum, weiter Value einzusammeln und den Kader perspektivisch aufzustellen. Und in dem Gedankengang springt mich die Edge-Position - selbst mit Clowney, der ja vermutlich ohnehin nur eine kurzfristige Lösung wäre - noch immer am stärksten an.
Phillips ist rein vom Talent her vielleicht sogar der beste Edge-Rusher dieser Klasse. Bei ihm sind es eher medizinische Bedenken, die im Vordergrund stehen: Phillips hatte seine Karriere im College zwischenzeitlich infolge mehrerer Gehirnerschütterungen schon beendet, bevor er zurückkam und die vergangene Saison für Miami spielte. Damit ist er ein Risiko-Pick, den vermutlich nicht viele GMs in Runde 1 tätigen werden; doch Clevelands Kader erlaubt mittlerweile diese Art Pick.
27. Baltimore Ravens - Terrace Marshall, WR, LSU
Die Ravens haben sich mit der Verpflichtung von Sammy Watkins etwas Flexibilität gesichert, doch wenn das Board so fällt wie hier würde ich nicht ausschließen, dass Baltimore noch einen weiteren Receiver holt. Watkins ist nur eine kurzfristige Lösung, und die Ravens könnten selbst mit dem Ex-Chief durchaus noch eine weitere Outside-Waffe gebrauchen, um diesen Bereich des Feldes zu öffnen. Marshall könnte sich so ein Jahr hinter Watkins entwickeln und dann 2022 dessen Part übernehmen.
28. New Orleans Saints - Zaven Collins, LB, Tulsa
Die Saints wollen defensiv flexibel und aggressiv sein - Collins ist als Blitzer ein physisches Monster und hat zudem in Coverage positive Ansätze gezeigt. Er könnte neben Demario Davis starten und perspektivisch dessen Erbe antreten und würde den Saints sofort auf dem Linebacker-Level deutlich mehr Speed und Explosivität geben. Assistant-GM Jeff Ireland hat sich bei Collins' Pro Day persönlich vor Ort von dem Linebacker überzeugt.
29. Green Bay Packers - Kadarius Toney, WR, Florida
Nennt es Sturheit, nennt es Konstanz zu meiner Analyse der vergangenen (Off-)Season: Vielleicht gehen die Packers ihr Waffenarsenal ja tatsächlich mit einem Jahr "Verspätung" an. Denn für eine Offense, die so viel mit horizontalen Pass-Konzepten, mit RPOs, mit Play-Action-Crossern arbeitet, hat Green Bay nach wie vor überschaubares Talent für Yards nach dem Catch.
Letztes Jahr wurde Tyler Ervin teilweise in diese Rolle gepackt, spät in der Saison wurde Tavon Austin verpflichtet. Toney ist als Receiver noch roh, aber er würde in diese Rolle perfekt passen: Ein unheimlich explosiver Receiver, der aus dem Slot und im Windschatten von Davante Adams arbeiten könnte, Green Bay aber gleichzeitig eine Qualität geben würde, welche die Packers so in ihrem Receiving Corps aktuell nicht haben.
30. Buffalo Bills - Azeez Ojulari, Edge, Georgia
Cornerback ist hier denkbar, falls einer der Edge-Rusher aus der Spitzengruppe noch verfügbar ist, könnte hier aber der größere Value liegen. Ojulari ist der gefährlichste Speed-Rusher der Klasse und würde den Bills einen exzellenten Komplementär-Spieler zu Jerry Hughes geben. Wenn Buffalo in der AFC den nächsten Schritt machen will, dann müssen die Bills besser darin werden, aus dem 4-Men-Rush zum Quarterback zu kommen.
31. Kansas City Chiefs - Liam Eichenberg, OT, Notre Dame
Die Chiefs mussten mit ansehen, wie das Tackle-Board schon bis zur Mitte der ersten Runde leergepflückt wurde - und Kansas City will nicht riskieren, dass Runde 2 in der Hinsicht ähnlich verläuft. Eichenberg, der rein vom Talent her vielleicht eher in Runde 2 zuhause wäre, rutscht so ins Ende der ersten Runde. Der Vorteil: Im Gegensatz zu einigen Tackles mit womöglich mehr Upside ist Eichenberg ein sofortiger Plug-and-Play-Starter. Rundum unheimlich solide, ließ laut PFF über die letzten beiden Jahre keinen Sack zu. Day-1-Starter auf Left Tackle für die Chiefs.
32. Tampa Bay Buccaneers - Levi Onwuzurike, DT, Washington
Kein Team hat so einen komplett bestückten Kader wie die Bucs, die ihr gesamtes Super-Bowl-Team zurückbringen. Der Balanceakt für den Draft lautet also, einen Spieler zu finden, der idealerweise dabei hilft, noch einen Titel mit Tom Brady zu gewinnen - gleichzeitig aber auch im Idealfall eine Säule für die mittel- und langfristige Zukunft sein kann.
Running Back halte ich hier für denkbar, insbesondere, falls ein Back mit Receiving-Möglichkeiten wie Najee Harris noch verfügbar ist. Ansonsten sehe ich die Defensive Line als die Positionsgruppe, in der ein Spieler am ehesten früh einen Impact haben und zusätzlich langfristig Value haben kann. Onwuzurike ist extrem quick und explosiv, er könnte perspektivisch ein exzellentes Duo mit Vita Vea bilden und zunächst mit Ndamukong Suh rotieren.
Draft Tag 2: Was machen Seahawks, Rams und Texans?
Seattle Seahawks (Pick #56, 2. Runde)
Pick: Quinn Meinerz, OG/C, Wisconsin-Whitewater (Pick #59 bei GTM)
Sind wir ehrlich, das wahrscheinlichste Szenario für das Team, das nur drei Picks in diesem Draft hat, ist hier ein Downtrade. Ein Mock-Trade Ende der zweiten Runde geht dann aber vielleicht doch etwas weit. Kein Spieler in diesem Draft ist über den Pre-Draft-Prozess weiter nach oben geklettert als Meinerz, ich halte ihn für einen Spieler, der in Seattles Profil passt. Extrem athletisch, könnte Guard oder Center spielen und insbesondere auf Center ein potenzieller Day-1-Starter für die Seahawks. Bringt eine Explosivität im Run Game mit, die Pete Carroll gefallen sollte und wäre gleichzeitig auch ein mögliches Investment in eine längerfristige Zusammenarbeit mit Russell Wilson.
Cornerback wäre hier der noch offensichtlichere Need-Pick. Aber es kann gut sein, dass Seattle Ende der zweiten Runde kurz nach dem nächsten klaren Cut kommt und dann eher an Tag 3 auf einen Cornerback geht.
Los Angeles Rams (Pick #57, 2. Runde)
Pick: Jabril Cox, LB, LSU (Pick #60 bei GTM)
Die Rams haben einen Top-heavy-Kader, was unweigerlich dazu führt, dass man in manchen Bereichen dünn aufgestellt ist. Doch für vielleicht keine Positionsgruppe gilt das so extrem wie für die Inside Linebacker. Hier haben die Rams über die letzten Jahre zu einem gewissen Grad auch einfach "anders" gespielt, doch bleibt das auch so unter Raheem Morris? Cox kann covern, das hat er auch beim Senior Bowl unter Beweis gestellt, und er bringt die Maße sowie die Agilität mit.
Houston Texans (Pick #67, 3. Runde)
Pick: Payton Turner, Edge, Houston (Pick #67 bei GTM)
Wo soll man bei den Texans überhaupt anfangen? Deshaun Watson droht womöglich eine längere Sperre - ganz abgesehen davon, dass er Houston verlassen will - und das Team hat gleichzeitig so viele Baustellen, dass man hier in zahlreiche Richtungen gehen könnte.
Letztlich wird es für die Texans darum gehen, maximalen Value auf Premium-Positionen mitzunehmen, um diesen Kader schrittweise wieder in die Spur zu bringen - unabhängig davon, was mit Watson passiert. Turner könnte dabei ein guter Start sein: Ein langer Edge-Rusher mit überraschender Explosivität und Agilität, der noch etwas Zeit brauchen wird, aber als Rotations-Rusher von Anfang an neben Whitney Mercilus und Shaq Lawson einen Impact haben kann.